Umweltaktion:Walderlebnis mit Spitzhacke

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Aufbäumen gegen den Klimawandel: Mit seinen Söhnen Ludwig (links) und Tobias (rechts) nimmt Papa Bernhard am Pflanzprojekt teil. (Foto: Florian Peljak)

80 Umweltaktivisten pflanzen im Forstenrieder Park 2680 Rotbuchen. Ziel ist eine Mischung, die dem Klimawandel trotzt

Von Jürgen Wolfram, Forstenried

Der Waldumbau ist eine mühsame Angelegenheit. Natalia Kapoustina kann seit Samstag ein Lied davon singen. Beruflich an Bürojobs gewöhnt, hat sie gemeinsam mit ihrer Familie erstmals als Freiwillige an einer Pflanzaktion des Vereins Bergwaldprojekt teilgenommen. Mit der Hacke in der Hand und in gebeugter Haltung setzte allein sie im Forstenrieder Park um die 60 junge Buchen. Auf die Idee gebracht hatte sie ein Buddhistisches Zentrum. Motto des Einsatzes, zu dem mehr als 80 Leute jeglichen Alters in den Wald ausgerückt waren: "Aufbäumen im Klimawandel".

Der Bergwaldprojekt-Verein, tief verwurzelt in der Umweltbewegung, war im Forstenrieder Park vor drei Jahren schon einmal ein nützlicher Gast. Diesmal arbeiteten seine Mitglieder und Unterstützer unter der Leitung von Vorstandsmitglied Peter Naumann auf einem halben Dutzend Flächen des Reviers Unterdill derart zügig und professionell, dass Förster Andreas Wallner vom Forstbetrieb München der Bayerischen Staatsforsten sich in seiner Meinung über das Bergwaldprojekt absolut bestätig sah: "Diese Leute sind für uns wirklich eine wertvolle Hilfe."

Tatsächlich mobilisiert der bundesweit tätige Verein nicht nur jede Menge Manpower, sondern bezahlt obendrein die Setzlinge selbst, überwiegend aus Spendenmitteln. Gegenwärtig unterstützt er die Aufforstung klimaresistenter Mischwälder an 71 Standorten. Beim Einsatz am Samstag südlich von München brachten Freiwillige in seinem Namen exakt 2680 standortheimische Rotbuchen in die Erde.

"Unsere Trupps schaffen heute 600 Bäume in nur einer Stunde, und alle sind top gepflanzt. Die merken in ihrem Eifer nicht mal, dass es regnet", freute sich Peter Naumann. Das große Ziel für 2020 sind 400 000 Bäume in der gesamten Republik. Neben der Kooperation mit Forstverwaltungen und ökologisch orientierten Unternehmen betreibt der Verein Bergwaldprojekt seit 30 Jahren auch Umweltbildung in den verschiedensten Spielarten und für jede Bevölkerungsgruppe. Schwerpunkt des Engagements aber sind die Freiwilligen-Einsätze, tage- oder wochenweise. "Dabei lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die wichtigen Funktionen des Ökosystems Wald kennen, erleben Artenvielfalt hautnah und leisten einen Beitrag zum Erhalt der Wälder", beschreibt Naumann den tieferen Sinn des Projekts. Viele Menschen würden auf diese Weise eine ganz neue Beziehung zur Natur entwickeln.

Hunger entwickeln eifrige Helfer natürlich auch. Im Forstenrieder Park durften sie sich in einem gelben Partyzelt gesunde Stärkung holen. Natalia Kapoustina und all die anderen Freiwilligen dankten es mit einem fulminanten Endspurt beim Pflanzmarathon.

© SZ vom 26.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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