Verkehr in München:Auto fahren und Verkehr beruhigen - beides geht nicht

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Viel Verkehr und große Pläne: die Erhardtstraße beim Deutschen Museum. (Foto: Robert Haas)

Mit dem Votum für den Isarboulevard hat der Stadtrat eine Verkehrswende eingeleitet - eigentlich. Das müssen jetzt aber auch die Planungsexperten berücksichtigen.

Kommentar von Dominik Hutter

Natürlich kann man trefflich darüber streiten, ob die Geh- und Radwege an der Isar nicht eigentlich ausreichend breit sind. Und natürlich wäre es ein Problem, wenn sich künftig jeden Tag eine fünfstellige Zahl an Autos durch die benachbarten Wohnviertel zwängt. (Wobei man sich schon fragt, ob tatsächlich irgendjemand seine tägliche Autotour von der Isarparallele in die Reichenbachstraße und über den Gärtnerplatz verlegt.) Aber weiter kommt man so natürlich nicht.

Entweder will man die Verkehrswende und den Isarboulevard - oder man lässt es bleiben. Das muss man dann aber auch offen sagen. Denn alles gleichzeitig, Auto fahren und Verkehr beruhigen, geht ganz offenkundig nicht. Und eine Flaniermeile an der Isar benötigt ja nicht nur Platz, sondern auch eine Atmosphäre, die nicht an eine Autobahnraststätte erinnert.

Verkehrspolitik
:Der Isar-Boulevard - nur ein Traum

Wie können die Flussufer attraktiver werden? Zumindest die Autos werde man nicht verbannen können, heißt es in einem Gutachten der Stadtverwaltung. Die Grünen klagen über das "mutlose Stückwerk".

Von Dominik Hutter

Man muss sich also entscheiden. Der Stadtrat hat das eigentlich schon getan. Er hat Planungen für die Aufwertung der Isar in Auftrag gegeben, er hat sich für eine Verkehrswende ausgesprochen und erst in der Vollversammlung der vergangenen Woche noch einmal ausdrücklich bekräftigt, dass den Worten nun Taten folgen sollen. Vor diesem Hintergrund kann man das Papier aus dem Planungsreferat eigentlich nicht unverändert akzeptieren.

Autofahrer brauchen attraktive Alternativen

An der Arbeit der Gutachter gibt es dabei nichts zu kritisieren, selbstverständlich kann kein Verkehrsexperte sehenden Auges ein Szenario empfehlen, das viel schlechter wäre als der Status quo. Grundvoraussetzung des gesamten Gutachtens war aber die Annahme, dass der Anteil des Autos am Münchner Verkehr genau so hoch bleibt wie heute.

An dieser Schraube kann nur die Politik drehen - oder sie kann es zumindest versuchen. Und die eigenen politischen Vorgaben schon einmal miteinbauen. Was natürlich nur klappt, wenn den Autofahrern attraktive Alternativen angeboten werden. Diesen Schritt muss die Kommunalpolitik aber ohnehin bewältigen, wenn sie stadtweit Staus und Luftverschmutzung verringern will.

Vermutlich wird man mit breiten Radwegen und neuen MVV-Linien nur einen Teil der Autofahrer überzeugen können - die, bei denen der Umstieg problemlos möglich ist. Das reicht aber auch erst einmal aus. Irgendwo fängt man immer an.

© SZ vom 19.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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