Aufführende und Publikum geschockt:Eine Raumfahrt mit schwerem Unfall

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Kunst der Bewegung: Schülerinnen und Schüler des Klostergymnasiums Schäftlarn zeigen auf der Bühne ihr akrobatisches Talent. (Foto: Hartmut Pöstges)

Beim Akrobatikabend "Somewehre a Space für Us" im Schäftlarner Gymnasium bricht sich eine Schülerin ein Bein. Das Stück des P-Seminars "Bewegungskünste" muss deshalb nach fulminantem Beginn kurz nach der Pause abgebrochen werden.

Von Anja Brandstäter, Schäftlarn

Neugierig hatte sich das Publikum nach der Pause in der Aufführung des P-Seminars "Bewegungskünste" am Samstagabend wieder auf die Plätze begeben. Alle waren gespannt, wohin das Stück "Somewhere a Space for Us, eine Reise durch die Galaxie" in der Turnhalle des Schäftlarner Gymnasiums nun führen würde, doch kurz darauf fand diese akrobatische Reise ein jähes Ende: Beim Schlagen eines Rades verletzte sich die Darstellerin Josie, Schülerin der neunten Jahrgangsstufe, und brach sich ein Bein. Mitschüler, Lehrkräfte und Betreuende der Gruppe waren geschockt, ebenso das Publikum. Die einfache Bodenübung ist normalerweise keine Herausforderung für die sportliche Schülerin. Die Leiterin des P-Seminars, Judith Tillmann, und Sportlehrer Herbert Remmele brachen die Veranstaltung sofort ab, ein Notarzt war binnen Minuten vor Ort und versorgte die Schülerin, die daraufhin mit dem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht wurde.

Die Schülerinnen und Schüler der Bewegungsgruppe waren bestürzt und traurig, nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause hatten sich alle darauf gefreut, ihre Akrobatikkünste wieder vor Publikum zeigen zu können. "Sie mussten mit dem Training quasi bei Null anfangen", erzählte Seminarleiterin Judith Tillmann. Im ersten Jahr der Pandemie hätten sie gar nicht trainieren können, im zweiten Jahr nur mit Maske und in Kleingruppen in einer gut gelüfteten Halle. Normalerweise brächten die älteren Schüler den jüngeren die Kunststücke bei, doch wegen der Corona-Zwangspause habe das nicht nahtlos funktioniert, so Tillmann. "Viele der erfahrenen Schüler haben ihr Abitur gemacht und sind nicht mehr an der Schule."

Nach zwei Jahren Pandemiepause stellen die Schäftlarner Gymnasiastinnen und Gymnasiasten eine abwechslungsreiche Show auf die Bühne - bis sie wegen eines Unfalls abgebrochen werden muss. (Foto: Hartmut Pöstges)

Paulina und Amelie aus der zwölften Klasse waren schon das sechste Mal dabei. "Wir waren alle aus der Routine raus. Es macht so viel Spaß und es ist wirklich toll. Wir sind eine Familie", sagte Paulina. Für die Aufführung entwickelte sie eine Modern-Dance-Choreographie auf das Lied "Major Tom", die sie mit den Teilnehmenden des P-Seminars einstudiert hat. Den Text des Liedes - "völlig losgelöst" - setzten die Jugendlichen praktisch wörtlich um. Sie bewegten sich nahezu schwerelos, die Erdanziehungskraft schien aufgehoben.

Der Aufwand für die Aufführung war enorm. Rund 100 Schülerinnen und Schüler waren an dem Projekt beteiligt. Sie kümmerten sich um die gesamte Organisation, Dekoration, Catering und vieles mehr. Das Stück selbst gaben die Teilnehmer des P-Seminars der 12. Jahrgangsstufe vor, von ihnen stammte das Drehbuch, und sie leisteten auch die Regiearbeit.

Die Premiere des Stücks hatte fulminant begonnen. Die Schüler entführten das Publikum mit spektakulärer Boden- und Luftakrobatik sowie mit vielen Licht-, Ton- und Showeffekten auf fremde Planeten. Auf diese muss die Menschheit ausweichen, da die Ressourcen der Erde erschöpft sind, so der Stoff des Stücks. So machten sich also die Astronauten Emma und Leo auf die Suche nach einem geeigneten Ort in der Galaxie.

Artistik im Weltraum: Das Stück "Somewhere a Space for us" führt die Darsteller zu unterschiedlichen Planeten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Auf ihrer Suche landeten sie auf einem Plastik-Planeten, einem Disco-Planeten und, nach der Pause, auf dem Dampf-Planeten, der Josi schließlich zum Verhängnis wurde. In den fremden Welten leben Aliens, die sich als begnadete Akrobaten erwiesen. Sie tanzten, balancierten auf großen Bällen oder erschufen Pyramiden. Die kleinsten Schüler ließen sich von ganz oben der Pyramide herunterfallen, sie wurden von den anderen aufgefangen. Diese warfen sie noch einmal in die Luft, und wieder landeten die Kleinen sanft in den Armen der Großen.

Für die Pause hatten die Organisatoren die Bar "Unter dem Sternenhimmel" eingerichtet, die Turnhalle war mit Lichterketten geschmückt. Die Schüler servierten unter anderem selbst gebackenen Kuchen, Butterbrezen, Limonade und Wein. Von der fünften Klasse bis hin zu den Abiturienten machten bei diesem Projekt alle Jahrgangsstufen mit. "Die Schüler sind extrem motiviert. Und bei so einem Großprojekt lernen sie soziale Kompetenzen wie Vertrauen, Verantwortungsbewusstsein und vor allem Zusammenhalt", sagte Tillmann.

Die Schüler des P-Seminars "Bewegungskünste" des Gymnasiums der Benediktiner im Kloster Schäftlarn haben sich schon lange einen Ruf als hervorragende Akrobatikgruppe erworben, etwa mit ihrem Programm "Naturwunder" von 2019. So war auch am Samstagabend die Turnhalle des Gymnasiums bis auf den letzten Platz besetzt. Am Freitag, 18. November, und am Samstag, 19. November, will die Gruppe das Stück erneut auf die Bühne bringen.

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