Untergiesing:Sprungbrett in den Job

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Richtig viel Arbeit: Wer in der Werkstatt gut trainiert, schafft es zu einer Festanstellung - zum Beispiel in der Küche des Altenheims St. Michael. (Foto: Caritas)

Ein Projekt der Caritas verhilft Menschen mit Behinderung aus der Werkstatt zu einer Stelle im ersten Arbeitsmarkt

Von Elena Butz, Untergiesing

Den Sprung in einer Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt schaffen nicht viele, die wegen einer körperlichen oder geistigen Einschränkung in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung beschäftigt sind. Bei einem Projekt, das ihnen genau bei diesem Schritt helfen soll, gibt es nun erste Erfolge, wie die Caritas vermeldet. Eine Teilnehmerin des Projekts "Begleiteter Übergang Werkstatt Allgemeiner Arbeitsmarkt" (Büwa) hat von der Werkstatt in das Caritas-Altenheim Sankt Michael in Neuperlach gewechselt, wo sie nun als eine von zwölf Küchenhelferinnen arbeitet.

Schon zuvor hatte das Altenheim gute Erfahrungen gemacht, wenn Werkstatt-Angestellte auf den sogenannten Außenstellen in der Küche oder der Wäscherei eingesetzt waren. Die Angestellte, die es nun über das Projekt vermittelt bekam, hat sich gründlich vorbereitet. Denn das Projekt unterstützt seit 2015 in vier Phasen Angestellte der Werkstatt auf dem Weg in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis.

Ines Winzer, Fachkraft des Projekts, bereitet die Teilnehmer auf den neuen Arbeitsplatz vor. Zunächst lernen sie in Rollenspielen und Gesprächen ihre Stärken, Fähigkeiten und Wünsche kennen, während sie im Werkstattbetrieb weiterarbeiten. Es folgen sechs bis neun Monate mit verschiedenen Praktika, in denen sie herausfinden, welcher Bereich ihnen Spaß macht. "Bei jedem Praktikumsplatz klären wir zunächst, was die Firma braucht und was der Teilnehmer kann", sagt Ines Winzer. Beide Seiten müssten Hürden überwinden und den Blick weg von Defiziten hin zur gemeinsamen Arbeit richten. Zu dem Schulungsprogramm gehört auch, zu üben, wie man Konflikte bewältigt oder sachlich Arbeitsabläufe bespricht.

"Ein fester Arbeitsplatz ist auch für Menschen mit Behinderungen ein wichtiges Element der Lebensplanung", sagt Thomas Schwarz, Vorstandsmitglied der Caritas. Sie hätten einen rechtlichen Anspruch auf Teilhabe an der Gesellschaft und am Arbeitsleben. Der Bezirk Oberbayern und das Bayerische Sozialministerium bezuschussen das Projekt.

Wenn alles klappt, verlängern die Teilnehmer das Praktikum, das ihnen am besten gefällt. Die Caritas-Werkstatt stellt ihre Mitarbeiter dafür bis zu vier Monate frei. Dann bahnt Ines Winzer den Vertrag mit dem zukünftigen Arbeitgeber an. Nicht nur die Angestellten der Werkstatt, sondern auch ihre zukünftigen Arbeitgeber erhalten Unterstützung. Der Integrationsfachdienst begleitet sie auch nach Vertragsabschluss und berät sie in allen Fragen zur Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsleben.

Um den Druck für die Teilnehmer des Projekts und ihre neuen Arbeitgeber nicht zu groß werden zu lassen, gibt die Werkstatt eine Rückkehrgarantie. Falls es nicht klappt, können die Menschen mit Behinderungen innerhalb von fünf Jahren zurück in die Werkstatt wechseln.

© SZ vom 04.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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