Viertel-Stunde:Die Geheimnisse der Frauenkirche

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Großer Fuß: Ohne Teufelstritt geht es nicht. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Dom bietet Besuchern jetzt ein neues Medienangebot. Fünf Flyer helfen künftig, das Münchner Wahrzeichen zu erkunden. Zu entdecken gibt es zum Beispiel heilige Öle in einem Schrank oder einen Walzahn aus dem Grab des Heiligen Benno

Von Justus Wilke

Tada! Nach elf Jahren Bauzeit offenbart der Liebfrauendom seit Dienstag wieder seine Schönheit - ganz ohne Gerüst. Touristen sind ebenso froh wie die Münchner, und ganz besonders freut sich der baldige Dompfarrer Klaus Peter Franzl. Klar, dass er sich gerade jetzt keine Nörgeleien über seinen lieben Dom gefallen lässt. "Außen hui und innen pfui", habe er mal in einer Zeitung gelesen. Na, na, na. Das lässt der Dompfarrer in spe nicht auf sich sitzen! An diesem Sonntag feiert Klaus Peter Franzl seine Amtseinführung, zuvor hat er das neue Medienangebot der Liebfrauenkirche präsentiert.

Fünf Flyer helfen den Besuchern künftig das Münchner Wahrzeichen zu erkunden. Schon in einer Viertelstunde könnten Interessierte somit viel Wissen mitnehmen, sagt Monsignore Franzl. Viertelstunde? Das klingt nach einer direkten Herausforderung. Also gut: Der Flyer "Geheimnisvolle Orte" empfiehlt als ersten Schritt den Teufelstritt - wie sollte es auch anders sein. Für Münchner gibt's im Westen der Kirche also nichts Neues, aber weiter geht's. Einmal quer durchs Gotteshaus, entlang der Sitzbänke, wo so früh am Tag kaum jemand betet. Stattdessen poliert eine bemannte Reinigungsmaschine den heiligen Boden - eine Szene, die man sonst nur von einem nächtlichen Aufenthalt an einer S-Bahn-Station kennt. Nächster Halt: Der Flyer empfiehlt die heiligen Öle, die in einem kleinen, verschlossenen Schrank stehen. Und tatsächlich: Dieses Schränkchen braucht die Hilfe anderer, damit Besucher darauf aufmerksam werden. Die Öle kämen bei Taufe und Priesterweihe zum Einsatz und seien mit wohlriechenden Duftstoffen wie Rose und Zitrone versetzt, lehrt der schweigsame Guide.

Dann zeigt sich der Dom von seiner tierischen Seite. Zuerst macht der Flyer auf einen Walzahn aufmerksam, der aus dem Grab des Heiligen Benno stammt. Die vierte Station ist die Kupferschlange des Mose, der Guide liefert die entsprechende Bibel-Stelle. Als Letztes wartet die Automatenuhr. Sie hat Zeit, schließlich steht sie schon seit 1568 in der Kirche und bildet den Abschluss einer aufschlussreichen Lehrstunde. Pardon - Viertelstunde.

© SZ vom 05.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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