Es ist als das herausragende Projekt des Jahres 2018 angekündigt worden. Und wenn die Auftaktveranstaltung für "Waldperlach gestalten" hält, was sie versprochen hat, dann können sich die Bewohner möglicherweise schon darauf freuen, dass dieser Teil des Stadtbezirks 16 einen Entwicklungsschub erleben wird. Und zwar einen Entwicklungsschub, den die Waldperlacher ausgelöst und entscheidend mitgestaltet haben - nach ihren eigenen Wünschen und Anregungen.
Gut 100 Besucher sind am Mittwochabend in den Saal des Wirtshauses Leiberheim gekommen, um sich am ersten Bürgerdialog zur Stadtteilentwicklung zu beteiligen. Eingeladen dazu hatte die Siedler- und Eigenheimervereinigung Waldperlach-Neubiberg. Der Verein war es auch, der sich zuvor erfolgreich um Fördermittel der Stadt (9000 Euro) und des örtlichen Bezirksausschusses (3000 Euro) beworben hatte, die es nun erlauben, in den kommenden Monaten diverse Veranstaltungen zu finanzieren.
Wie diese mit konkreten Inhalten und Zielen versehen werden können, darum ging es an dem Abend, den Janet Blume, die Zweite Vorsitzende der Siedlervereinigung, und ihre Mitstreiter vorbereitet hatten. Oder wie es BA-Vorsitzender Thomas Kauer (CSU) zu Beginn sagte: Waldperlach erlebe gerade diverse Aspekte der derzeitigen Wachstumsprobleme Münchens: Im Viertel lebten viele Einpendler, Nachverdichtung bei Bauvorhaben sei längst ein Thema, die Stadt errichte Infrastrukturprojekte wie den U-Bahn-Betriebshof. Andererseits fehlten Einrichtungen, zum Beispiel für kulturelle Veranstaltungen. Das alles wollte man nun in einer ersten Gesamtschau zusammentragen, so Kauer. "Diese Gedanken sollen jetzt ausgesät werden - und bei den Bürgern aufkeimen."
Und das sei keineswegs so abstrakt, wie es klinge, sagte Kauer. Zwar habe der Bezirksausschuss bekanntlich nicht viel zu entscheiden. Umso mehr lebe das Gremium von der Unterstützung durch die Bürger, und die verbessere seine Stellung, wenn es gelte, Forderungen bei der Stadt Gehör zu verschaffen. Der BA-Vorsitzende hoffte deshalb, dass sich die Waldperlacher an dieser und den folgenden Veranstaltungen beteiligen werden.
Am Mittwochabend taten sie ihm diesen Gefallen schon einmal. Dabei attestierte Moderatorin Heidrun Eberle, dass die Vorbereitung des Projekts durch die Siedlervereinigung vorbildlich gelungen sei. Danach beschrieb sie das Projekt. So sei das erste Ziel die Beteiligung möglichst vieler Akteure. Zweitens gehe es um den "Raumbezug": Waldperlach sei Teil des Stadtbezirks 16, durch Nachverdichtung verändern sich gerade Bevölkerungsstruktur und Bedarfe. Drittens sei Mitbestimmung das Leitmotiv des Projekts. Und dafür würde man am liebsten alle ins Boot holen: Kirchen, Schulen, Kindergärten, Feuerwehr, Gewerbe, Vereine und andere mehr waren am Mittwoch jedenfalls schon vertreten. Sie nutzten später rege die Möglichkeit, ihre Meinungen, Vorschläge und Kritik auf sogenannten Ideentafeln zu platzieren. Abgefragt wurden Waldperlachs Qualitäten, das soziale Miteinander, die Mobilität und der Komplex Wohnen, Freiraum, Grün, Plätze. Wer erwartet hatte, jetzt schlüge die Stunde der Miesepeter und Kritiker, sah sich getäuscht. "Ich bin überrascht vom positiven Grundton", sagte auch Moderatorin Eberle. Bei aller Kritik überwog doch die Liebe zu Waldperlach und der Wille, gemeinsam die Dinge zu verbessern. Wie genau, das soll nun bei weiteren Treffen, geführten Spaziergängen oder Ideenwerkstätten ausgelotet werden. Die genauen Termine wollen die Organisatoren ab Mitte April auf der Internetseite www.waldperlach-gestalten.de bekanntgeben. Die Abschlussveranstaltung mit Präsentation der Ergebnisse ist im September geplant.