50 Jahre Stadtrechte:Wolfratshausen greift nach den Sternen

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Die Stadt feiert ihr Jubiläum mit einem Festumzug und freut sich über ein besonderes Geschenk der japanischen Stadt Iruma. Für Irritation sorgt die Festrede von Bayerns Innenminister Herrmann.

Matthias Köpf

Die Wolfratshauser haben am Sonntag mit zahlreichen Gästen das 50-Jahr-Jubiläum der Wolfratshauser Stadterhebung gefeiert. Nach einem Festzug mit mehr als 1000 Teilnehmern begaben sich rund 500 geladene Gäste zu einem fast fünfstündigen Festakt in die Loisachhalle. Auf dem Parkplatz davor feierten die Menschen unterdessen ausgelassen im Bierzelt.

Die Wolfratshauser Gebirgsschützen und ihr Spielmannszug marschierten beim Festzug am Sonntag forsch vorneweg. Mit dieser Spitzengeschwindigkeit konnte am Ende jedoch nicht der gesamte Zug mithalten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Schon am Vormittag hatten Bürgermeister Helmut Forster und seine Kollegin Lidia Driutti aus dem italienischen Manzano die Freundschaft zwischen beiden Städten mit der feierlichen Unterzeichnung eines entsprechenden Vertrags besiegelt.

Sowohl bei dieser Gelegenheit als auch beim Festakt am Abend bekräftigte Driutti die Verbundenheit Manzanos mit Wolfratshausen, die sich aus einem Hilfseinsatz des örtlichen Roten Kreuzes nach einem schweren Erdbeben im Friaul im Jahr 1976 entwickelt hat. Ihre Freundschaft und Partnerschaft versicherten der 50-jährigen Stadt auch Delegationen aus dem ukrainischen Brody, dem japanischen Iruma und dem französischen Barbezieux.

Dessen Bürgermeister René Vignerie erinnerte daran, dass man erst vor acht Jahren gemeinsam 1000 Jahre Wolfratshausen gefeiert habe. In Frankreich nehme man es mit den Zahlen nicht so genau und habe sich in dem Fall auch gar keine Mühe gegeben, den Unterschied zwischen den 1000 Jahren von 2003 und den 50 Jahren von 2011 zu verstehen. Hauptsache, es werde gefeiert, sagte Vignerie. Genau das hatte seine Delegation schon am Vortag getan, Anlass dazu waren 40 Jahre Städtepartnerschaft.

Viele Gäste hatten Geschenke mitgebracht, und die Stadtkapelle hatte ihrer Stadt gleich zu Beginn den "50-Jahre-Stadt-Wolfratshausen-Festmarsch" von Anderl Wagner zugeeignet. Das spektakulärste Geschenk erhielt Wolfratshausen von der japanischen Partnerstadt Iruma. Im dortigen Rathaus ist ein Hobby-Astronom beschäftigt, der im Sonnensystem schon 139 Kleinplaneten gefunden hat und sie als Entdecker benennen darf. Einer von ihnen heißt von nun an "Wolfratshausen", wie Irumas Bürgermeister Hiroshi Kinoshita zur allgemeinen Begeisterung im Saal verkündete.

Ähnlichen Applaus gab es für japanische Trommler, ukrainische Folklore-Musikanten, französische Jazz-Bläser und den Wolfratshauser Musikschul-Kinderchor. Zusätzlich zu seinen sonstigen Qualitäten besaß letzterer den Vorteil, im Programm auf Bayerns Innenminister Joachim Herrmann zu folgen. Dessen in vielerlei Hinsicht laute Festrede geriet zur Eloge auf den vier Tage zuvor 70 Jahre alt gewordenen Wolfratshauser Ehrenbürger Edmund Stoiber sowie zur Lobrede auf die gemeinsame Politik, die Bayern an die Spitze aller Bundesländer gebracht habe, wofür wiederum Wolfratshausen das beste Beispiel sei.

Selbst bekennende Christsoziale zeigten sich irritiert von dieser Ansprache, die auch draußen im Bierzelt kaum passender gewesen wäre. Dort jedoch tanzten zu dieser Zeit die weniger prominenten Teilnehmer, die vom nachmittäglichen Festzug übrig geblieben waren, zur Musik von der Münsinger Blaskapelle auf den Bänken.

Der Festzug aus etwa 60 Gruppen und mehreren Musikkapellen hatte sich bei bestem Spätsommerwetter eine knappe Stunde lang durch den Markt die Königsdorfer Straße hinaus zur Pfaffenrieder Straße und wieder zurück bis zur Loisachhalle bewegt. Daran beteiligten sich so viele Wolfratshauser, dass sich die Zahl der Zuschauer vor allem an der Königsdorfer Straße und am Rückweg in Grenzen hielt. Bürgermeister Forster sprach am Ende gleichwohl von "Tausenden Zuschauern" und einem "wunderschönen Tag".

Landrat Josef Niedermaier, der der Stadt ebenso wie Geretsrieds Bürgermeisterin Cornelia Irmer gratulierte und bei allen gelegentlichen Meinungsverschiedenheiten die Gemeinsamkeit betonte, fand zu folgendem Fazit: "Die Schwingung ist sehr wohl da. Die Wolfratshauser verstehen es, ihre Heimatstadt mit Stolz zu feiern."

© SZ vom 04.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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