Unterföhring:Krösusse und Kröten

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Unterföhring und Ismaning melden hohe Steuereinnahmen

Einen neuen Sportpark mit Hallenbad, einen 149 Millionen Euro teuren Schulcampus, ein schickes neues Forschungs- und Wohnviertel, neue Schulgebäude, Lärmschutzwände an der Autobahn - betrachtet man nur einen Ausschnitt dessen, was die Kommunen Unterföhring, Garching und Ismaning in den kommenden Monaten planen, wird das Bild vom prosperierenden Landkreis München ziemlich rasch greifbar. Aus dem Oberschleißheimer Rathaus blickt da mancher vielleicht ein wenig neidisch hinüber. Die finanzielle Ausstattung der Schlösserkommune erlaubt solche Großprojekte selten. In einer Sache sind die drei Nordost-Kommunen da klar im Vorteil: Sie dürfen sich Jahr um Jahr über kräftige Einnahmen aus der Gewerbesteuer freuen, was die Umsetzung der Infrastrukturprojekte erleichtert. Deswegen ist das stete Ringen der Kommunen um Gewerbeansiedlungen verständlich, aber es birgt auch Streitpotenzial in den stets dichter besiedelten Orten, in denen die Bürger um Erholungs- und Freiflächen kämpfen.

Unterföhring liefert sich bei den Gewerbesteuereinnahmen regelmäßig mit Grünwald einen Kampf um den Spitzenplatz im Landkreis. 2015 meldete die Gemeinde gar einen Rekordwert von 182 Millionen. Ganz so hoch wird der Wert diesmal wohl nicht ausfallen; für das Haushaltsjahr 2019 veranschlagt die Kämmerei aber immerhin 90 Millionen Euro. Der Löwenanteil davon fließt aus dem Medienpark östlich der S-Bahn-Linie, wo sich seit den Fünfzigerjahren immer mehr Unternehmen aus der Film- und Fernsehbranche angesiedelt haben. Die prominenten Bauten des Bayerischen Rundfunks, von Pro Sieben-Sat 1 oder Sky prägen das Bild und haben Unterföhring nicht zuletzt zum Beinamen "Mediengemeinde" verholfen. Mit der neuen Zentrale der Allianz ist 2016 ein weiterer Global Player dazugekommen. Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (PWU) sagt gern, er sehe sich als Bürgermeister der gut 11 000 Unterföhringer ebenso wie der mehr als 20 000 Arbeitnehmer im Ort. Die Unternehmensdichte bringt der Gemeinde allerdings nicht nur Steuereinnahmen, sondern auch Herausforderungen - allen voran, wenn sich nach Feierabend eine Autolawine gen München in Gang setzt und die Straßen blockiert.

An den Gewerbesteuer-Krösus Unterföhring reichen Ismaning und Garching nicht heran. Die beiden Kommunen können aber eine sehr stabile Unternehmensstruktur vorweisen - Ismaning kalkuliert 2019 mit Gewerbesteuereinnahmen von 55,8 Millionen Euro, Garching mit 38 Millionen. Ismaning wirbt mit seiner guten Infrastruktur. Die beiden Gewerbegebiete am Lenzenfleck und im Osterfeld haben eine lange Geschichte und liegen fußläufig zu Geschäften und anderen Einrichtungen. Gerade im Osterfeld versteckt sich manch international agierende Firma, etwa aus der IT-Branche. Der Agrob-Gewerbepark, einst industrielle Ziegelei, hat sich zu einem beliebten Standort für Medienunternehmen entwickelt, unter anderem Arri, Antenne Bayern und Sport 1 sind dort beheimatet. Jüngst wurde der Vorschlag laut, das Gebiet des Agrob-Parks sogar noch auszuweiten.

© SZ vom 21.02.2019 / gna - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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