Große Gans und großes Theater
Am 23. Dezember wird Bérénice Geoffray in Ruhe aufstehen. Sie wird ihren Koffer nehmen, in ein Flugzeug steigen, das sie in ihre Heimat fliegt, nach Paris. Und dort kommt die 21-jährige Austauschstudentin mitten in Weihnachten an: Ihre Mutter hat dann bereits einen Baum gekauft und eine große Gans, die es an Heiligabend für zwölf Familienangehörige gibt. "Ein großes Fleisch", sagt Geoffray, das gibt es immer zum großen Weihnachtsessen, weil sie so viele sind, all ihre Cousins und Cousinen. Ins Theater gehen sie am Abend auch alle gemeinsam, etwa 30 oder 40 Euro kostet eine Karte, aber so genau weiß sie das nicht, denn auch das bezahlt ihre Familie.
Alles, was Bérénice Geoffray noch an Materiellem zum Fest beitragen muss, passt tatsächlich in ihr Köfferchen: ein Geschenk für ihre Mutter, eines für ihre Schwester und eines für ihre Großmutter. Denn es schenkt sich nicht jeder etwas, sondern sie, ihr Bruder und ihre Schwester legen jeweils zusammen für Geschenke füreinander, auch für die Eltern kaufen sie gemeinsam etwas: Geschichts-DVDs, einen Käseschneider, einen Schal, eine Mütze. Und der Rest der Familie wichtelt. Die Französin hat so in diesem Jahr nur etwa 130 Euro ausgegeben für Geschenke - genau so viel, wie für ihre Flüge von München nach Paris und zurück. Sie lacht leise, als ihr das auffällt, "aber darum geht es ja auch eigentlich nicht", sagt sie. "An Weihnachten geht es um die Stimmung."
Und eigentlich, sagt sie, war die Stimmung am schönsten, als alle 18 Cousins und Cousinen zusammen feierten und noch sehr klein waren. "Da haben wir Dinge gebastelt und uns geschenkt - und manchmal war es nur ein Gedicht oder einfach ein Lied."
Text: Anja Perkuhn