Umbaupläne:Alles neu am Nockherberg

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Der traditionelle Starkbieranstich und das 17-tägige Starkbierfest sollen trotz Umbau noch stattfinden. (Foto: Robert Haas)
  • Die Paulanerbrauerei will den Salvatorkeller am Nockherberg modernisieren und attraktiver machen.
  • Die Gaststätte muss wegen des Umbaus voraussichtlich für ein Dreivierteljahr geschlossen werden.
  • Erst im Jahr 2003 wurde das alte Gebäude neu aufgebaut.

Von Franz Kotteder, München

Der Salvatorkeller am Nockherberg wird im kommenden Jahr runderneuert und soll dabei dem Vernehmen nach auch eine eigene Hausbrauerei bekommen. Wie die Süddeutsche Zeitung erfahren hat, will die Paulaner-Brauerei, der das Anwesen an der Hochstraße gehört, die Gaststätte modernisieren und attraktiver machen.

Sie möchte damit zugleich ihre Position am Rande der Innenstadt stärken, aus der sie mit ihren Produktionsanlagen gerade erst an den Stadtrand nach Langwied umgezogen ist.

Wegen des beabsichtigten Umbaus muss der Paulaner am Nockherberg, wie die Gaststätte offiziell heißt, voraussichtlich für ein Dreivierteljahr schließen. Der traditionelle Starkbieranstich und das darauffolgende 17-tägige Starkbierfest sollen aber noch stattfinden; der genaue Termin dafür wird aber erst Anfang November bekanntgegeben.

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Paulaner wollte sich am Montag nicht zu den Plänen äußern. "Es ist noch nichts entschieden", sagte Sprecherin Birgit Zacher, "es gibt bislang nur Überlegungen." Näheres könne man voraussichtlich erst Mitte Mai mitteilen, bis dahin würden wohl Beschlüsse gefasst werden.

Auch Wirt Peter Pongratz teilte am Montag nichts Genaueres mit: "Das ist Sache der Brauerei, ich weiß noch gar nichts." Inwieweit auch der Biergarten von der Schließung betroffen sein dürfte, sagte Pongratz ebenfalls noch nicht. Dem Vernehmen nach gibt es für das Areal an der Hochstraße mehrere Umbau-Varianten, die bis zu einem Teilabriss des Gebäudes reichen. Je nachdem, welche dieser Varianten Anfang Mai beschlossen wird, ändern sich auch die Auswirkungen auf den Gaststätten- und Biergartenbetrieb.

Auf dem Nockherberg begann die Geschichte der Brauerei

Das Vorhaben passt einerseits gut zur Firmenpolitik der Paulaner- und Hacker-Pschorr-Brauerei, die sich seit einiger Zeit wieder verstärkt um die Pflege ihrer Identität als traditionelle Münchner Brauereien bemühen.

So wurde die historische Thomasbrauerei am Kapuzinerplatz als Paulaner Bräuhaus zum Schmuckstück mit eigener Kleinbrauerei umgebaut. Auch der Donisl am Marienplatz wurde in mehrjähriger Umbauzeit aufwendig renoviert und ist laut Vorstandschef Andreas Steinfatt "ein Zeichen dafür, dass wir uns unserer Geschichte verpflichtet fühlen", wie er bei der Eröffnung sagte.

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Das könnte auch auf den Nockherberg zutreffen. Schließlich begann hier die Geschichte der Paulaner-Brauerei. 1627 überließ Kurfürst Maximilian I. das "Kloster Neudeck ob der Au" den Paulaner Mönchen, die hier sieben Jahre später erstmals Bier brauten. Bruder Barnabas Still wurde 1773 Braumeister und erfand die Rezeptur für das berühmte Salvator-Starkbier. Die Brauerei der Mönche wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts an die Zacherl-Brauerei verkauft und ging später in die Paulaner-Salvator-Thomas-Bräu über.

Heute gehört sie zur Schörghuber Unternehmensgruppe und zur Brau Holding International, an der auch der niederländische Braukonzern Heineken beteiligt ist. Nach dem Umzug der Brauerei von der Au an den Stadtrand nach Langwied könnte Paulaner mit der Aufwertung des Nockherbergs, unter anderem mit einer eigenen kleinen Hausbrauerei, den alten, angestammten Standort stärken.

Das alte Gebäude wurde erst 2003 neu aufgebaut

Auf der anderen Seite ist es noch gar nicht so lange her, dass der historische Salvatorkeller ein neues Gesicht bekommen hat. Nachdem das alte Gebäude im November 1999 durch Brandstiftung - der Täter wurde nie überführt - fast vollständig zerstört worden war, baute ihn die Brauerei bis 2003 für 25 Millionen Euro ganz neu wieder auf.

Der Neubau gefiel freilich nicht allen. "Der neue Salvator-Kulttempel hat etwa die ästhetischen Qualitäten einer Stapelhalle für Autoreifen oder Präservative", schrieb der SZ-Architekturkritiker Gottfried Knapp damals, das Wirtshaus selbst kam etwas besser weg.

Nun soll offenbar auch mit der Ästhetik etwas geschehen auf dem Nockherberg. Dass die vorübergehende Schließung auch einen Pächterwechsel zur Folge haben wird, wie manche in der Münchner Gastro-Szene vermuten, kann man wohl eher ausschließen: Arabella Pongratz, die Ehefrau des Wirts, ist eine geborene Schörghuber.

© SZ vom 26.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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