Untergiesing:Wider alle Vernunft

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An Spitzentagen wird es auf dem derzeitigen Parkplatz am Tierpark Hellabrunn schnell eng. (Foto: Claus Schunk)

Die Münchner SPD spricht sich bei ihrem Unterbezirksparteitag strikt gegen ein Parkhaus am Tierpark Hellabrunn aus. Auch die grün-rosa Stadtratsfraktion steht den Planungen skeptisch gegenüber

Von Hubert Grundner, Untergiesing

Die Münchner SPD hat sich bei ihrem Unterbezirksparteitag strikt gegen ein Parkhaus am Tierpark Hellabrunn ausgesprochen. Die Sozialdemokraten lehnen beide in dem Zusammenhang diskutierten Standorte - Siebenbrunner Straße beziehungsweise Isarauen/westliches Ende der Alemannenstraße - ab. Und auch die grün-rosa Stadtratsfraktion hat sich jetzt kritisch zu einem solchen Vorhaben zu Wort gemeldet. Sie will grundsätzlich mehr Transparenz in die Planungen bringen.

Das Nein der Genossen geht auf einen Dringlichkeitsantrag zurück, den die SPD im Münchner Süden eingebracht hat. Zur Begründung verweisen die Initiatoren darauf, dass Aufwand und Ertrag, um den Parkdruck am Tierpark zu mindern, in keinem vernünftigen Verhältnis stehen würden. Zwar stünden an Spitzentagen für dierund 1400 anrollenden Autos nur um die 830 Parkplätze zur Verfügung. Doch erstens handle es sich dabei nicht nur um Zoobesucher, darunter befänden sich auch viele Ausflügler in die Isarauen. Und zweitens rechtfertige die Anzahl der Spitzentage - die Rede ist von 40 bis 50 je nach Jahr - die Kosten für ein Parkhaus nicht. Ganz im Gegenteil befürchtet die SPD, dass man dadurch die Probleme erst recht befeuert: Noch mehr Nutzer der Isarauen kämen künftig mit dem Pkw, wodurch wiederum die Verkehrsbelastung für Thalkirchen und/oder Harlaching zunehme.

Außerdem lässt sich aus Sicht der Sozialdemokraten bislang keine überzeugende Verkehrsanbindung der beiden potenziellen Parkhaus-Standorte erkennen. Der Rückstau, der schon jetzt an Spitzentagen entsteht, werde vor einem Parkhaus-Eingang sicherlich nicht weniger. Die Folge: Zoobesucher werden auch in Zukunft in den umliegenden Anwohnerstraßen ihre Autos abstellen.

Abgesehen davon würden in den bisherigen Gutachten und Planungen die ökologischen Folgen der Parkhäuser nicht ausreichend berücksichtigt. Gemeint ist vor allem deren Lage in einem Überschwemmungsgebiet. Beide diskutierten Standorte liegen großteils in einem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH), das insbesondere vor Versiegelung geschützt werden sollte. Darüber hinaus bestehe die Gefahr, hier durch die Schaffung von Baurecht einen Tatbestand zu schaffen, der zu einer Aufweichung der bestehenden restriktiven Genehmigungspraxis entlang der Schönstraße führen könnte. Abschließend heißt es: "Der Bau eines Parkhauses ohne die gleichzeitige Verbesserung der Anbindung des Tiergartens an den ÖPNV und für den Fahrradverkehr stellt ein rückwärtsgewandtes verkehrspolitisches Zeichen dar, das im Widerspruch zu einer Entlastung des öffentlichen Raums von motorisiertem Individualverkehr steht."

Wegen des Landschaftsschutz- und FFH-Gebietes sehen auch die Grünen den Standort an der Siebenbrunner Straße wie den in den Isarauen sehr kritisch. Fast noch mehr aber stört sie die Intransparenz. So würden sich verschiedene Architekten mit ihren jeweiligen Ideen und Entwürfen zu Wort melden. Die Politiker im Rathaus hingegen würden von diesen Dingen überwiegend aus der Presse erfahren, und welche Pläne der Tierpark selbst verfolge, wisse niemand. Die Grünen fordern deshalb die Vorlage aller Gutachten, Kosten und Pläne. "Wir befürchten einfach, dass der Stadtrat erst dann in die Debatte eingebunden wird, wenn die Planungen schon so konkret sind, dass über Alternativen gar nicht mehr nachgedacht werden kann", sagt Katrin Habenschaden, Umweltexpertin der Grünen im Stadtrat.

© SZ vom 14.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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