Untergiesing:Rivalen der Besinnlichkeit

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Zwei Veranstalter von Christkindlmärkten am Hans-Mielich-Platz sehen sich als Konkurrenten

Von Julian Raff, Untergiesing

Für Freunde der inszenierten Adventsseligkeit hat der Hans-Mielich-Platz heuer gleich zwei Christkindlmärkte zu bieten. Allerdings: Vorweihnachtliche Harmonie herrscht nicht zwischen den beiden Veranstaltern; sie haben vielmehr das Gefühl, der jeweils andere komme ihnen kommerziell in die Quere. Der Auslöser klingt harmlos: Die Elterninitiative "Karl und Liesl" hatte vor zwei Monaten fürs erste Dezemberwochenende einen "Untergiesinger Advent" auf dem Platz beantragt, mit Kinder-Ski-Flohmarkt, zehn Ständen für Selbstgebasteltes, Bewirtung und Musikprogramm. Kein Problem fürs Kreisverwaltungsreferat (KVR), wohl aber für die Untergiesinger Bürgerinitiative (BI) "Mehr Platz zum Leben".

Die sieht sich um die Geschäftsgrundlage ihres eigenen Weihnachtsmarktes am darauffolgenden Wochenende vom 8. bis 10. Dezember gebracht. Wie der Markt-Organisator für die BI, Roland Henn, vom Hans-Mielich-Platz sowie vom Mangfallplatz im Bezirksausschuss berichtete, verkauft sich Ess- und Trinkbares deutlich besser als Gebasteltes, weshalb sich Händler für Kunsthandwerk-Standl nur schwer bei der Stange halten ließen. Der Platz vertrage schlicht keine zwei Märkte, umso weniger, als "Karl und Liesl" auf die Unterstützung der lokalen Gastronomie zählen kann.

In der Tat hatte Vereinsvorstand Markus Müller, wie er einräumt, seine Kontakte zum Wirt des "Giesinger Gartens" spielen lassen, der Stände, Bier und Bratwurst zur Verfügung stellt und sich außerdem bereit erklärt hat, für eventuelle Defizite aufzukommen. Durchaus eine vorweihnachtliche Wettbewerbsverzerrung, aber eine legitime, finden Müller und sein Co-Organisator Dominik Einzel, der den Markt als Benefizveranstaltung zugunsten des Vereins plant. Seit sieben Jahren betreut er in Untergiesing 100 Kinder in drei Einrichtungen und "nagt am Hungertuch", wie er sagt, so bald es um mehr gehe als um die Bezahlung der Fachkräfte. Dass ein Sponsor aus der Gastronomie das finanzielle Risiko übernimmt, findet der Vorsitzende vertretbar, auch in der Konkurrenz mit Henn, der seinen Markt unternehmerisch kalkuliere.

Müller beteuert, er hätte der Bürgerinitiative gerne den Vortritt gelassen. Die Terminkollision gehe auf das Konto des KVR, das die Elterninitiative im September offenbar nicht über den seinerzeit bereits seit vier Monaten vorliegenden Antrag der BI informiert hatte. Als Untergiesinger freue er sich über jede Veranstaltung auf dem Platz und würde dort auch fünf Weihnachtsmärkte begrüßen, so Müller. Im Übrigen bestritt er jeden kommerziellen Hintergedanken, auch gegenüber dem Versitzenden des Bezirksausschusses, Clemens Baumgärtner (CSU). Der verlangte jetzt im scharfen Verhörton Auskunft über die Gewinn- und Verlustkalkulation und stellte sich auch sonst klar hinter die BI.

Auch Brar Braren (Grüne) warf "Karl und Liesl" vor, sich in einem "ziemlich deutlichen Manöver" in eine bewährte Veranstaltung "reinzugrätschen". Guter Zweck hin oder her, ein kleines Kinderprogramm kaschiere ein "aufgeblähtes kommerzielles Gastro- und Musikevent", sagte Braren. Ein bisschen Weihnachtsfrieden stellte sich immerhin beim beiderseits geplanten Baumschmücken ein. "Wenn der Christbaum der große Stein des Anstoßes ist, dann lassen wir den halt weg", erklärte Müller. Der Karl-und Liesl-Baum sollte ohnehin nur bis Sonntag, 3. Dezember, stehen. Die Wiederherstellung der Harmonie obliegt nun dem KVR, dessen Genehmigungspraxis der Bezirksausschuss ausdrücklich weder bestätigen noch nachträglich in Frage stellen will. So lange sich Behörde und Veranstalter darum bemühen, dass in Zukunft jeder ohne Konflikte seinen Platz an der Krippe findet.

© SZ vom 28.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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