Viertel-Stunde:Digitale Ahnensuche

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Alte Schriften, jetzt digitalisiert im Archiv des Erzbistums. (Foto: Florian Peljak)

Das Erzbistum München und Freising hat 680000 Seiten historischer Unterlagen online zugänglich gemacht

Von Ilya Portnoy

In der kalten Jahreszeit, wenn die Bäume ganz kahl sind, hat eine Hausmadonna freien Blick auf den gegenüberliegenden "Bayerischen Hof" am Promenadeplatz. Die Skulptur geht - wie auch der Stuck an der Hausfassade im Stil des Rokoko - auf Johann Baptist Gunetzrhainer zurück. Gunetzrhainer, das wohl bekannteste Mitglied einer Barockbaumeister-Familie, erwarb das Haus in der Altstadt im Jahr 1730 und gestaltete es nach seinen Vorstellungen um. Heute ist das Gebäude nach ihm benannt. Wer ein bisschen in die Lebens- und Familiengeschichte des Meisters eintauchen und dabei originale Unterlagen aus seiner Zeit betrachten möchte, wird mithilfe des Digitalen Archivs des Erzbistums München und Freising (www.erzbistum-muenchen.de/archiv-und-bibliothek/digitales-archiv) fündig. Dieses hat sein Angebot kürzlich erweitert. Etwa 680 000 Seiten sind nun hinzugekommen, insgesamt umfasst die Sammlung jetzt an die 5,9 Millionen Digitalisate von historischen Dokumenten.

Zu Johann Baptist Gunetzrhainer findet sich im Digitalen Archiv etwa ein Vermerk über die Taufe in der Pfarrkirche St. Peter im Mai 1692. Die Recherche zeigt ferner, dass sich der Baumeister im Jahr 1722 mit der Ratsherrentochter Anna Katherina Stürzer vermählte. Als erster Münchner im Kurfürstentum Bayern wurde Gunetzrhainer zum Hofbaumeister ernannt. Zu seinen Werken zählen die Neugestaltung der Raumfolge der "Kurfürstenzimmer" in der Münchner Residenz und das Schloss Suresnes, auch "Werneckschlößl" genannt, an der Ecke Feilitzsch-/Werneckstraße. Der Baumeister starb 1763 in München und wurde auf dem Salvator-Friedhof beigesetzt. Ein Eintrag im Gräberbuch zeigt im digitalen Archiv die Grabstelle an.

Auf den Seiten des Erzbistums finden sich neben den Scans auch sogenannte "Findbücher", die den Lageort von noch nicht digitalisierten Dokumenten angeben. Die Nutzer des Angebots kommen mitunter aus den USA, China und Australien. Denn auch dort wohnen offenbar Menschen, die in den historischen Pfarrmatrikeln nach ihren bayerischen Vorfahren suchen wollen. Die Familienforschung dürfte wohl einer der Hauptgründe sein, das Angebot des digitalen Archivs zu nutzen, wobei sich die Recherche oft als mühselig erweisen kann und nicht immer zum gewünschten Ziel führt.

Im Wesentlichen ähnle die Suche jener in einem Papierarchiv, erklärt Archivar Roland Götz vom Erzbistum. Er empfiehlt, bei den jüngsten Verwandten anzusetzen und sich dann Schritt für Schritt vorzuarbeiten. Besonders wichtig seien Heiratseinträge, da sie die Herkunft beider Eheleute belegen könnten. Auf den Seiten des Archivs hat das Erzbistum weitere Tipps und Kontakte für die genealogische Forschung zusammengetragen. Künftig ist eine Suchfunktion über eine Landkarte geplant. Kenne man etwa den Ort, wo ein Vorfahre getauft wurde, so sage dies noch nichts über die konkrete Pfarrei aus. Auf die Feinheiten kommt es bei der Recherche an, auch im Digitalen.

© SZ vom 09.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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