Verkehr in München:Unerträgliche Langsamkeit des Seins

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Stoßstange an Stoßstange: München gehört zu den deutschen Städten mit den meisten Staus - Dienstagmorgen und Donnerstagnachmittag fließt der Verkehr besonders zäh.

Von Marco Völklein

Eines haben Autopendler in Stuttgart und München gemeinsam: Wenn sie mal wieder besonders lange im Stau stehen, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie gerade an einem Dienstagmorgen oder einem Donnerstagnachmittag unterwegs sind. Denn zu diesen Zeiten ist die Staugefahr in den zwei Städten ganz besonders hoch. Anders dagegen in Berlin und Hamburg: Dort stauen sich die Autos vor allem an Montagen in der Früh sowie an Freitagnachmittagen besonders stark. Warum das so ist? Genau kann das niemand sagen.

"Die Hintergründe können wir auch nur vermuten", sagt Andreas Erwig vom Navigationsgerätehersteller Tomtom. Er hat die Daten zusammengetragen. Und er führt die unterschiedlichen Stauspitzen darauf zurück, dass etwa in Berlin an Montagen überproportional viele Wochenendpendler in die Bundeshauptstadt strömen. In München würden dagegen überproportional viele Hochqualifizierte arbeiten, denen die Firmen flexible Arbeitszeiten anbieten - und die nutzen zum Beispiel montags das Arbeitszimmer zu Hause und fahren erst dienstags ins Büro. Und damit direkt hinein in den Münchner Stau. Aber wie gesagt: Das ist nur eine Vermutung.

Gesichert ist dagegen, dass der Münchner verglichen mit dem Stuttgarter oder dem Hamburger noch vergleichsweise wenig im Stau steht. In Stuttgart zum Beispiel dauern laut Erwig Autofahrten tagsüber im Schnitt ein Drittel länger (33 Prozent) als in der Nacht, wenn die Straßen frei sind. In Hamburg verlängern Staus die Fahrzeit durchschnittlich um 32 Prozent, in München um 24 Prozent. Deutlich verstopfter allerdings sind die Straßen in Städten außerhalb Deutschlands: In Moskau zum Beispiel dauern Autofahrten tagsüber im Durchschnitt zwei Drittel (66 Prozent) länger als in der Nacht, in Istanbul etwa die Hälfte länger.

Um das zu ermitteln, erhebt der niederländische Navigationsgerätehersteller regelmäßig mit dem Einverständnis der Nutzer die Daten aus mehreren Millionen Navigationsgeräten. Daraus errechnete das Unternehmen nun für 160 Städte auf vier Kontinenten einen "Stau-Index" für 2012. Der zeigt zum Beispiel auch, dass die Münchner im vergangenen Jahr etwas länger im Stau standen als noch im Vorjahr.

So benötigten sie im Jahr 2012 in den staureichen Zeiten am Morgen und am Nachmittag im Durchschnitt 27 Minuten länger für ihre Wege als in den staufreien Nachtstunden. 2011 hatte dieser Wert noch bei 25 Minuten gelegen. Ein Grund dafür könnte laut Tomtom die Dauerbaustelle auf der Donnersbergerbrücke sein. Zudem war die Brücke an einem Tag im Juli wegen eines Gasaustritts komplett gesperrt - das allein hatte ein immenses Verkehrschaos verursacht. Auch hatten der große Stromausfall am 15. November sowie ein besonders schneereicher Tag im Februar 2012 den Autolenkern jede Menge Stau beschert.

© SZ vom 05.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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