Weihnachten:Was man beim Christbaumkauf beachten sollte

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Da muss er durch: Christbaumverkauf auf der Theresienwiese. (Foto: Catherina Hess)

Gut 150 Verkaufsstellen für die Bäumchen gibt es in München. Was kosten sie, wie pflegt man sie richtig - und welche nachhaltigen Alternativen gibt es? Zu Besuch bei einem, der sich auskennt.

Von Sabine Buchwald

Das Wetter an diesem Wochenende ist optimal für den Weihnachtsbaumverkauf. Die Schneehauben hatte schon der Dauerregen am Freitag weggespült. Die Sonne am Samstag hilft dann noch kräftig mit beim Wegtauen der weißen Massen. "Den Bäumen geht's gut", sagt Andreas Ritter, als man ihn fragt, ob der viele Schnee der vergangenen Tage ihnen nicht geschadet habe. Ganz im Gegenteil. Die immergrünen Nadeln der Tannen und Fichten konnten kräftig Wasser ziehen. Ritter steht am Samstagmittag in dicken Stiefeln im Matsch auf der Theresienwiese. Er arbeitet seit 16 Jahren beim Gartencenter Wolf, einer der vier Anbieter hier am Esperantoplatz.

Jede Firma hat ihren eingezäunten Bereich. Die Konkurrenz scheint ihnen nichts auszumachen, der Bedarf der Münchner Bevölkerung ist groß. Gut 150 Verkaufsstellen unter freiem Himmel gibt es im Stadtgebiet, die Bau- und Supermärkte sowie Gartenspezialgeschäfte nicht mitgerechnet. Das Business läuft, deutschlandweit werden jährlich mehr als 25 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Entsprechend variieren die Preise je nach Anbieter. Dieses Jahr liegen sie knapp unter 30 Euro pro Meter für Nordmanntannen, Fichten kosten zwischen 13 und 18 Euro der Meter.

In der Vergangenheit war die Firma Wolf mit einem Stand unterhalb der Bavaria zu finden. Dieser Platz wurde heuer nicht erlaubt. "Wegen der Terrorgefahr", erklärt Ritter. Die Zufahrten rund um das Oktoberfestgelände sind mit Pollern versperrt. So will man das Tollwood-Festival schützen. Die massiven Betonklötze sollen einen Anschlag mit einem Lkw wie im Dezember 2016 auf dem Berliner Breitscheidplatz verhindern.

Englischsprachige Winterwonderland-Musik schallt aus dem Lautsprecher. Es geht fröhlich zu zwischen den Tannen. Vor einer Woche, während des Dauerschneefalls, sah es hier um einiges trister aus. Seniorchef Richard Wolf kommt aus dem provisorischen Bürohäuschen. Seit 58 Jahren verkauft er Weihnachtsbäume. In dieser langen Zeit hat sich einiges verändert. Das Geschäft geht immer früher los. Wie in den USA dekorieren viele Leute jetzt schon Wochen vorher ihren Baum, sagt Wolf. In seiner Kindheit sei der erst am 24. aufgestellt und geschmückt worden. Die Firma bietet alles an, was die Münchner nachfragen: Fichten, Nordmann- und Nobilis-Tannen, Bäume mit Wurzelwerk im Topf, die man nach Weihnachten wieder einpflanzen kann, und Bäume aus biozertifizierter Landwirtschaft.

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Richard Wolf nimmt sich Zeit, um seine Ware zu erklären. Je mehr er erzählt, desto größer wird der Respekt vor dem immergrünen Lebewesen. Gleichzeitig aber drängt sich die Frage auf, ob dieser Brauch mit heidnischen Wurzeln aus ökologischer Sicht noch vertretbar ist. Eine mannshohe Tanne braucht etwa acht Jahre und viele Liter Wasser, ein 2,50 Meter hoher Baum ist gut zwölf Jahre alt.

Die Nordmanntannen beziehen die Wolfs, wie ein Großteil der Anbieter auch, von Plantagen aus Dänemark. Warum von dort? "Weil der Boden und das Klima dort oben optimal sind für die Bäume." Sie mögen die Meeresluft, die Feuchtigkeit. Nässe ist gut für einen Nadelbaum, auch wenn er schon abgehackt ist. In der Wohnung hilft gegen das Austrocknen und lästige Abnadeln tägliches Besprühen mit Wasser - auch wenn der Baum schon dekoriert ist. Wasser allein im Christbaumständer richtet nicht allzu viel aus. Nur die Rinde kann es aufsaugen, ein angefräster Stamm aber nicht mehr.

Was auffällt: Die meisten Bäume sind dicht und gleichmäßig gewachsen, sie werden entsprechend aufwendig gezüchtet. Zwischen den Zweigen bleibt wenig Abstand, was für echte Kerzen problematisch sein kann. Während des Wachstums wird regelmäßig rundum das Grün abgezwickt, und auch der Stamm wird absichtlich verletzt, wenn der Baum nicht weiter in die Höhe schießen soll. Ihre Gleichförmigkeit macht es schwer, über Preise zu verhandeln, so wie man es früher kannte.

Unregelmäßiger im Wuchs und kleiner sind zertifizierte Biobäume. Laut Bund Naturschutz dürfen sie mindestens drei Jahre vor dem Schlagen nicht mehr mit chemischen Mitteln (etwa Glyphosat) gedüngt oder behandelt worden sein. Bei Richard Wolf stehen Bäume von einem unterfränkischen Biozüchter, er verlangt zwischen 42,50 und 74,50 Euro dafür. In weniger frostigen Jahren tummeln sich manchmal noch ein paar Tierchen in den Zweigen, ähnlich wie bei Bäumen, die man selbst aus (möglichst dafür ausgewiesenen) Waldgebieten ins Wohnzimmer holt.

Wer nicht in den Wald will, aber gerne bastelt, kann sich für "Keinweihnachtsbaum" entscheiden. Das ist ein zusammensetzbarer Holzstab (100 bis 285 Zentimeter lang, für knapp 100 bis 190 Euro) mit vielen Löchern, in die man von oben bis unten frisches Tannengrün steckt, um seinen eigenen Baum zu gestalten. Die Idee wurde soeben mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Design 2023 ausgezeichnet. Ein paar Packungen davon hat Manufactum noch im Regal.

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