Viertel-Stunde:Unvergessliche Stimme

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Eine Straße in Kleinhadern, eine Statue auf dem Viktualienmarkt, ein Grab auf dem Waldfriedhof - das ist alles, was in München noch an die einst so beliebteVolksschauspielerin und Komödiantin Ida Schumacher erinnert

Von Berthold Neff

Eine Straße in Kleinhadern, eine Statue auf dem Viktualienmarkt, ein Grab auf dem Waldfriedhof - das ist alles, was in München an die Volksschauspielerin und Komödiantin Ida Schumacher erinnert. Es leben nicht mehr viele Menschen, die sie noch live gesehen haben, den letzten Auftritt ihres langen Bühnenlebens hatte sie Anfang 1956 im Apollo-Theater an der Dachauer Straße. "Fast in alter Frische", so hieß es kurz darauf in einem der Nachrufe, habe sie geglänzt. Ein letztes Mal ignorierte sie den Krebs, an dem sie seit Längerem litt. In der Nacht zum Freitag, 6. April 1956, erlag sie im Gautinger Sanatorium ihrem Leiden. Drei Tage später wurde sie auf dem Waldfriedhof zu Grabe getragen. "Der Platz vor der Aussegnungshalle war schwarz von Menschen, und auch entlang den Wegen, die zur Ruhestätte im südwestlichen Teil des Friedhofes führten, bildeten Trauernde und Neugierige Spalier", hieß es in einem Bericht von der Trauerfeier für die Ratschkathl, wie sie nach einer ihrer Rollen genannt wurde.

Ihre markante, ins Nasale tendierende Reibeisenstimme, mit der sie recht gschert ihre Erlebnisse als Trambahnschienenritzenreinigungsdame oder als Putzfrau zum Besten gab, war das Ergebnis einer schweren Erkältung samt Stimmbandlähmung, die sie 1930 erlitt. Dies setzte ihrer Karriere als Sängerin - sie hatte die Hochschule für Gesang absolviert - ein jähes Ende.

Geboren wurde sie als Ida Strömer am 5. März 1894 im niederbayerischen Arnstorf und kam im Alter von zwei Jahren nach München. 1917 heiratete sie Karl Schumacher, mit dem sie eine Volkssängergesellschaft gründete und auf Bauernbühnen und in Kabaretts auftrat. Vier Kinder hat sie geboren, musste sie nach dem Tod ihres Mannes, nach dem Krieg, allein großziehen. Nun, aus Anlass ihres 125. Geburtstages, wurde sie von der Stadt nochmals geehrt - mit einem Gedenkkranz auf ihrem Grab.

© SZ vom 23.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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