Unterschleißheim/Feldmoching:Zufriedenheit in Zeiten des Strafzinses

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Die Raiffeisenbank München-Nord blickt auf ein "solides Geschäftsjahr" zurück

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim/Feldmoching

In Zeiten, in denen die Rahmenbedingungen der Finanzwirtschaft einigermaßen schwierig sind, scheint auch die Beschreibung der eigenen Gefühlslage nicht ganz einfach zu sein. So sagte Peter Reischmann, der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank München-Nord mit Hauptstellen in Unterschleißheim, Haimhausen und Feldmoching zur Bilanz 2016, man sei "ziemlich sehr zufrieden". Schriftlich fixiert ist "ein solides Geschäftsjahr ungeachtet der gegebenen Marktbedingungen". In Zeiten von Überweisungsgebühren, Strafzinsen und Servicereduzierungen bräuchten sich die Kunden der Bank vorerst auf keine neuen unliebsamen Überraschungen gefasst machen, versprach Reischmann. Wie lange diese Zusage gilt, ließ er allerdings offen.

Die Zinserträge seien 2016 erwartungsgemäß zurückgegangen, heißt es in der Bilanz, die der Vertreterversammlung vorgelegt wurde. Allerdings hätten die Immobilien- und die Versicherungstochter die Erträge nach oben korrigiert. Als Bilanzsumme wurden 716 Millionen Euro ausgewiesen, die Kundeneinlagen sind mit 578 Millionen Euro leicht rückläufig. Viele Kunden hätten "rege investiert", heißt es aus der Bank, und von dem liquiden Kapital liege viel auf Girokonten brach. Schließlich gibt es derzeit ohnehin kaum Zinsen. Die Bilanzsumme hat sich gleichwohl binnen zehn Jahren um 40 Prozent erhöht.

Seit Oktober zahlt die Bank selbst Negativzinsen, die aber noch nicht an die Kunden weitergereicht wurden. "Wir sind nicht so schlecht organisiert, dass wir als erste so etwas einführen müssten", gibt sich Reischmann gelassen. Der Großraum München sei ein Geschäftsfeld, "das schon auch jetzt noch Marktchancen lässt", sagte Co-Vorstand Sebastian Dienelt.

Vor zwei Jahren hat die Bank ihre Kontoführungsgebühren erhöht, seither wurde auf die dauerhafte Nullzinspolitik am Geldmarkt nicht weiter reagiert. Aktuell geplant sei auch keine weitere Belastung der Kunden, versicherte der Vorstandsvorsitzende, "aber wir können für die Zukunft nichts versprechen". Klare Konsequenz der Situation am Finanzmarkt sei schon, "dass man sich selbst öfter überprüft als früher".

Auch das Filialnetz mit drei Haupt- und acht Geschäftsstellen in der Landeshauptstadt und den drei Landkreisen München, Dachau und Freising stehe akut nicht zur Disposition. "Wir haben mit dem Erhalt unseres Filialnetzes keine schlechten Erfahrungen gemacht", betonte Reischmann. 123 Mitarbeiter sind bei der Bank beschäftigt, darunter im vergangenen Jahr sechs Auszubildende. Registriert seien rund 27 000 Kunden, darunter über 9000 Mitglieder der Genossenschaft. Diese erhalten laut Beschluss der Vertreterversammlung fünf Prozent Dividende.

Die Kreditnachfrage sei "lebhaft". Hier beklagt die Bank allerdings "regulatorische Hemmnisse im Wohnbaukreditgeschäft", ohne die das Ergebnis noch deutlich besser ausfallen hätte können. Überhaupt würden immer neue bürokratische Anforderungen "zu erheblichem Mehraufwand führen". Die Verhältnismäßigkeit der Bankenregulierung dürfe nicht verloren gehen, mahnen die Vorstände. Mit 62 Millionen Euro an neuen Kreditvergaben 2016 stieg das Kreditvolumen auf 336 Millionen Euro. Die Bank bleibe dabei strikt bei einer "vergleichsweise konservativen Ausgestaltung der Kreditvergabe", versichert der Vorstand.

In den Bilanzen werden 142 000 Euro ausgewiesen, die an Kindertagesstätten und Vereine im Verbreitungsgebiet gespendet wurden. Ein Höhepunkt dabei war die Benefizveranstaltung der Raiffeisenbankstiftung im Unterschleißheimer Bürgerhaus, deren Erlös komplett gespendet wurde. Gesellschaftlicher Höhepunkt jenseits des Bankgeschäfts war das 120. Jubiläum der Geschäftsstelle Feldmoching, die 2003 durch Fusion in die Raiffeisenbank München-Nord einging.

© SZ vom 24.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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