Trudering:Zum Schlafen in den Keller

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Anlieger sind massiv genervt von den jungen Leuten, die sich im Grünzug beim Truderinger Bahnhof treffen

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Die einen haben ihre Wohnung bereits wieder verkauft. Andere Anlieger der Elritzenstraße haben intern alles umgemodelt und schlafen nun lieber zur Straße hinaus als nach hinten zum kleinen Park, von dem sie sich eigentlich Ruhe erhofft hatten. Die nächsten erzählen, dass sie abends im Keller zu Bett gingen. Denn nur dort sei der Lärm derer, die den Spielplatz im Grünzug zwischen Truderinger Bahnhof und Kreillerstraße zum abendlichen und nächtlichen Treffpunkt erkoren haben, dort feiern und Randale machen, weit genug weg. Das Lärmproblem beim Truderinger Bahnhof ist nicht neu, aber gerade das zermürbt die Anlieger. Das wurde jüngst bei der Truderinger Bürgerversammlung deutlich und gleich wenige Tage später noch einmal in der Sitzung des Bezirksausschusses Trudering-Riem.

"Der Bezirksausschuss ist durchaus auf Ihrer Seite", versicherte dessen Vorsitzender Otto Steinberger (CSU) den Bürgern. Mit dieser Sympathiebekundung wollte Steinberger zugleich die Sitzung ein wenig straffen: "Das Problem gibt es ja nicht erst seit heute, es haben mehrere Ortstermine stattgefunden, die Polizei war dabei und das städtische Konfliktmanagement-Team Akim." Die Bürger aber wollten dringend erneut schildern, wie es ihnen geht. Ihr Leidensdruck ist groß. Sie führen längst ein Protokoll der Ruhestörungen. "Vandalismus und wildes Urinieren sind darin nicht berücksichtigt", erklären sie bitter. Sie fühlen sich allein gelassen, es helfe auch wenig, die Polizei zu rufen, denn sobald die Ruhestörer das Blaulicht sähen, seien sie weg. Jedoch nur für kurze Zeit. Sie spielen laut Steinberger "Katz und Maus" mit der Polizei.

Die Anlieger fordern ein Verbot von Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit im Umkreis von 500 Metern des Truderinger Bahnhofs. Die Lokale in diesem Umgriff sollten ferner um 22 Uhr Sperrstunde haben, derzeit hätten sie viel länger auf und dienten den Freiluft-Partys als stete Quelle für Alkohol-Nachschub. Der Spielplatz Karpfenweg solle eingezäunt werden, Schilder sollten darauf hinweisen, dass er nur tagsüber benutzt werden dürfe, ferner müsse es für seine Nutzung eine Altersbeschränkung geben. Ganz wichtig ist den Anliegern, dass alle Sitzgelegenheiten in der Grünanlage abgebaut werden. Mit all diesen Maßnahmen wollen sie den Nachtschwärmern den Aufenthalt vor ihren Häusern vermiesen.

Frank Eßmann (CSU), Leiter des Sozial-Unterausschusses im Bezirksausschuss, berichtete, dass sich die Mitglieder ebenso wie die Polizei für eine Beleuchtung der Grünanlage ausgesprochen hätten. Die Anlieger fanden das prinzipiell gut, plädierten aber für Licht "nicht mannshoch, sondern nur hüfthoch". Eßmann will zudem einen weiteren Ortstermin mit Akim, an dem auch Streetworker teilnehmen sollten: "Wir brauchen mehr Nachdruck in der Sache." Auch die geforderten Sperrzeiten der Lokale hält der Bezirksausschuss für eine praktikable, gute Idee. Alkoholverbot in der Öffentlichkeit gebe es bisher in München nur am Hauptbahnhof, es werde sich wohl schwer durchsetzen lassen, denn ständige Überwachung sei dort nicht möglich, sagte er. Der Bezirksausschuss will aber auch das vom Kreisverwaltungsreferat prüfen lassen.

Blieben die Bänke: Was tun die Senioren vom Heim an der Karpfenstraße ohne die Bänke? Diesen immer wieder geäußerten Einwand wischte der Bezirksausschuss nun vom Tisch: Hier gehe es um die Nachtruhe und damit letztlich um die Gesundheit von Anliegern, die sei wichtig. Zudem habe die Polizei von anderen Brennpunkten berichtet, an denen sich die Lage entscheidend verbessert habe, sobald Sitzgelegenheiten abgebaut worden waren. Derzeit seien die vorhandenen Bänke ohnehin demoliert. Der Bezirksausschuss fordert nun also im Sinne der geplagten Anlieger, dass die Bänke nicht saniert werden, sondern deren Reste ersatzlos abmontiert werden. Auch dieser Beschluss war einstimmig - obwohl die Bürgerversammlung, die den anderen Anliegerforderungen zugestimmt hatte, die Bänke hatte stehen lassen wollen.

© SZ vom 22.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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