Untergiesing:Krach wegen Lärm

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Runder Tisch soll Konflikte am Hans-Mielich-Platz entschärfen

Von Julian Raff, Untergiesing

Das vorzeitige Ende des "Obdach"-Pavillons am Hans-Mielich-Platz hinterlässt im Viertel ebenso viel Ratlosigkeit und Bedauern wie Erleichterung. Von den entnervten Nachbarn, die den Katholischen Männerfürsorgeverein (KMFV) zum Abbruch des Kunstprojekts bewogen hatten, war am runden Tisch mit Anwohnern, Platznutzern und Mediatoren nichts zu sehen und zu hören. Neben einer Gruppe von regelmäßigen Pavillonbesuchern nahmen an der Diskussion nur Nachbarn teil, die den Versammlungsort gerne länger im Viertel gesehen hätten und fragten, ob der KMFV den Protesten nicht doch zu schnell nachgegeben habe. Christoph Kellner, Leiter des Hauses an der Pistorinistraße, erklärte, es sei wichtiger gewesen, Männerwohnheim und KMFV aus der Schusslinie zu halten, als den Pavillon gegen Widerstände zu erhalten. "Wir haben hier eh schon Probleme, und ihr macht es denen auch noch gemütlich", hätte der Vorwurf lauten können, so Kellner.

Den Pavillon samt Mobiliar und Skulpturen hatte die Kunsttherapeutin Jolene König, zusammen mit Heimbewohnern gestaltet, um auf die Arbeit des KMFV und auf wachsende Obdachlosigkeit aufmerksam zu machen. Weil sich Anwohner im Sommer wiederholt um ihre Ruhe gebracht sahen und die Polizei dreimal so oft anrückte, wie in den Vorjahren, wird er nun am Dienstag, 13. November, abgebaut, statt wie zunächst geplant im März 2019.

Der vom allparteilichen Konfliktmanagement (Akim) moderierte runde Tisch drehte sich nun darum, wie Anwohner und Platznutzer generell miteinander klarkommen wollen. Schon zuvor hatte es Probleme gegeben, vor allem im Bereich eines Freiluftschachspiels im Ostteil des Platzes. Zumindest die anwesenden Nachbarn haben die jüngsten nächtlichen Zusammenkünfte dabei nicht lauter in Erinnerung, als die früheren. Sie begrüßten vielmehr, dass sich das Treiben aus der dunklen Schachecke in die beleuchte Zone verlagert habe. Ein Problem bleibt die Lärmschutzwand an der Bahnlinie, die Geräusche vom Platz ins Halbrund der südlich gegenüber liegenden Häuserzeile zurückwirft. Der Bezirksausschuss (BA 18) sollte sich um dämpfende Begrünung bemühen, lautete eine Schlussfolgerung des Abends.

Zu einem besseren Miteinander beitragen könnte auch weiterhin, was Akim-Moderatorin Brigitte Gans als "interne Struktur" bei den Platz-Stammgästen ausmacht. Als Sprecher, Ansprechpartner und zugleich ein wenig als Aufsichtsperson empfahl sich Hektor Stegmann. Unter seinem Vornamen bekannt, ist der Rohrleitungsbauer, so oft und so lange es sein Job zulässt, am Platz anzutreffen. Glaubhaft durch eine gewisse physische Präsenz, sicherte er zu, seine Freunde zur Vernunft zu bringen. Man solle Probleme mit Alkohol und entsprechend aggressivem Auftreten dennoch "nicht wegreden", mahnte Kunstpädagogin König, mit der Klientel ebenfalls gut vertraut.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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