Verkehrsdilemma:Unter Rädern

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Nicht erlaubt: Rund im die goldene Madonna auf ihrer Säule parkt am Pasinger Marienplatz ein Fahrzeug nach dem anderen. (Foto: privat)

Weil sich rings um den Pasinger Marienplatz die Großbaustellen häufen, stellen die Handwerker ihre Fahrzeuge in der ganzen Gegend ab. Die Stadt lehnt aber den Bau von Pollern ab, die das verhindern könnten

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Die goldene Madonna auf ihrer Säule muss sich derzeit ziemlich umzingelt fühlen. Zwischen den roten Baumtrögen auf dem Pasinger Marienplatz parken an diesem Vormittag, drei, vier, nein, es sind sieben Sprinter-Fahrzeuge. Ganz offensichtlich haben sie Handwerker, die am sogenannten Magneten in Pasings Zentrum arbeiten, dort abgestellt. Denn auch dort, auf den Gehwegen entlang der Baustelle, stehen Fahrzeuge. Schon ein paar Monate geht das so, der Pasinger Marienplatz ist zum großen Parkplatz geworden. Im vergangenen November sah sich der Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing zum Handeln gezwungen und forderte per Antrag die Stadt auf, "Maßnahmen gegen das widerrechtliche Parken auf dem Marienplatz in Pasing zu ergreifen".

So nachvollziehbar es sei, dass Bau- und Handwerksbetriebe, die am Neubau Marienplatz Westseite und am Bau des Alten- und Service-Zentrums (ASZ plus) auf dem Areal des einstigen Hotels Post beschäftigt seien, einen Parkplatz benötigen, so wenig hinnehmbar sei es, dass der Platz vor der Mariensäule zugeparkt oder versperrt sei, wird da moniert. "Jeder private Bauherr muss mit Halteverboten oder ähnlichem dafür sorgen, dass die benötigten Fahrzeuge einen Parkplatz haben." Außerdem führe diese Missachtung zu einer Gewöhnung an solche Verhältnisse, und die würden nach Beendigung der Baumaßnahmen "nur mit großem Aufwand an Kontrollen wieder zu beseitigen" seien, argumentieren die Lokalpolitiker. Das Gremium ist auch nicht sehr erfreut darüber, dass nach den Ausbesserungsmaßnahmen am Trambahngleis die aufwendige Bepflasterung nahe dem Platz nicht komplett wiederhergestellt wurde. Diese "konzentrischen Ringe" seien schließlich das Siegerergebnis eines Wettbewerbs, also als Kunstwerk zu betrachten. Zudem fordern sie, dass die Stadt ein Auge darauf hat, dass die Bäume, die zwischen der Bushaltestelle und dem Neubau auf der Westseite des Platzes eingangs der Planegger Straße standen, vom Bauherrn nachgepflanzt werden.

Die Stadt hat dem Gremium jetzt geantwortet. Das für die Verkehrsordnung zuständige Kreisverwaltungsreferat (KVR) weist darauf hin, dass das Befahren und Abstellen von Fahrzeugen auf Gehwegen, in Fußgängerzonen und sonstigen Fußverkehrsflächen grundsätzlich verboten ist. Allerdings dürften Fahrzeuge mit einem Parkausweis für Handwerksbetriebe dort abgestellt werden. Auf dem Gehwegflächen des Pasinger Marienplatzes zusätzliche Parkverbotsschilder aufzustellen, sei nicht möglich. "Wir sehen daher lediglich die Möglichkeit, das Befahren der Gehwege und des Fußgängerbereichs baulich zu verhindern, zum Beispiel durch Poller", teilt das KVR mit. Unabhängig davon gehe man davon aus, dass mit Fertigstellung der Hochbaustellen dort auch die parkenden Handwerker-Fahrzeuge verschwinden würden. Das Baureferat schließt sich dem KVR an und rät von Pollern ab. "Entlang der Planegger-/Bodenseestraße und der Platzüberfahrt müsste eine Vielzahl an Pollern eingebaut werden, welche die Offenheit der Platzfläche über die Fahrspuren hinweg stark beeinträchtigen würden." Man sollte also vorerst das Ende der Baustellen abwarten.

Was das spezielle, teure Marienplatz-Pflaster aus Fürstensteiner Granit und Basaltsteinen angeht, hätten wegen der Spartengrabungen Teilflächen des Belags ausgebaut werden müssen. Das Baureferat versichert nun, dass diese in der ersten Jahreshälfte wieder eingebaut würden, sodass die Pflastergestaltung des Marienplatzes wieder komplettiert werde. Wohl wissend, dass mit dem Magneten auf der südwestlichen Seite des Marienplatzes noch einmal eine große Baustelle entstehen würde, hatte man 2014 auf der privaten Fläche vor dem Neubau die Pflasterung zunächst ausgespart.

Sie wird nun laut Baureferat gemäß prämiertem Wettbewerbsentwurf erstmals hergestellt. Zuständig dafür ist der Investor. In diesem Zuge soll auch der Marienbrunnen, der einst vor dem Confetti - jetzt Cotidiano - stand, an seinen ursprünglichen Standort zurück kommen. Auch Ersatzpflanzungen soll es geben für die fünf Bäume, die einst bei der sogenannten Pappschachtel, dem Vorgängerbau des Magneten, standen. Im Frühjahr wolle das Gartenbauamt dies angehen. Und bei der Auswahl der Baumarten werde der Bezirksausschuss mitreden können.

© SZ vom 05.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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