Villa Stuck:Neues Heim für die Amazone

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Lydia Feez war Franz von Stucks beliebtestes Model. Das Gemälde stammt aus Privatbesitz. (Foto: Museum Villa Stuck)

Vor 50 Jahren wurde die Villa Stuck vom Privathaus zum städtischen Museum. Die aktuelle Ausstellung zeigt Skulpturen und Gemälde Franz von Stucks auf ungewöhnliche Weise.

Von Evelyn Vogel

Die große, speerschleudernde Amazone ist umgezogen. Vom Vorgarten der Villa Stuck in das Neue Ateliergebäude. Dort steht sie nun, wo sie nie zuvor stand. Und doch ist es zwingend, dass die Jubiläumsausstellung genau an dieser Stelle mit ihr beginnt, denn ihretwegen hat Franz von Stuck das Neue Atelier 1914/15 bauen lassen: Um endlich einen Arbeitsraum zu haben für seine Großplastiken.

Das Gipsmodell für die Amazone, die übrigens im Auftrag der Stadt Köln für den dortigen Kunstverein entstand, hat Stuck in der Bildhauerwerkstatt der Kunstakademie in München geschaffen, wie eine historische Aufnahme von 1913 aus dem Münchner Stadtmuseum zeigt. Später stand der große Abguss im Garten hinterm Haus. Erst in der Zeit des Nationalsozialismus rückte die Amazone vor die Villa.

Nun also hinein ins Museum und ins Neue Atelier. Und dort werden aus dem Anlass, dass die Villa Stuck vor nunmehr 50 Jahren in ein städtisches Museum verwandelt wurde, zahlreiche Skulpturen und Gemälde Stucks gezeigt. Im Erdgeschoss des Neuen Ateliers - ein White Cube im besten Sinn - stehen die Bronzeplastiken zuhauf. Es sind vor allem kleinere Formate, die sich in Gruppen begegnen. Darunter drei Ausführungen von "Feinde ringsum", einem Herkules mit Schwert, mit dem Stuck auf den Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg reagiert. Doch die große Amazone dominiert den Atelierraum.

Auf der Empore wird ein Pressestreifzug durch die zurückliegenden 50 Jahre präsentiert. Im ersten Stock hat Kuratorin Margot Brandlhuber Gemälde von Stuck ebenfalls in thematischen Gruppen und auf Staffeleien arrangiert. So kann man um die Bilder wie um die Skulpturen herum gehen, sieht auf den zum Schutz verglasten Rückseiten, wie der Maler die Leinwände verkeilt hat oder Restauratoren die Gemälde sicherten. Und man entdeckt die Ausstellungs- und Reiseetiketten, anhand derer man ablesen kann, wohin seine Werke gereist waren - mitunter bis nach Japan. Nun sind sie also ins Neue Atelier zurückgekehrt. Und damit wird eines der größten Künstlerateliers seiner Zeit erstmals so gezeigt, wie Stuck es geplant und benutzt hat.

Betreff: Schicksal Villa Stuck. Das Neue Atelier Franz von Stucks, 9. März bis 6. Mai, Di. bis So. 11-18 Uhr, erster Freitag im Monat 18-22 Uhr, Museum Villa Stuck, Prinzregentenstraße 60, 089/4555510

© SZ EXTRA vom 08.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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