Verkehr:Schwierige Koexistenz

Lesezeit: 2 min

Ein Radweg wird zum Problemfall. Die Polizei sieht aber noch keinen Grund für zusätzliche Kontrollen. (Foto: Florian Peljak)

Wenn Busse, Trambahnen, Fußgänger und Radfahrer an der Münchner Freiheit auf engem Raum aufeinander treffen, kann es schnell gefährlich werden. Nun sucht man nach Wegen, um die Situation zu entschärfen

Von Simon Schramm, Schwabing

Schon vor der Neugestaltung der Münchner Freiheit verlief das Zusammenleben von Fußgängern, Radlern, Bus- und Autofahrern rund um den Bahnhof nicht ohne Reibungen. Mittlerweile lässt sich der östlich vom Bahnhof verlaufende Radweg fast schon als Brennpunkt bezeichnen. Der Verkehr dort ist gestiegen, regelmäßig kommen sich Radler, Passanten, und mehr Umsteiger von U- und Trambahn in die Quere. Die Polizei sieht derzeit noch keinen Grund für zusätzliche Radler-Kontrollen, weil sich die Unfälle zwischen Fahrradfahrern und Fußgängern bisher nicht häuften. Den Lokalpolitikern sind allerdings Verletzungen von Fußgängern bekannt - viele würden jedoch wegen des Aufwands keine Anzeige erstatten, meint Gunhilde Peter aus der SPD-Fraktion.

Bernhard Dufter (Grüne) hat nun einen Vorschlag erarbeitet, wie die Lage entspannt werden könnte, den er aber parteiunabhängig verstanden haben will. Am Dienstagabend behandelte der Bezirksausschuss Dufters Modell: Der Radweg stadtauswärts soll demnach auf Höhe der Feilitzschstraße nicht rechts abbiegen, sondern geradewegs durchlaufen und an die Westseite des Trambahnhofs verlegt werden. Sodass die Radler dann neben der Fahrbahn für Autos in etwa auf der Bushaltespur fahren, den Bahnhof passieren und wieder am regulären Fahrradweg anschließen. Der Antrag stieß jedoch bei mehreren Fraktionen im Gremium auf Vorbehalte.

Der erste Einspruch kam von Seiten der Freien Wähler. "Es ist zu gefährlich an den Stellen, wo die Trambahn herausgeschossen kommt. Wenn der Weg so verläuft, droht Kollisionsgefahr", sagte Horst Engler-Hamm. Zweiter Einspruch: "Es ist nicht sinnvoll, wenn die Radfahrer dann hinter dem Bus warten müssen und die Abgase abbekommen. Auch werden die Radler versuchen, links und rechts vom Bus vorbeizuschleichen. Auf der Nordseite überquert man das Trambahngleis und läuft Gefahr, dass man in der Schiene hängen bleibt", sagte Dietrich Keitel (SPD).

Eigentlich forderte der Antrag die Verlegung des Radweges. Weil in der Diskussion deutlich wurde, dass es viele Fragen zur Umsetzung gibt, beschloss das Bürgergremium schließlich mit Mehrheit, der Verwaltung einen Auftrag zur Prüfung zu erteilen. Patric Wolf (CSU) sagte etwa, das Schienen-Problem werde man sicher beheben können. Abgestimmt werden müssten außerdem Standzeiten und Taktfolge der Busse der Linie 59, damit diese den Radlern nicht im Weg stünden, merkte Antragsteller Dufter an.

Petra Piloty (SPD) widersprach der Einschätzung, dass die Situation am Radweg ein Problem sei. "Bisher ist nichts passiert." Sie plädierte dafür, den Bereich des Radweges zusammen mit dem daneben befindlichen Bürgersteig als einen "shared space" auszuweisen. Die Gesamtfläche wäre dann für beide Gruppen gleichwertig benutzbar. Lokalpolitiker Dietrich Keitel brachte noch eine ganz neue Anregung ein: einen Steg, der über das Forum Münchner Freiheit führen soll. Entlasten könnte das die Situation am nördlichen Zipfel des Bahnhofs, wo die Radler auf einem diagonalen Weg fahren und öfters auf Trambahngäste treffen. "Utopisch", kommentierte der BA-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD) den Vorschlag. Beide Ideen werden womöglich in einer der kommenden Ausschusssitzungen eingebracht.

Abgelehnt wurde der von der FDP im Unterausschuss ins Spiel gebrachte Vorschlag, den Radweg insgesamt als Rot-Spur zu markieren und so die Einteilung für Passanten und Radler zu verdeutlichen. "Dann wird die Strecke zur Piste", sagte Werner Lederer-Piloty. Dafür wünscht sich das Stadtviertel-Gremium nun Hinweisschilder für Radler, in Schrittgeschwindigkeit zu fahren, und dass die Fahrrad-Piktogramme auf dem Boden erneuert und öfter aufgezeichnet werden.

Im Gremium ist man überzeugt, dass die Situation an der Münchner Freiheit bald noch mehr nach Entspannung verlangen wird. Der Radverkehr werde stärker zunehmen, sagte Ekkehard Pascoe von den Grünen - vor allem auf der Leopoldstraße. Mit dieser Begründung hat das Bürgergremium mehrheitlich auch die aktuelle Position der Verwaltung gerügt. Danach soll das Projekt zur Entschärfung der gefährlichen Lage in der Leopoldstraße zurückgestellt werden. Der Bezirksausschuss hingegen will, dass die Stadt sehr wohl schon jetzt nach Lösungen sucht.

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: