Bilanz von 2015:MVG verschärft Abschlepppraxis - wegen Falschparkern

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Auch wenn es nur wenige Zentimeter sind, wie hier am Promenadeplatz, blockieren Falschparker immer wieder Trambahnen. (Foto: MVG)

Mal geht es nur um wenige Zentimenter, mal ist das Auto schlicht zu breit: 160 Falschparker haben im vergangenen Jahr Trambahnen blockiert. Mit immensen Folgen.

Von Marco Völklein

In den meisten Fällen ist es wohl Gedankenlosigkeit, manchmal vielleicht aber auch Absicht: Allein im vergangenen Jahr haben laut der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) 160 Falschparker den Verkehr auf den stadtweit 13 Tramlinien behindert. Meist sind es nur wenige Zentimeter, die ein Auto zu weit in den Fahrweg der Trambahn hineinragt. Die Folgen allerdings sind immens: Weil die Straßenbahn die Stelle nicht passieren kann, kommen oftmals Hunderte Fahrgäste nicht weiter, zumindest dann, wenn sich insbesondere zu den Hauptverkehrszeiten rasch ein Tramstau bildet. Die MVG reagiert nun mit einer verschärften Abschlepppraxis.

Auch die Zahlen aus den Vorjahren bestätigen, dass Falschparker immer wieder zum Hindernis für den öffentlichen Nahverkehr werden. 2013 zählten die MVG-Statistiker 177 Falschparker-Vorfälle entlang von Tramstrecken, 2014 waren es insgesamt 197. Dass es 2015 vergleichsweise wenige Vorfälle waren, könne auch am zuletzt recht warmen Wetter gelegen haben, sagt MVG-Sprecher Matthias Korte: "Bei Schneefall wären es erfahrungsgemäß noch einige mehr gewesen." Denn dann ragen die am Straßenrand abgestellten Fahrzeuge noch ein Stück weiter hinein in den Fahrweg der Trambahnen.

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Um die jeweilige Störung schneller beheben zu können, hat die MVG zusammen mit der Polizei nun ein verschärftes Vorgehen gegen die Falschparker vereinbart. Bislang lief es so: Kam eine Trambahn nicht mehr weiter, weil ihr ein Falschparker den Weg versperrt hatte, meldete der Straßenbahnfahrer das Problem der MVG-Leitstelle. Die Mitarbeiter dort beorderten eine Polizeistreife zum Falschparker. Die Beamten verschafften sich einen Eindruck von der Lage - und riefen dann in aller Regel einen Abschleppwagen, um das störende Auto an den Haken zu nehmen. Das alles kostete Zeit.

Nun gilt eine neue Regelung: Gleichzeitig mit dem Anruf bei der Polizei schicken die Mitarbeiter der MVG-Leitstelle einen Abschleppwagen zum Falschparker. Im Idealfall trifft dieser dann parallel zur Polizeistreife ein. Umso schneller ist dann der Weg wieder frei für die Tram.

Dennoch stehen die Fahrgäste zunächst im Trambahnstau - und zwar mitunter ziemlich lange. "Selbst wenn man annimmt, dass jeder Falschparker nach 20 Minuten vom Gleis ist, beläuft sich der Stillstand des Tramverkehrs plakativ hochgerechnet auf mehr als zwei Tage pro Jahr", sagt MVG-Mann Korte. Die Kosten für den Abschleppwagen rechnet die Polizei mit dem Falschparker ab, in der Regel wird auch ein Bußgeld fällig. Außerdem stellt die MVG es dem Falschparker in Rechnung, wenn die Mitarbeiter in der Leitstelle während der Störung einen Schienenersatzverkehr mit Bussen oder Taxis organisieren müssen. "Je nach Dauer", sagt Korte, werden dafür "von 200 Euro an aufwärts" fällig.

Die Probleme mit falsch abgestellten Autos häufen sich auch deshalb, weil die Fahrzeuge tendenziell immer größer werden. Das bestätigen auch Erfahrungen des ADAC, der regelmäßig Parkhäuser testet und dabei mitunter feststellt, dass moderne Autos in den einstmals als üppig oder zumindest ausreichend bemessenen Parkbuchten kaum Platz finden. Auch an Autobahnbaustellen kann es eng werden, warnt ADAC-Technikexperte Arnulf Thiemel. Dort gilt oft ein Überholverbot für Fahrzeuge mit mehr als zwei Metern Breite. "Wer nun meint, nur Kleintransporter oder üppige SUVs wären davon betroffen, liegt falsch", sagt Thiemel. Sogar Pkw der unteren Mittelklasse knacken oft die Zwei-Meter-Grenze. Denn in den Fahrzeugpapieren wird prinzipiell nur die Breite ohne Außenspiegel angegeben. Der ADAC hat bei 280 Modellen nachgemessen. Und festgestellt, dass etwa 67 Prozent der Neuwagenmodelle breiter sind als zwei Meter.

Die Möglichkeiten der MVG, diesem Problem zu begegnen, sind indes begrenzt, räumt Korte ein. "Wo möglich, werden wir dennoch aktiv." So achten die MVG-Planer darauf, wenn das Baureferat zum Beispiel Kreuzungen umbauen lässt, dass Randsteine so versetzt werden, dass künftig ein größerer Abstand zwischen Gleis und Parkstreifen besteht. Ähnlich läuft es, wenn Straßenbahngleise erneuert werden - zuletzt sei dies in der Wagmüllerstraße und in der Leonrodstraße passiert. Und an einer Stelle in der Baaderstraße wurde im Zuge eines Umbaus laut Korte ein schmaler Parkstreifen sogar ganz aufgelöst. "Auch das kann gegebenenfalls passieren."

© SZ vom 04.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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