TSV Dachau 1865:Fazit statt Sprachhülsen

Lesezeit: 2 min

Im Klammergriff: Nickoy Ricter arbeitete hart und holte fast einen Elfmeter für Dachau heraus, doch der Pfiff blieb aus. (Foto: Niels P. Joergensen)

Lamotte-Elf verliert 0:1 gegen Sonthofen und hat nur noch theoretische Chancen auf die Aufstiegsrelegation.

Von Fabian Dilger, Dachau

Die Bayernliga-Saison 2018/19 hat noch zwei Spieltage, sie ist noch keine Vergangenheit, aber irgendwie doch schon wieder vergangen. Denn für viele Bayernligisten steht bereits jetzt, zwei Spiele hin oder her, das Ergebnis fest. Zu den Mannschaften, die am Resümieren sind, wie denn die irgendwie noch laufende, irgendwie bereits abgeschlossene Saison zu bewerten ist, gehört seit vergangenem Wochenende auch der TSV 1865 Dachau. Auch die Zitate der Beteiligten zeigten das: "Und dann haben wir trotzdem eine gute Saison gespielt", sagte 1865-Spielertrainer Fabian Lamotte. "Letztlich ist es natürlich schön, dass wir bis zum drittletzten Spieltag auch noch die Chance hatten, um den Aufstieg in die Regionalliga zu spielen", fand Torwart Maximilian Mayer.

Das Reden in der Vergangenheitsform hat seine Ursache in einer Heimniederlage gegen den 1. FC Sonthofen. Nach diesem 0:1 hat Dachau nur noch eine Mini-Chance auf die Aufstiegsrelegation. Der TSV Rain am Lech ist zwei Spieltage vor Schluss sechs Punkte weg, es müsste bis ins kleinste Detail alles für Dachau und alles gegen den Konkurrenten laufen.

Deswegen war es ziemlich wohltuend, dass Lamotte und Mayer nicht die üblichen "Solange alles möglich ist"-Sprachhülsen produzierten, sondern die Lage sehr realistisch einschätzten. Die weiße Fahne schwenken beide noch nicht, zumal Dachau Rain am Samstag noch drei Punkte abnehmen kann. "Solange die Möglichkeit da ist", werde man versuchen, alle möglichen Punkte zu holen, sagte Mayer. Trotzdem, bei beiden stand schon deutlich mehr Resümee als Angriffsrhetorik auf dem Sprachzettel.

Dabei hätte die Niederlage gar keine sein müssen. Der Abstiegskandidat aus dem Allgäu nutze einen Fehler der Dachauer aus, und verrammelte dann mit fortschreitender Spieldauer einfach sein Tor. In der zwölften Minute wollte TSV-Innenverteidiger Alex Weiser einen Querpass zu Torwart Mayer spielen. Der Ball kam ein wenig zu ungenau, Mayer musste in einen Pressschlag mit einem Sonthofener Angreifer, dann kam Außenverteidiger Merlin Höckendorff dazu, drängte von hinten zu stark und verursachte einen Strafstoß. Die Sonthofener hatten im Ligaspiel zuvor kurioserweise gleich drei Elfer erhalten, aber deren zwei verballert. Manuel Wiedemann hatte dabei einen an die Latte gesetzt, stellte sich dem Elfer-Trauma aber und traf gegen Mayer sicher ins rechte Eck.

Bei einsetzendem Regen entwickelte sich dann bis zur Halbzeit ein gutes, ein schnelles Spiel: viele knackige Zweikämpfe, viele Sprints, viel Energie bei beiden Mannschaften, die nach vorne spielen wollten. Dachau gelang das besser: Nach einer Ecke musste Sonthofens Taijiro Mori einen Kopfball vor der Linie wegschlagen, die beste Chance hatte Dachau dann durch Mittelstürmer Christian Doll. Sebastian Brey hatte den Sonthofener Torwart Zeynel Anil angelaufen und den Ball erkämpft, Nickoy Ricter legte klug im Strafraum quer, aber der zurückgehastete Anil warf sich in den Schuss von Doll. "Wir müssen, glaube ich, in der ersten Halbzeit ein Tor machen", sagte Lamotte, und das hätte Dachau wirklich gemusst, denn in der zweiten Halbzeit wurde es deutlich schwerer.

Mit viel Laufeinsatz und tiefer Stellung hielten die Sonthofener die Gastgeber in der neutralen Zone. Dachaus Offensive hing in der Luft und war den wuchtigen Gästen auch körperlich unterlegen - Langholz und Standards waren auch kein Mittel. In zwei strittigen Situationen forderten die Dachauer ebenfalls einen Strafstoß für sich. Sebastian Brey und Nickoy Ricter fielen jeweils nach einem Zweikampf, vor allem bei Ricter wäre der Pfiff für niemanden überraschend gewesen. "Das ist mindestens soviel, wie die beim Elfmeter auch gekriegt haben", ärgerte sich Lamotte, der selbst eine tadellose Partie lieferte.

Mayer, gegen Sonthofen als Stellvertreter in der Kapitänsrolle, baute die mangelnde Offensiv-Leistung wieder in eine Gesamt-Rückschau ein: "Ich denke auch, dass die zweite Halbzeit ein Spiegelbild der gesamten Saison ist, dass wir halt einfach im vorderen Drittel wenig machen, ein bisschen wenig Tore schießen." Ein Spiegelbild mit kleineren Kratzern also, aber dennoch ein schönes, wie Mayer in sich ruhend befand: "Wir haben unterm Strich eine sehr gute Saison gespielt."

© SZ vom 06.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: