TSV Dachau 1865:Dachauer Differenzen

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Große Lücken: Nicht nur in Dachaus Hintermannschaft – links Fabian Lamotte, rechts Alexander Weiser gegen Augsburg – klaffen Löcher. Im Verein gebe es erhebliche Meinungsverschiedenheiten, und zwar „nicht erst seit Wochen“, sagt Präsident Wolfgang Moll. (Foto: Toni Heigl)

Nach dem überraschenden Abschied der Abteilungsleitung gerät die 2:3-Heimniederlage gegen Schwaben Augsburg zur Nebensache. Spielertrainer Lamotte sieht Gelb-Rot.

Von Christian Bernhard, Dachau

Mit ein paar Tagen Abstand wählte dann auch Fabian Lamotte jenes Wort, dass das Geschehen in der Fußballabteilung des TSV 1865 Dachau in der vergangenen Woche am besten beschrieb. "Unfassbar", sagte der Spielertrainer am späten Samstagnachmittag. Es war in der Tat unfassbar, wie es die Dachauer geschafft hatten, gegen den TSV Schwaben Augsburg noch zu verlieren. Bis zur 81. Minute führten sie durch Dominik Schäffer (11.) und Alexander Weiser (32.) 2:0, ehe die Gäste innerhalb von acht Minuten daraus eine Heimniederlage für Dachau machten. Lamotte erlebte das 2:3 nicht mehr auf dem Platz mit, er hatte den entscheidenden Elfmeter verursacht und dafür die gelb-rote Karte gesehen. Das Ende einer Woche zum Vergessen? "Ja, so könnte man das zusammenfassen", sagte Lamotte.

Länger als üblich blieb der 35-Jährige am Samstag auf dem Vereinsgelände, was an jener Nachricht lag, die zahlreiche Mitglieder und Beobachter wenige Tage zuvor fassungslos zurück gelassen hatte. Lamotte war zusammen mit den Verantwortlichen des Hauptvereins, dem Team-Manager und dem Jugendleiter Teil einer Sitzung, die "aufgrund der Ereignisse der Woche" einberufen worden sei. Passiert war, dass sich die Abteilungsleitung um Marcel Richter und Konrad Kirschberger auf der Jahresversammlung überraschend nicht mehr zur Wahl gestellt hatte. "Unterschiedliche Auffassungen bezüglich des Spielbetriebs der Bayernligaherrenmannschaft" zwischen Abteilungsleitung und Gesamtvorstand, so lautete die offizielle Begründung. Richter leitete die Sparte seit 2016, zuvor hatte er die Fußballer als Trainer von der Bezirksliga in die Bayernliga geführt.

Sowohl TSV-Präsident Wolfgang Moll als auch Richter ließen aber durchklingen, dass atmosphärische Störungen hinter der Entscheidung stecken, grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten, und das "nicht erst seit Wochen, sondern seit langem", sagte Moll. Richter sagte, "über die Art und Weise der Führung der Fußballabteilung" gebe es Differenzen. Mehr wollte er dazu nicht sagen. Moll ließ zumindest erahnen, was ein Grund für die Differenzen gewesen sein könnte. Es sei kein Geheimnis, "dass die Mittel limitiert sind." Solche Voraussetzungen könne man nur kompensieren, wenn man zusammenhält. "Um so mehr finde ich es schade, dass es irgendwie den Anschein hat, dass das Zusammenhalten momentan ein bisschen fehlt. Daran müssen wir arbeiten", fordert Moll.

"Es ist unglaublich schade, dass es so gekommen ist", findet Lamotte. Der ersten Mannschaft tue der Abschied der Führungsriege "unglaublich weh". Das "hat uns nicht gefallen", sagte der Spielertrainer, der von einem "super Verhältnis" zwischen ihm und der ehemaligen Fußballführung sprach. Die Abteilung wird nun kommissarisch vom Hauptverein geführt, für den sportlichen Bereich ist Lamotte zusammen mit seinem Co-Trainer Alexander Weiser verantwortlich. Die Ambitionen der ersten Mannschaft hätten sich nicht geändert, betonte Lamotte. Ziel sei der Klassenerhalt, "und da sind wir immer noch sehr gut auf Kurs." Was seine persönlichen Ambitionen betrifft, erklärte der Ex-Profi: "Natürlich macht man sich Gedanken. Aber mir macht es nach wie vor sehr viel Spaß, Spielertrainer zu sein, von daher gibt es da jetzt keine anderweitigen Pläne."

Moll bezeichnete die gute Hinrunde als "erfreuliche Überraschung" und "sportliches Luxusproblem". Deshalb müsse man sich mit der Regionalliga zumindest gedanklich und prinzipiell auseinandersetzen, "obwohl es keiner hören will." Wenn tatsächlich der Aufstieg gelingen sollte, "und alle wollen, werden wir von Hauptvereinsseite, insbesondere ich, den Erfolg der Mannschaft nicht aufhalten", sagte Moll. Für ihn geht es nun darum, "vernünftige Entscheidungen" zu treffen, "ohne dass ein Beteiligter das Gesicht verliert." Der Vorsitzende gab zu verstehen, dass die Suche nach einer neuen Abteilungsleitung länger dauern könnte: Eine "überstürzte Entscheidung" fände er "fatal".

Für Richter ist der Ausstieg beim TSV 1865 Dachau keinesfalls ein Abschied vom Fußball. Der 37-Jährige hat erst kürzlich die Soccer Academy Dachau ins Leben gerufen und steht dort zusammen mit Lamotte und Weiser als Nachwuchstrainer auf dem Platz. Ein wenig TSV-Luft umgibt ihn also weiter.

© SZ vom 05.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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