TSV Dachau 1865:Die Macht der Gedanken

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Die Mannschaft von Trainer Fabian Lamotte enttäuscht beim 1:1 gegen abstiegsgefährdete Bogener vor allem in der zweiten Halbzeit. Der Coach diagnostiziert ein Kopfproblem.

Von Christian Bernhard, Dachau

Fabian Lamotte musste sich erst einmal hinsetzen. Regungslos saß er mit verschränkten Armen auf der Auswechselbank des TSV 1865 Dachau, der Blick ging nach vorne Richtung Spielfeld. Und obwohl dort bereits die zweite Mannschaft spielte, ging er vor allem: ins Leere. Dachaus Spielertrainer musste das 1:1 gegen den TSV Bogen erst einmal sacken lassen, zu enttäuschend war die zweite Halbzeit aus seiner Sicht gewesen. Als er ein wenig Ordnung in seine Gedanken gebracht hatte, fiel seine Analyse immer noch sehr kritisch aus. "Wir kommen aus der Halbzeit und sind eigentlich gar nicht mehr da. Wir haben den Kopf verloren."

45 Minuten lang war der Dachauer Plan aufgegangen: Ohne spielerisch zu glänzen, hatte der TSV dank Alexander Weisers Kopfballtreffer nach einer Ecke 1:0 geführt (17.) und defensiv wenig zugelassen. Dann kam die Pause - und alles änderte sich. "Das ist nur hier", sagte Lamotte und zeigte auf seinen Kopf, als er versuchte das zu begründen, was kaum zu begründen war. "Es gibt keine andere Erklärung dafür."

Der Gäste-Trainer spricht von einer "gefühlten Niederlage"

Vor allem, weil die Ausgangslage ideal erschien: Dachau war mit zwei Siegen hintereinander ins Spiel gegangen und hatte auch noch geführt. "Ich glaube, dass wir genug Qualität und Selbstvertrauen haben", sagte Lamotte. Er wollte aber auch nicht ausschließen, dass der ein oder andere womöglich dachte, das Ding sei schon durch. Diesen Gefallen taten ihnen die Gäste nicht. Nach dem Pausenpfiff hatte sich Bogens Trainer Benjamin Penzkofer mit seinem Co-Trainer und Abwehrchef Markus Rainer minutenlang intensiv im Kabinentrakt ausgetauscht, ehe es zur Mannschaft in die Kabine ging. Ihre Besprechung fruchtete, Bogen ging in der zweiten Hälfte deutlich aggressiver zu Werke und störte 1865 viel früher.

Dachaus Sportlicher Leiter Marcel Richter sagte, eine echte Spitzenmannschaft mache das 2:0 oder verwalte das 1:0. Beides misslang. Bogen machte nur zwei Minuten nach Wiederanpfiff durch Jurica Marcinkovic das 1:1 und bestimmte auch danach die Partie. Von der Ruhe und Geduld, die 1865 in den Spielen zuvor ausgezeichnet hatte, war nichts mehr zu sehen. Immer wieder kamen die Niederbayern mit schnellen Angriffen gefährlich vor das TSV-Tor, einzig Torhüter Maximilian Mayer verhinderte weitere Gegentreffer. "Wir haben drei, viermal ganz klare Konter zugelassen, die Max überragend hält", sagte Lamotte, "ohne ihn verlieren wir wahrscheinlich". Und als Mayer nach einer verunglückten Flanke, die an die Querlatte gegangen war, schon geschlagen war, stolperte Bogens Granit Bilalli den Ball aus einem halben Meter an den Pfosten (74.). "Das glaubt uns kein Mensch, was hier abgelaufen ist", betonte Gäste-Coach Penzkofer nach der Partie und sprach von einer "gefühlten Niederlage".

Dass sich Dachaus Topstürmer Christian Doll in Minute 69 bei einem Sprint auch noch eine Muskelverletzung am rechten Oberschenkel zuzog, passte zum gebrauchten TSV-Tag. "Das war heute ein Schritt zurück", unterstrich Lamotte, und zog folgende Lehre aus dem Spiel: "Dass du in dieser Liga gegen jeden Gegner 90 Minuten konzentriert sein musst, auch wenn er hinten steht." Was für die beiden kommenden Gegner umso mehr gilt: Am Samstag reist der TSV zum Zweiten FC Unterföhring, der jetzt bereits zehn Punkte vor den Dachauern liegt, eine Woche später gastiert Tabellenführer Pullach beim TSV. Danach dürfte Dachaus Rolle im Aufstiegskampf klarer sein.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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