Wohnungsnot:Mehr Druck auf Unternehmen

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OB Dieter Reiter und die SPD wollen Münchner Firmen dazu drängen, Werkswohnungen für ihre Mitarbeiter zu bauen - bisherige Appelle blieben allerdings erfolglos

Von Sebastian Krass

Wie bringt man Unternehmen dazu, selbst Wohnraum für Mitarbeiter zu schaffen? Die Stadtverwaltung soll nun prüfen, ob die Vergabe eines städtische Gewerbegrundstücks daran gekoppelt werden kann, dass die Firmen auch Werkswohnungen bauen oder nachweisen. Das fordert die SPD-Fraktion in einem Stadtratsantrag. Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter will den Druck auf die Wirtschaft erhöhen, beim Thema Werkswohnungen selbst aktiv zu werden. "Ich lade die großen Münchner Unternehmen im ersten Quartal 2019 ein, um erneut deutlich zu machen, dass auch sie Verantwortung übernehmen müssen und Wohnungen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen sollten", erklärt Reiter. Er betont, er habe "bereits vielfach" in diesem Sinne an die Unternehmen "appelliert". Ein BMW-Sprecher sagte dazu im vergangenen Jahr: "Wir sehen schon, dass es in München schwierig ist, eine Wohnung zu finden. Gleichzeitig ist das aber nicht unsere Hauptaufgabe."

Schon vor gut drei Jahren hatte Reiter eine Quote ins Spiel gebracht: In Bebauungsplänen könnten Kontingente für Werkswohnungen festgeschrieben werden. Allerdings kann man Unternehmen nicht dazu zwingen, diese auch zu bauen. Das hätte also auch dazu führen können, dass Flächen unbebaut bleiben. Die nun angestoßene Kopplung bei der Vergabe von Gewerbearealen ist ein neuer Anlauf in der Richtung.

Ein großes Münchner Unternehmen, das Werkswohnungen baut, sind die Stadtwerke - die allerdings in kommunaler Hand sind. Sie haben sich verpflichtet, zu ihren 550 bereits bestehenden weitere 500 neue Wohnungen für Trambahnfahrer oder Bademeister zu schaffen. Abgeschlossen sein soll das Projekt im Jahr 2022. Auch die Stadt selbst, die städtischen Kliniken und staatliche Einrichtungen haben Dienstwohnungen. Der Bedarf ist stets größer als das Angebot.

Das Thema Werkswohnungen spielt auch eine Rolle im Zusammenhang mit dem Ankauf von 300 Wohnungen an der Plinganser-/Karwendelstraße, den der Stadtrat in dieser Woche beschlossen hat. Die Stadt verhinderte mit ihrem Vorkaufsrecht die Übernahme durch eine dänische Pensionskasse. Die Wohnungen gehen in den Bestand der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG über. Auf dem Areal sieht die Stadt zudem Platz für eine Nachverdichtung mit 200 neuen Wohnungen. 30 Prozent davon müssen gemäß der Sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) geförderter Wohnraum werden. Für die frei finanzierten Wohnungen soll die GWG Mitarbeiterwohnungen einplanen. SPD-Fraktionschef Alexander Reissl denkt dabei an Unternehmen, die zu klein sind, um selbst zu bauen, etwa aus dem Handwerk oder der Gastronomie. "Man begegnet dem Thema immer wieder, wenn man mit diesen Arbeitgebern spricht. Die brauchen unbedingt Leute von außerhalb", sagt Reissl. Und diese Arbeitskräfte tun sich mit ihren Gehältern auf dem freien Mietmarkt noch schwerer als ein BMW-Ingenieur. CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl betont, Wohnraum für Mitarbeiter zu schaffen sei "auch ein zentraler Punkt der Wirtschaftsförderung". Seine Fraktion fordert, dass Unternehmen günstig vermieten dürfen, ohne dass es Ärger mit dem Finanzamt gibt. Bisher gilt es als geldwerter Vorteil, wenn ein Mitarbeiter weniger zahlt, als es der Mietspiegel vorsieht. Die Regeln dafür müsste allerdings der Bund ändern.

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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