Arbeitsplätze für Wolfratshausen:Stellenbörse in XXXL

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Der Möbelkonzern stellt in Wolfratshausen mehr als 200 Menschen ein - so viele kommen allein in der ersten Stunde des Aktionstags zur Arbeitsagentur. Die Manager preisen ihren Laden, die Interessenten kommen kaum zu Wort

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

So groß dürfte der Andrang in der Wolfratshauser Agentur für Arbeit selten gewesen sein: Schon im Treppenhaus der Geschäftsstelle an der Sauerlacher Straße drängen sich am Dienstagnachmittag Frauen und Männer. Sie wollen in den vierten Stock, zur großen Stellenbörse für das Möbelhaus XXXLutz, das auf dem ehemaligen Gelände des Möbel Mahler eröffnen wird. Mehr als 200 neue Jobs wird es dort geben, gesucht werden unter anderem Verkäufer, Lageristen, Kassenkräfte und Köche. Zwar gehörten Stellenbörsen zum Angebot der Arbeitsagentur, sagt Marinco Krstevski vom Arbeitgeberservice - "in dieser Dimension" habe es aber noch keine gegeben. XXXL eben, wie es auf den kleinen roten Plastikstühlen auf den Tischen am Eingangsbereich steht.

Der große Konferenzsaal, wo Vertreter des Möbelriesen in dunklen Anzügen an einem Tisch sitzen, ist schnell bis auf den letzten Platz gefüllt. "XXXLutz ist in großer Personalmannschaft gekommen, um mit Ihnen ins Gespräch zu treten", sagt der Leiter der Wolfratshauser Arbeitsagentur, Udo Kohnen. Als Möbel Mahler Anfang 2016 geschlossen habe, sei das ein "herber Rückschlag am Arbeitsmarkt" gewesen, eine "Tür, die sich schließt". Daraus aber werde nun eine Gelegenheit: "Heute gibt es eine Tür, die sich öffnet. Nutzen Sie die Chance und nehmen Sie soviel mit wie es geht."

Unternehmenssprecher Volker Michels lässt erst einmal einen Film zeigen: Zu sehen sind viele lächelnde Gesichter, rote Stühle, Peter Maffay bei einem Charity-Konzert und kurze Schriftzüge: "Mehr als 200 Filialen in neun Ländern. Weltweiter Einkauf. Ständige Expansion." Der Film ist für Auszubildende entstanden, die sich jährlich zum "großen Startevent" in einem Kletterpark im Odenwald treffen, erzählt Michels. Die meisten im Saal sind deutlich älter als die Gesichter auf der Leinwand. 3,9 Milliarden Euro Umsatz mache die XXXLutz-Gruppe, sagt Michels, mit rund 20 800 Mitarbeitern. Mehr als die Hälfte von ihnen arbeitete in Deutschland, wo es mit Wolfratshausen bald 39 Möbelhäuser der Gruppe gebe. "Kennt irgendjemand unsere Einrichtungshäuser nicht?", fragt Michels in den Saal. Keine Hand hebt sich. Michels erläutert das neue Mitarbeiterprogramm: Nach einem Jahr bekomme jeder einen zusätzlichen freien Tag zum Geburtstag, der Betrieb übernehme wahlweise die Beiträge einer zusätzlichen Kranken-, Unfall- oder Vorsorgeversicherung, es gebe einen Notfallfonds und Warengutscheine für Jubilare. Er berichtet von etwa 700 Auszubildenden und Studenten, die die XXXLutz-Gruppe im Jahr neu begrüße, und stellt dann die vier Vertreter vor, die für Einzelgespräche bereit stehen. "Heut gibt es die Chance, sich von beiden Seiten kennenzulernen", sagt Michels. Etwa 70 Prozent mache der erste Eindruck aus. "Die fachlichen Fähigkeiten liegen irgendwo im einstelligen Bereich."

Die Bewerber drängen sich dann auf den Flur für die Erstgespräche. Eine 58-jährige Frau aus Reichersbeuern erzählt, dass sie in einem internationalen Konzern tätig war und etwas in der Verwaltung suche. Sie mache sich keine großen Hoffnungen: "Ich denke, dass sie eher junge Leute suchen, die sie ausbilden." Er sei ziemlich aufgeregt, gesteht ein 32-jähriger Geretsrieder, der eine Lehrstelle als Lkw-Fahrer sucht. Ein zehn Jahre jüngerer Einzelhandelskaufmann aus Pullach will Verkäufer werden. Und ein 58-Jähriger, der vorher für ein Geretsrieder Möbelhaus ausgeliefert hat, würde sich "über alles freuen", wie er sagt. Bei einem Mann aus Königsdorf geht dann alles sehr schnell: "Sie sind im Bereich Logistik anzusiedeln", sagt Günter Rindt, Leiter der Augsburger Filiale, nach einem kurzen Blick auf den Lebenslauf des 51-Jährigen. Die Bewerbung werde erfasst, dann bekomme er in den kommenden zwei Wochen einen Termin für ein Vorstellungsgespräch. Handschlag. "Das ging ruckzuck", sagt der Königsdorfer danach. "Ich hätte gerne auch etwas gesagt."

Nach einer Stunde hat die Arbeitsagentur bereits 200 Bewerber gezählt. "Überwältigend" findet das Sibylle Karl, die XXXLutz bereut. Die Stellenbörse sei eine gute Plattform. Denn nach dem Erstkontakt bekomme jeder ein Vorstellungsgespräch. "Das hier ist der Fuß in der Tür."

© SZ vom 08.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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