Verhandlung am Amtsgericht:Trainer greift Jugendlichen in die Hose

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Er hat Jugendliche zu sich nach Hause eingeladen, ihnen Alkohol und Joints angeboten - und sie sexuell belästigt: Ein Jugendtrainer steht vor Gericht. Doch das streicht einen Teil der Vorwürfe aus der Anklage. Zum Entsetzen von Staatsanwaltschaft und Eltern.

Von Christian Rost

Ein Fußballtrainer der FT Gern soll mehrere Jugendliche mit Marihuana und Alkohol versorgt und sich überdies an zwei 15-Jährigen vergriffen haben. Die Münchner Staatsanwaltschaft leitete gegen den 48-Jährigen Ermittlungen wegen der Überlassung von Betäubungsmitteln und sexueller Beleidigungen ein. Der Jugendbetreuer kam zeitweise in Untersuchungshaft. Zum Entsetzen der Eltern der betroffenen Jugendlichen wertete das Münchner Amtsgericht die sexuell motivierten Übergriffe aber als nicht strafbar und strich diese Vorwürfe aus der Anklage. Die Staatsanwaltschaft hat dagegen Beschwerde eingelegt.

Der Versicherungskaufmann war von 2009 bis zum 27. Mai 2013 bei der FT Gern als Jugendbetreuer beschäftigt. Zwei Tage vor seinem Rauswurf meldete sich nachts gegen 3.30 Uhr ein junger Mann bei der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums München und gab an, soeben von seinem Trainer unsittlich berührt worden zu sein. Der Mann habe ihn und einen Freund am Vorabend zu sich nach Hause eingeladen und größere Mengen Bier und Wodka ausgeschenkt.

Während sich der Gastgeber selbst zurückhielt, soll er die Jugendlichen zum Trinken ermuntert haben. Gegen 3 Uhr, so gab der Jugendliche an, sei er schwer betrunken gewesen. Der Mann habe ihm angeboten, in seinem Doppelbett zu schlafen. Während der Geschädigte dann nur mit einer Short bekleidet schlief, soll sich der Trainer zu ihm gelegt und ihn im Genitalbereich angefasst haben. Der Jugendliche wurde davon wach, sprang aus dem Bett und verließ die Wohnung.

Staatsanwaltschaft legt Beschwerde ein

Im Laufe der Ermittlungen stellte sich heraus, dass es zwei Wochen zuvor einen fast identischen Vorfall in der Wohnung des Mannes gegeben hatte. Nach dem Besuch der Meisterfeier des FC Bayern soll er mehrere junge Fußballer mit zu sich genommen und neben reichlich Alkohol auch drei Joints herumgereicht haben.

Ein ebenfalls 15-Jähriger blieb dann über Nacht bei dem Trainer und machte ähnliche Erfahrungen wie später sein Mannschaftskollege. In seiner Vernehmung vor dem Ermittlungsrichter bestritt der Versicherungskaufmann die Vorfälle nicht. Er räumte auch ein, bei anderen Treffen in seiner Wohnung sechs weiteren jungen Fußballern im Alter von 16 und 17 Jahren Joints überlassen zu haben.

Wegen der Drogen soll dem 48-Jährigen am Amtsgericht der Prozess gemacht werden - nicht aber wegen der Berührungen im Genitalbereich. Die Staatsanwaltschaft München I hatte diese Übergriffe als sexuelle Beleidigungen angeklagt. Der Jugendbetreuer habe den Schülern den Alkohol nur gegeben, damit sie ihm Dank und Gefälligkeiten schuldeten. Damit glaubte er wohl, dass seine ehrverletzenden Handlungen folgenlos bleiben würden.

Das Amtsgericht folgte der Argumentation der Staatsanwaltschaft aber nicht und strich die beiden Übergriffe aus der Anklage heraus. Der Trainer habe die beiden Jugendlichen lediglich zur Vornahme oder Duldung seiner Handlungen motivieren wollen, begründete ein Richter die Entscheidung. Das sei noch keine sexuelle Beleidigung. Die Staatsanwaltschaft reagierte darauf mit einer sofortigen Beschwerde, über die das Münchner Landgericht noch entscheiden muss.

Die Mutter eines Betroffen reagierte entsetzt auf den Beschluss des Amtsrichters: "Es kann doch nicht sein, dass ein Jugendtrainer nach solchen Vorfällen ungeschoren davon kommt."

© SZ vom 07.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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