Urteil:Paar zwingt Afghanin zur Prostitution - fast vier Jahre Haft

In einem Online-Chat gab der Mann vor, die 27-Jährige heiraten zu wollen. Stattdessen musste sie mit mehr als hundert Freiern schlafen und wurde mehrmals vergewaltigt.

Ein Paar, das eine junge Afghanin monatelang zur Prostitution gezwungen hat, ist zu je drei Jahren und zehn Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden. "Wir haben keinen Zweifel an dem Motiv, die Geschädigte kommen zu lassen, um sie auf den Strich zu schicken", sagte Richter Philip Stoll am Dienstag bei der Urteilsverkündung am Münchner Landgericht I. Die beiden wurden unter anderem wegen schwerer Zwangsprostitution verurteilt.

Das Paar hatte das Opfer, das damals in Berlin lebte, Ende 2017 über einen Online-Chat kennengelernt. Der 28 Jahre alte Mann hatte der 27-Jährigen die Ehe versprochen, seine 29-jährige Verlobte gab sich als dessen Schwester aus. Kurz nach der Ankunft des Opfers in München kam es zum Geschlechtsverkehr mit dem Mann. Das Gericht wertete dies als sexuellen Übergriff. Mit der verlorenen Jungfräulichkeit und weiteren Drohungen setzte das Paar, das ebenfalls aus Afghanistan stammt, die Frau anschließend derart unter Druck, dass sie sich schließlich prostituierte.

Die beiden Angeklagten sollen das Opfer aus Berlin zum Geschlechtsverkehr mit 100 bis 150 Freiern gezwungen haben. Die Einnahmen kassierten die Angeklagten. Mehrmals hätten die mutmaßlichen Täter die 27-Jährige zudem in der Wohnung vergewaltigt und ihr mit dem Tod gedroht. Im März 2018 hatte sich die Frau mithilfe eines Freiers an die Polizei gewandt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

© SZ vom 24.04.2019 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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