Arabella-Brauneck-Hotel in Lenggries:"Im Moment ist das ein dunkler Betonbunker"

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Nachdem er kürzlich das prominente Gebäude in Lenggries gekauft hat, spricht Investor Christoph Hertwig über seine Pläne für das große Vier-Sterne-Haus.

Von Petra Schneider, Lenggries

Seit fast 50 Jahren sticht der markante Betonbau des Arabella-Brauneck-Hotels aus dem dörflichen Lenggries heraus. Ende Oktober kam die überraschende Meldung, dass das Vier-Sterne Haus mit 110 Betten, das der Blue Lion GmbH gehört, verkauft wird. Der neue Eigentümer ist in Lenggries kein Unbekannter: Christoph Hertwig, der 2017 als Geschäftsführer der "Bergweg 21 Immo" die von der Asklepios-Gruppe überraschend geschlossene Geriatrische Rehaklinik gekauft hatte, die zwei Jahre später neu eröffnete. Als Hauptinvestor mit im Boot war damals die Aktiengesellschaft "Action Sports", die wiederum im Jahr 2009 einen Teil des Kasernenareals für ein "Camp Woodward Europe" vom Bund gekauft hatte, das bekanntlich nicht realisiert wurde. Das Brauneck-Hotel will Hertwig nun vom "Charme der Siebzigerjahre" befreien und durch gezielte Investitionen zukunftsfähig machen.

SZ: Herr Hertwig, was waren die Gründe für den Kauf des Brauneck-Hotels?

Christoph Hertwig: Die Blue Lion GmbH wollte das Hotel bereits seit Längerem verkaufen. Wir investieren in alles, wo wir glauben, Werte zu heben. Das war ja auch bei der Geriatrischen Reha so. Ich glaube an den Standort Lenggries, das ist meine Heimat. Außerdem ist das nicht mein erstes Hotel. Ich habe bereits einige Projekte gemacht, zum Beispiel in der Schweiz und am Tegernsee.

Wie soll das Hotel nach der Renovierung aussehen?

Das Haus ist in die Jahre gekommen, es wurde zuletzt in den Neunzigerjahren renoviert. Da ist eine Generalsanierung nötig: Alle Zimmer und alle Bäder müssen neu gemacht werden, dazu das komplette Erdgeschoss. Außerdem ist das Restaurant viel zu klein, eventuell wollen wir das vergrößern. Ansonsten wird sich an der Kubatur nichts ändern. Neu gemacht werden müsste ein Wellnessbereich, weil es derzeit nur eine Sauna im Keller gibt. Aber wir wollen keine 5000 Quadratmeter Wellnesslandschaft, sondern ein kleines, feines, Angebot: Sauna, Whirlpool, kleiner Pool - wo man nach dem Wandern oder Skifahren eben entspannen kann. Es wäre schön, wenn das dann auch die Lenggrieser nutzen würden.

Also kein Luxusressort?

Nein, wir wollen drei, maximal vier Sterne. Es muss ein Hotel sein, das zu Lenggries passt: Leger, sportlich, alpin. Der Standort neben der B 13 und den BOB-Gleisen ist keine Premiumlage. Da muss man mit dem Preissegment punkten und Kurzurlauber ansprechen. Es soll ein bezahlbares Angebot sein, wo natürlich auch Familien willkommen sind.

Wird sich auch die Fassade ändern?

Ja, die soll freundlicher werden. Im Moment ist das ein dunkler Betonbunker. Wenn man nachts an der Bundesstraße vorbeifährt, sieht man eigentlich nur ein beleuchtetes Treppenhaus. Das wollen wir ändern. Vielleicht eine Verkleidung mit Holz, ein neuer Anstrich, bessere Beleuchtung. Zurzeit sind wir auf Architektensuche. Die Substanz des Gebäudes ist hervorragend, das ist der Vorteil von Beton. Auch die Technik ist gut. Wir rechnen trotzdem mit Investitionen im zweistelligen Millionenbereich. Das Hotel mit rund 7500 Quadratmetern Bruttogeschossfläche ist ein Riesending. Was konkret gemacht wird, hängt aber von den Vorstellungen des Betreibers ab. Der ist für das Konzept verantwortlich und für das Personal. Wir sind nur die Investoren.

Wer gehört zum Konsortium?

Meine Immobiliengesellschaft HRE, eine Passauer Unternehmerfamilie und zwei weitere Kapitalgeber. Action Sports ist nicht dabei.

Derzeit betreibt die Arabella Hotel Betriebs GmbH aus der Schörghuber-Gruppe das Hotel.

Ja, und das auf jeden Fall noch bis November 2022. Die Arabella Hotel Betriebs GmbH ist herzlich eingeladen, das weiter zu machen. Aber es gibt auch noch andere Interessenten, mit denen wir Gespräche führen.

Wann wollen Sie mit den Renovierungsarbeiten beginnen?

Da gibt es noch zwei Hürden: Wir brauchen einen Betreiber und eine Baugenehmigung. Wenn alles glatt geht, können wir im Dezember 2022 anfangen. Während der Sanierung muss das Hotel für acht bis zwölf Monate komplett geschlossen werden. Anders geht das nicht, denn für eine geschossweise Sanierung im laufenden Betrieb ist das Haus zu klein.

Ist es nicht ein Wagnis, in diesen schwierigen Corona-Zeiten in ein Hotel zu investieren?

Es ist auf jeden Fall eine spannende Zeit. Der Trend geht weg von City-Hotels; in Städten wie München gibt es da bereits ein Überangebot. Interessant sind die ländlichen Regionen. Am Tegernsee zum Beispiel werden im Moment sehr viele Hotelprojekte realisiert. Da sind die Kapazitäten langsam erschöpft. Hier im Isarwinkel nicht. Die geplanten zwei neuen Hotels in Bad Tölz, das Naturhotel auf der Wackersberger Höhe - das sind gute Ergänzungen. Der Markt ist groß genug.

© SZ vom 16.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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