Unterhaching:Hilfssheriffs zur Beruhigung

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Auf diesen Zug will nun auch Unterhaching aufspringen

Sie tragen keine scharfen Waffen, sind aber mit einem Pfefferspray für den Notfall ausgerüstet. Sie dürfen niemanden verhaften, aber einen Straftäter festhalten, bis die Polizei eintrifft: die Sicherheitswachten, auch Hilfssheriffs genannt. Seit 2012 patrouillieren in Haar und in Taufkirchen uniformierte Polizeihelfer, um den Bürgern ein "subjektives Sicherheitsgefühl" zu geben, wie der Leiter der Unterhachinger Polizeiinspektion Stefan Schraut sagt. Auf diesen Zug will nun auch die Gemeinde Unterhaching aufspringen.

In der Sitzung des Hauptausschusses am Donnerstag, 18. Februar, wollen die Gemeinderäte einen Antrag an die Staatsregierung auf Genehmigung einer Sicherheitswacht auf den Weg bringen. Dabei lohnt es sich freilich, genau hinzuschauen. Denn mit dem Phänomen der Bürgerwehren, die auf eigene Faust losziehen und in denen sich - wie zuletzt in München - auch Rechtsextreme tummeln, hat das nichts zu tun. "In keinster Weise" sei das zu vergleichen, sagt der stellvertretende Unterhachinger Polizeichef Martin Göppner. Der damalige bayerische Innenminister Günther Beckstein hatte vor gut 20 Jahren die Sicherheitswacht als Instrument der Inneren Sicherheit eingeführt. Die Polizei trifft die Auswahl der Interessenten, stellt die Aus- und Fortbildung sicher und koordiniert deren Einsätze. Die Aktiven bekommen als Ausrüstung Handy, Tierabwehrspray, Latexhandschuhe, Spritzenbehälter, Taschenlampe, Notizbuch und eine kleines Erste-Hilfe-Set zur Hand. Und dann ziehen sie in der Regel zu zweit los.

Die Polizei hält das Konzept mit den Hilfssheriffs nach vier Jahren Erfahrung für gelungen. Die Sicherheitswacht unterstütze die Polizei, sagt der Haarer Polizeichef Peter Mailer. Sie meldeten, wenn Autos am Straßenrand wild abgestellt seien oder wenn sie "Schmierschriften" an Wänden vorfänden. Sie sollten aber auf keinen Fall die Polizei ersetzen.

In Haar ist die Sicherheitswacht seit Mitte 2015 wieder mit acht Personen voll besetzt. Drei neue Frauen stießen zum Team. Dimitra Malapetsa wohnte lange in Haar, bevor sie nach Vaterstetten umzog. Sie kam über eine Freundin, die bei der Polizei arbeitet, dazu. Marika Sölch kommt aus Grafing und arbeitet in einem Sicherheitsdienst beim Empfang. Und Sonja Mangstl ist Polizeiangestellte und will in der Sicherheitswacht als Bindeglied zwischen Bürger und Polizei fungieren.

Alle Einsatzkräfte müssen eine Ausbildung durchlaufen, die in einer Abschlussprüfung bei der Polizei mündet. In den 40 Unterrichtseinheiten stehen Rechts- und Dienstkunde auf dem Stundenplan, aber auch Psychologie. Denn bei ihren Streifengängen sollen die Sicherheitswachtler vor allem vorbeugend und deeskalierend tätig sein - also Situationen gewaltfrei entschärfen, Randalierer zur Räson rufen und ruhestörende Zusammenkünfte auflösen. Dazu ist Fingerspitzengefühl gefragt, und der richtige Ton in der Ansprache.

© SZ vom 16.02.2016 / mm, belo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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