TSV Dachau 1865:Frischluftfußball

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"Eine Maschine": Kreisliga-Zugang Marko Todorovic, 21, erzielte die ersten zwei Dachauer Treffer (Foto: Niels P. Joergensen)

Beim 3:2 gegen Regensburg zeigt die Lamotte-Elf die richtige Mischung aus Erfahrung und jugendlicher Dynamik.

Von Christian Bernhard, Dachau

Die Menschentraube über Christian Doll wurde sekündlich größer, ziemlich schnell war der Stürmer des TSV 1865 Dachau unter einem Berg aus Leibern verschwunden. Nahezu alle Mitspieler hatten sich auf den 31-Jährigen geworfen, was einen guten Grund hatte: Doll hatte am Samstagnachmittag fast aus dem Mittelkreis heraus spektakulär gegen den SSV Jahn Regensburg II getroffen, am Ende war sein Tor das entscheidende beim Dachauer 3:2 (2:1)-Sieg. "Er kommt halt nicht mehr so weit", sagte Dachaus Spielertrainer Fabian Lamotte grinsend über seinen Mittelstürmer, der von vier Gegenspielern umstellt einfach aus rund 40 Metern draufgehalten hatte - und den Ball über den Torwart im Kasten versenkte. "Wenn er steil gehen sollte, würde er zusammenbrechen, deshalb schießt er vorher."

Der ausgelassene Jubel über den tollen Treffer war das passende Bild zur vergangenen Woche. Nach der katastrophalen 1:5-Auftaktniederlage gegen Schwabmünchen standen die Dachauer in der englischen Woche gleich unter Druck. Und hielten ihm stand. Am Mittwoch gewannen sie 3:0 bei Schwaben Augsburg - durch drei Treffer von Doll, der in Augsburg aus ähnlicher Distanz erfolgreich war. Sein 3:1 am Samstag war also kein Zufallsprodukt.

Der frische Wind, den sich der TSV vor der Saison von zahlreichen jungen Zugängen erhofft hatte, scheint innerhalb weniger Tage die 1865-Kabine belüftet zu haben. Der Sportliche Leiter Marcel Richter will noch kein Fazit ziehen, "aber wir sind auf dem richtigen Weg". Man sehe die Entwicklung, dass etwas zusammenwachse: "Die Mischung ist ganz gut", sagt Richter.

Einer der Jungen ist Marko Todorovic. Der 21-Jährige, der in der vergangenen Saison noch in der Kreisliga bei Srbija München spielte, stand am Samstag erstmals in der Startelf und erzielte gleich die ersten zwei Tore des TSV. "Marko hat schon in der Vorbereitung angedeutet, dass er ein richtig Guter sein kann", sagt Lamotte über den Linksaußen, der gegen Schwabmünchen den einzigen Dachauer Treffer vorbereitet hatte. Dass gegen Regensburg alles klappte, zeigte Todorovic selbst bei seiner Auswechslung (74.), als er elegant eine Wasserflasche fing, die ihm sein Vater von der Tribüne aus zuwarf. "Jetzt hat man gesehen, dass er kicken kann und zuvor zu tief für seine Qualitäten gespielt hat", sagte Richter - und lobte speziell Todorovics Physis: "Durch seinen Job als Polizist ist er eine Maschine."

So dynamisch wie Todorovic soll die gesamte Mannschaft auftreten, deshalb legte der TSV in der Vorbereitung im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren mehr Wert auf Fitness. "Wir haben in Sachen Intensität und Häufigkeit mehr gemacht", erklärt Richter. Das Ziel war, "dass wir 90 Minuten lang Gas-Fußball spielen können." Gegen Regensburg gelang das, die Dachauer liefen auch in der Schlussphase noch munter ihre Gegner an und drückten über die Außen aufs Tempo. "Wenn der Ball läuft, macht es Spaß zuzusehen", sagte Richter, "denn jeder bei uns kann kicken."

Die Spielfreude war dem TSV gegen Regensburg von der ersten Minute an anzusehen. Nach dem frühen Rückstand durch Haris Hyseni (11.) erspielte sich 1865 bereits vor der Pause zahlreiche gute Möglichkeiten. Todorovic drehte die Partie mit seinen Toren früh (17., 27.), Sebastian Brey, Dachaus rechter Flügelspieler, hatte zweimal perfekt assistiert. "Sensationell" herausgespielt seien die Tore gewesen, schwärmte Richter. Da auch Regensburg großen Wert auf technisch feinen Fußball legt, sprudelte es auf dem Platz vor Spiellaune. Nach der Pause ging es munter weiter, Dachau kombinierte sich immer wieder in gefährliche Zonen. Dolls Distanztreffer (71.) war die Krönung und sorgte dafür, dass Ilhami Medinelis 3:2 in der Nachspielzeit (90.+2) nur Ergebniskosmetik blieb. "Schon mal gut, dass wir ein paar Punkte gesammelt haben", sagte Lamotte mit Blick auf die kommenden Gegner. Die heißen Türkgücü München, Unterföhring und Pullach. Happige Aufgaben. "Danach", betonte Lamotte, "schauen wir, wie gut wir sind."

© SZ vom 23.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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