Verkehr in München:Für Radfahrer ein mieses Pflaster

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  • Der Bezirksausschuss Maxvorstadt fordert erneut konkrete Projekte zur Verbesserung der Fahrrad-Infrastruktur.
  • Es werden bald viele der umweltfreundlichen, aber sperrigen Lastenpedelecs auf den Radwegen unterwegs sein - was sich gerade in der dicht bebauten Maxvorstadt aber als Sicherheitsproblem abzeichnet.

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Knapp ein Jahr nachdem viele lokalpolitische Gremien den Kurs der Stadt zur Förderung des Radverkehrs in München scharf kritisiert hatten, fordert der Bezirksausschuss (BA) Maxvorstadt erneut konkrete Projekte zur Verbesserung der Fahrrad-Infrastruktur. Das Gremium zeigt sich zwar zufrieden mit dem Förderprogramm, welches Bürgern Anreize zum Umstieg aufs Rad bieten soll. "Jedoch wird seitens der Stadt wenig bis nichts unternommen, für die Sicherheit der Radler auf Münchens Straßen zu sorgen", heißt es in einem Antrag der Grünen im Viertel, den der BA beschlossen hat.

Bezugspunkt für den Vorstoß der Stadtviertelpolitiker ist der Beschluss "Integriertes Handlungsprogramm zur Förderung der Elektromobilität in München" - ein Zuschusspaket, das dem elektrifizierten Verkehr auf Münchens Straßen einen Schub versetzen soll. E-Taxis werden ebenso gesponsert wie Elektrobusse, dazu - und das ist für die BA-Politiker das Entscheidende - erhalten Privatpersonen Fördergeld, wenn sie sich ein Lastenpedelec, also ein Lastenrad mit Elektroantrieb, anschaffen. Ferner gibt es bereits mehrere Verteilstationen in der Stadt, von denen aus UPS-Boten nicht mit dem Lastwagen, sondern mit dem Lastenfahrrad die Pakete zu den Kunden bringen. Die logische Folge für die Bezirksausschuss-Politiker daraus: Es werden bald viele dieser umweltfreundlichen, aber sperrigen Gefährte auf den Radwegen unterwegs sein - was sich gerade in der dicht bebauten Maxvorstadt aber als Sicherheitsproblem abzeichnet. Einer "Zunahme des Radverkehrs und einer Zunahme der finanziell geförderten Lastenpedelecs muss ein schneller Ausbau der Radwege und damit eine Verbesserung der Sicherheit für Radfahrer folgen", mahnt der Bezirksausschuss.

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Seit Jahren zeigen Statistiken der Münchner Polizei, dass Radeln in München sehr gefährlich sein kann. Im Jahr 2017 wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums München 2552 Radfahrer bei Unfällen verletzt, fünf davon getötet, 310 schwer verletzt. Stadtweit haben Lokalpolitiker viele Gefahrenstellen identifiziert, doch den Bezirksausschüssen geht deren Beseitigung viel zu schleppend voran. Sie vermissen überdies ein Gesamtkonzept und einen klaren Plan für das Münchner Radwegenetz, wie erst im Dezember vergangenen Jahres deutlich wurde. Aus der Maxvorstadt, der Schwanthalerhöhe, aus Trudering-Riem, Milbertshofen-Am Hart und Bogenhausen gab es vor der Beratung im Stadtrat zum Teil vernichtende Kommentare zum "Grundsatzbeschluss zur Förderung des Radverkehrs in München".

Dies ist eine 266 Seiten starke Radl-Agenda, die aber in weiten Teilen aus Zielvorgaben und Empfehlungen für neue Machbarkeitsstudien besteht, die dann stetig umgesetzt werden sollen. Viele Worte, kaum Taten - so fassten die Bezirksausschüsse die Essenz des Beschlusses zusammen. Sie forderten "den zügigen Einstieg in konkrete Planungen", wie es etwa die Maxvorstädter formulierten. Und darauf dringen die Politiker in dem innenstadtnahen Stadtquartier jetzt erneut - und sie haben auch schon eine Liste zusammengestellt, wo die Stadt "eine Umstrukturierung des Straßenraums schnellstmöglich vorzunehmen" habe, wie es heißt.

"Es ist dringend geboten, die Fahrradinfrastruktur in München auszubauen"

Auf Platz eins steht die Augustenstraße, jene hochfrequentierte Nord-Süd-Tangente, auf der den Radlern teils äußerst schmale Wege zur Verfügung stehen, gefolgt von der Luisen- und der Barer Straße. Auf letzterer sei das Radfahren, ebenso wie in der Schellingstraße, gar "unmöglich", wie die Grünen in ihrem Antrag darlegen, da Autofahrer dort sehr schnell führen und überdies die Gefahr bestehe, dass Radler "von spontan geöffneten Autotüren zu Fall gebracht werden". Als weitere Brennpunktpassagen werden überdies Türkenstraße, Theresien- und Brienner Straße, Elisenstraße, Gabelsberger- und Nymphenburger Straße genannt.

Unterstützung für den Antrag kommt vom Radfahrclub ADFC. "Es ist dringend geboten, die Fahrradinfrastruktur in München auszubauen", sagt der Kreisvorsitzende des Fahrradklubs, Martin Glas. Lastenpedelecs brauchten viel mehr Platz, dem müsse man zügig Rechnung tragen. Er stellt sich etwa eine "konsequente Umverteilung der Verkehrsflächen" vor, indem also Parkplätze oder auch nötigenfalls Fahrspuren Rad- und Fußgängern zugesprochen werden. "Das geht nicht von heute auf morgen, auch weil München sehr dicht besiedelt ist", räumt Glas ein. Doch bis die nötige Fahrrad-Infrastruktur geschaffen sei, könne man im Sinne der Sicherheit zumindest Tempolimits ausweisen. "Solche Anordnungen kann die Stadt schnell treffen", zeigt sich Glas überzeugt.

© SZ vom 06.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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