Am S-Bahnhof in Wolfratshausen:Ärger um Corona-Plakat

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Deutsche Bahn geht wegen Banner gegen Wolfratshauser Firma vor

Von Florian Zick, Wolfratshausen

Berufspendlern dürfte dieses Plakat bekannt sein: Zwischen der Park-and-Ride-Anlage und dem Bahnhofsgebäude hing am Wolfratshauser S-Bahnhof in den vergangenen Tagen ein Banner, das die Anti-Corona-Maßnahmen in Zweifel zieht. In großen, roten Buchstaben war darauf zu lesen: "Schluss jetzt endlich mit dem überzogenen Masken-Pflicht-Zwang - verantwortungsbewusste Bürger im Freistaat Bayern brauchen keine andauernden Zwangsvorschriften, Pflichten, Strafen und Bußgelder."

Aufgehängt hat das Plakat die BBS GmbH (Bahn, Bau, Sanierung), die unter anderem auch für die Deutsche Bahn (DB) Gebäude saniert, Zäune baut und Bäume und Sträucher an den Gleisstrecken zuschneidet. Auf Druck der Deutschen Bahn hat BBS das Plakat vergangenen Freitag wieder abgenommen. Die Bahn begrüße die behördlich verfügten Regeln zur Eindämmung von Covid-19 ausdrücklich, teilt ein Bahnsprecher mit, dazu gehöre auch die Maskenpflicht in Zügen, Bahnhöfen und auf Bahnsteigen. Angesichts der wieder steigenden Infektionszahlen verurteile die Bahn "jedweden Schmarrn, welcher diese Schutzmaßnahmen in Zweifel zieht", so der Bahnsprecher.

Das Gebäude an der Bahnhofstraße 37 in Wolfratshausen gehört der Bahn zwar schon länger nicht mehr. Nachdem die Bahn der BBS GmbH als gelegentlichem Auftragnehmer aber dargelegt hatte, welche Konsequenzen dieses Transparent für die Geschäftsbeziehungen haben könnte, wurde das Banner wieder abgehängt.

Man habe nicht gewollt, dass die firmeneigene Meinung auf die Deutsche Bahn übertragen werde, erklärt BBS-Geschäftsführer Josef Pfanzelter den Schritt. Das parallel zum Bahnsteig gelegene Gebäude sei zwar Eigentum der BBS GmbH, durch die Lage bestehe aber die Gefahr, dass "unsere Meinung auf die Deutsche Bahn übertragen wird und der DB unter Umständen schadet", so Pfanzelter.

Der BBS-Geschäftsführer betont, dass er und seine Firma keine Abstands- und Maskengegner seien. Viele Regelungen seien seiner Meinung nach zwar unsinnig. So könne er nicht verstehen, was es bringen solle, auf dem Weg zur Toilette eine Maske aufzusetzen, wenn man im Biergarten selbst ohne dasitzen dürfe. Trotzdem seien er und die BBS GmbH sogar dezidiert für diese Regeln - allerdings auf freiwilliger Basis. Ihn ärgere es, dass immer gleich mit Bußgeldern gedroht werde, stattdessen könne man doch auch an die Vernunft der Bürger appellieren, sagt Pfanzelter. Aus Ärger darüber habe man das Plakat aufgehängt.

© SZ vom 17.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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