Weihnachtsgans im Trend:Fette Beute

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Die Weihnachtsgans als Festtagsschmaus erfreut sich steigender Beliebtheit. Vor allem in München. Doch wer noch keine hat, könnte leer ausgehen. Denn: Die Gänse sind in diesem Jahr knapp.

Astrid Becker

Was für eine Schreckensmeldung! In der vergangenen Woche waren Gänse in München knapp. Derjenige also, der sich auf einen saftigen Braten mit Knödel und Blaukraut freute, ging im Supermarkt oder auch in der Gastwirtschaft bisweilen leer aus. Die Lage hat sich nun zwar wieder gebessert, aber auch in den kommenden Jahren könnte es um diese Zeit Lieferschwierigkeiten geben. Denn die Gans als Festtagsschmaus erfreut sich steigender Beliebtheit - vor allem in München.

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Da ist zum Beispiel Enten- und Gänsezüchter Andreas Lugeder aus Pleiskirchen. Er beliefert die Münchner Feinkosthäuser Dallmayr, Käfer und Alfons Schuhbeck mit seinem Geflügel. Mit immerhin 25.000 Gänsen und 200.000 Enten zähle er ja nur zu den kleinen Betrieben, sagt er: Und dass es heuer knapp werden könnte mit den Gänsen, habe er seit längerem geahnt. Denn es habe zu wenige Gössel, also Gänseküken, gegeben - wohl aus zwei Gründen: Viele Züchter hätten im Zuge der Vogelgrippe ihre Betriebe aufgegeben, und der warme April habe die Vermehrung der Tiere in Europa gebremst. Dazu kommt die steigende Nachfrage: Sechs Millionen Gänse werden in Deutschland verzehrt, und das nur in der Zeit von Martini am 11. November bis Weihnachten: Tendenz steigend.

15 Prozent kommen dabei von deutschen Züchtern, ein Prozent aus Frankreich, und der Rest wird aus Polen und Ungarn importiert. "Ich könnte Ihnen keine einzige Gans mehr verkaufen", sagt Lugeder. Seine Kunden mussten in diesem Dezember ebenfalls mit weniger Gänsen als bestellt auskommen: "Ich musste bei allen die Menge um 13 Prozent reduzieren."

Im Frischeparadies Niederreuther gibt es dagegen noch Gänse im Überfluss. Gerade eben ist wieder eine Tonne eingetroffen - aus Deutschland und Frankreich. Aber vor kurzem sei die Lage wirklich schwierig gewesen, berichtet Marktleiter Alexander Obermeyer. In solchen Fällen werde die Gans dann zum Statussymbol: "Wenn Gänse knapp werden, wollen alle sagen: Schau, wie toll ich bin, ich habe noch eine bekommen." Manche würden ohnehin nur mit Maßband einkaufen, erzählt er: "Die wissen genau, wie ihre Gans aussehen soll."

Züchter Lugeder will trotz steigender Nachfrage nicht expandieren: "Ich könnte ja schon aus Platzgründen nicht mehr Tiere halten." Und lebende Gänse aus Polen oder Ungarn einzuführen und sie dann hier zu schlachten, um sie als deutsche Ware verkaufen zu können, kommt für ihn nicht in Frage: "Das machen immer mehr Lieferanten, aber da spiele ich nicht mit. Eine deutsche Gans ist und bleibt für mich eine deutsche Gans. Basta."

© SZ vom 23.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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