Verkehr:Die Stadtbaurätin scheut den Parkplatzabbau

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Bei ihrer Mobilitäts-Offensive stoßen Politik und Verwaltung an Grenzen. Die Fraunhoferstraße soll nur an ihren Enden eigene Radspuren bekommen - Lokalpolitikern gehen die Vorschläge noch nicht weit genug

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Freie Bahn für Fahrradfahrer durch die Fraunhoferstraße? Was seit Jahren von Radfahrern gefordert wird, könnte infolge einer Anregung aus der Bürgerversammlung vom November 2016 jetzt zumindest eingeleitet werden. Mehr als zwei Jahre lang hat die Verwaltung an einer Lösung gearbeitet, derzeit werden letzte Stellungnahmen eingeholt. In dem Entwurf, den Stadtbaurätin Elisabeth Merk in Kürze auf 24 Seiten vorstellen will, geht es zwar nicht um einen durchgehenden Radweg. Man scheut den Abbau von 120 Parkplätzen, der dafür notwendig wäre. Dafür soll - versuchsweise für ein Jahr - am Ende und am Anfang der 500 Meter langen Fraunhoferstraße jeweils ein kleines Stück für Radfahrer markiert werden: zwischen Baaderstraße und Reichenbachbrücke sowie in der Papa-Schmid-Straße, die die Fraunhoferstraße in Richtung Blumenstraße verlängert.

Als "kleiner Schritt in die richtige Richtung" wird dies im Viertel bezeichnet. Der Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt begrüßt, dass durch die Initiative aus der Bürgerversammlung nun endlich die Situation geändert werden soll - in der Fraunhoferstraße, in der schon viele Radfahrer verunglückten, weil sie mit den Rädern in die Schienen gerieten oder sich Autotüren unvermittelt vor ihnen öffneten. Anträge der Lokalpolitiker mit dem Ziel, die Lage für Radler zumindest zu verbessern, haben dies bislang nicht erreicht. Doch der Mehrheit der Mitglieder gehen die Vorschläge der Verwaltung nicht weit genug. Paul Bickelbacher, zugleich Stadtrat und in der Grünen-Fraktion für Stadtplanung zuständig, sieht darin eine Chance für eine "kurzfristige Verbesserung". Wolle die Stadt aber ihre Mobilitätsprobleme lösen, müsse sie für diejenigen, deren Mobilität sie fördern wolle, attraktiver und sicherer werden. Langfristig müsse man in der Fraunhoferstraße mehr bieten: breite Gehwege und Raum für Radfahrer.

CSU-Fraktionsvorsitzender Florian Florack stieß im BA die Möglichkeit von Ausweichrouten an. Eine Optimallösung für Radfahrer könne es in der Fraunhoferstraße angesichts der Enge im Zusammenspiel mit Autos und Tram ohnehin nicht geben, sagte er. SPD-Sprecher Franz Bruckmeir nannte etwa die Ickstattstraße. Die Verwaltung hatte die Cornelius- und die Reichenbachstraße als Varianten in Erwägung gezogen. Südwestlich der Fraunhoferstraße gebe es aber keine geeigneten Möglichkeiten, wie Christoph Schröder (Grüne) bestätigte. "Ein schrecklicher Zickzack." Deshalb wurde eine Alternative verworfen.

Silvia Haas (Grüne) wies auf den Mangel an Bäumen in der Fraunhoferstraße hin, sie bilde schließlich eine Sichtachse. "Für mich ist das ein Trauerspiel." Die Verwaltung habe wegen Leitungen unter der Straßendecke darauf verzichtet, Bäume anzupflanzen. "Wir sollten eine Verlegung fordern." Beate Bidjanbeg (SPD) erinnerte an die Kastanien, die mit dem Biergarten an der Fraunhoferstraße für einen Wohnblock hatten fallen müssen. Ihr Vorschlag: Erst sollten die Autos weichen, dann sei wieder Platz für Grün. Wichtig sei zunächst: "Man muss einfach mal anfangen."

Sichtachse und Durchgangsstraße: Die Fraunhoferstraße ist für Autofahrer eine wichtige Verbindung. (Foto: Jan A. Staiger)

Durch die Fraunhoferstraße fahren täglich 16 000 Kraftfahrzeuge und die Tram. Da Tempo 50 zugelassen ist, schlagen die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen einen Radstreifen vor. Bislang gibt es diesen nur zwischen der Erhardtstraße, der Isarparallele, und der Baaderstraße in Richtung stadteinwärts. Ansonsten herrscht sogenannter Mischverkehr: Radler, Tram und Autos teilen sich die Fahrspur. Der BA bedauerte, dass gerade in dem besonders problematischen mittleren Abschnitt wegen der Enge und der Schienen laut Entwurf keine kurzfristigen Verbesserungen für Radler möglich seien. Der BA forderte die Stadt auf, das Ziel, einen durchgehenden Radfahrstreifen und Verbesserungen für den Fußverkehr "nächstmöglich" zu realisieren. Auch solle die Straße auf der gesamten Länge begrünt werden.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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