TSV Dachau 1865:Dachauer Gelassenheit

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Spielertrainer Fabian Lamotte erwartet leicht angespannt die Geburt seines Babys. Seine Bayernliga-Mannschaft lässt gegen den SV Kirchanschöring nichts zu und gewinnt völlig unaufgeregt mit 5:0.

Von Christian Bernhard, Dachau

Das Grinsen war nicht zu übersehen, es wirkte entspannt. Zweiteres war aufgrund der Umstände nicht selbstverständlich. "Noch ist nichts passiert", sagte Fabian Lamotte und meinte damit nicht das Spiel des TSV 1865 Dachau gegen Kirchanschöring. Er spielte auf seine hochschwangere Frau an, die das dritte Kind erwartet, was seine Anwesenheit am Mittwoch fraglich gemacht hatte. Warum Dachaus Spielertrainer dann doch auf dem Feld stehen konnte, wurde kurz vor der Pause klar: Lamottes Frau kam mit den zwei kleinen Töchterchen, die ihren Papa auf dem Feld erspähten und ihm zuwinkten, auf die Anlage - und wirkte ähnlich gelassen wie der ehemalige Profi, obwohl am Mittwoch der errechnete Geburtstermin war.

Die Gelassenheit des Lamotte-Clans komplett machte das Geschehen auf dem Rasen. 5:0 (2:0) besiegte der TSV den SV Kirchanschöring und setzte sich damit in der Spitzengruppe der Bayernliga Süd fest. Mit 14 Punkten nach acht Spielen "konnte man so nicht ganz rechnen", sagte Lamotte. Dachaus Abteilungsleiter Marcel Richter, der passend zum Dachauer Volksfest in Lederhosen erschien, hatte sich auf ein ähnliches Heimspiel wie vier Tage zuvor gegen den TSV Kottern eingestellt. Nach dem 1:1 hatte er den Allgäuern bescheinigt, sie hätten kein Interesse gehabt, selbst Fußball zu spielen.

Nickoy Ricter gelingt gleich zu Beginn sein erstes Bayernligator

Dass Kirchanschöring nach fünf sieglosen Spielen in Serie Selbstvertrauen und Selbstsicherheit fehlten, wurde schon beim ersten TSV-Angriff deutlich. Nickoy Ricter und Christian Doll kombinierten sich durch, der 23-jährige Ricter erzielte sein erstes Bayernliga-Tor (3.). "Nickoy spielt befreit auf und kennt keinen Respekt vor der neuen Liga", lobte Konrad Kirschberger, Dachaus zweiter Abteilungsleiter, den Sommer-Zugang aus Fürstenfeldbruck. Kirchanschörings Abwehrchef Albert Eder hatte nichts zu loben, er forderte seine Nebenleute aufgrund Dachaus dominantem Beginn früh energisch auf, sich nicht hinten reindrängen zu lassen.

Dachaus Anfangsoffensive verpuffte allerdings nach einer Viertelstunde, die Partie schlief etwas ein. Kirchanschöring hatte dadurch etwas mehr Ballbesitz als zu Beginn - bis auf einen Freistoß von Yasin Gürcan ans Außennetz (20.) sprang dabei aber nicht viel Konkretes heraus. Die besseren Chancen hatten weiterhin die Gastgeber: Ricter kam mit viel Tempo bis zur Grundlinie, sein Rückpass in die Mitte landete aber beim Gegner (28.). Kurz vor der Pause klappte es auch zum zweiten Mal: Sebastian Brey zog nach einer feinen Aktion auf der rechten Seite in den Strafraum und legte mit dem Außenrist auf Doll quer, der mit einem gefühlvollen Heber aus zehn Metern erfolgreich war (44.). Möglich gemacht hatte den schnellen Konter der zentrale TSV-Mittelfeldspieler Alexander Weiss mit einer riskanten Grätsche vor dem eigenen Strafraum, bei der er sich verletzte und humpelnd in die Halbzeitpause verschwand. Marko Todorovic ersetzte Weiss bei Wiederanpfiff.

Nach der roten Karte gegen Kirchanschörings Manuel Jung für dessen überhartes Einsteigen gegen Brey (61.) war die Partie im Prinzip gelaufen, nach Dolls 3:0 (81.), Thomas Ettenbergers 4:0 (84.) und Ricters 5:0 (90.) auch faktisch. Mit 14 Punkten sei man vor dem Spiel am Samstag in Ismaning voll im Soll, sagte Richter. Ob Lamotte beim Derby dabei sein kann, wird abseits des Rasens entschieden. Er werde in Sachen Baby "von Tag zu Tag" schauen, sagte er grinsend.

© SZ vom 16.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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