Trudering:Verzwickte Verhandlungen

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Die Eigentümerfamilie weist den Vorwurf zurück, sich beim Tausch ihres Grundstücks am Rappenweg gegen das Areal des alten Truderinger Rathauses auf Kosten der Stadt bereichern zu wollen

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Die Truderinger Bürgerversammlung in der vergangenen Woche hat die vom Stadtrat in Auftrag gegebenen Tauschverhandlungen "Altes Truderinger Rathaus gegen Fläche am Rappenweg" infrage gestellt. Unterschwellig schwang dabei mit, dass die Eigentümerfamilie vom Rappenweg eher unverschämt sei mit ihren Forderungen, ist doch die für Wohnen und Läden geeignete Fläche im Ortskern um einiges größer als die Gewerbefläche im immer noch nicht arrondierten und legalisierten Gewerbegebiet am Rappenweg. Doch der Vertreter der Eigentümerfamilie, die nahe dem alten Truderinger Rathaus lebt und den meisten Truderingern bekannt ist, der aber dennoch seinen Namen nicht öffentlich nennen will, sieht sich hierbei zu unrecht als Buhmann oder Sündenbock angeprangert.

Die Stadt habe lange gedacht, dass sie billig in einem Umlegungsverfahren an die Fläche am Rappenweg - die unerlässlich nötig ist zur Erschließung eines großen städtischen Grundstücks in der Nachbargemeinde Haar - kommen könne, doch er habe gerichtlich klären lassen, dass dort Baurecht bestehe, in vier Verfahren. Inzwischen habe er einen von der Lokalbaukommission genehmigten Bauplan für eine Industriehalle, die er "morgen schon" dort bauen könne. Und dann wäre die Chance auf die Erschließungsstraße und damit auf den lukrativen und nötigen Wohnungsbau und den von Haar geplanten Schulcampus verspielt. Haar macht Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ohnehin bereits Druck, er hat den Tausch vor einigen Monaten schon zur Chefsache erklärt.

Die Diskussion um den Rappenweg ist jahrzehntealt. Die Familie habe seit mehr als 15 Jahren ihr Interesse an einem Tausch bekundet, sagt der Eigentümer. Damals, so hadert er ein wenig, seien die Wärmedämmungsauflagen noch deutlich geringer gewesen. Und es hätte sich noch lohnen können, das Rathaus an der Truderinger Straße 288 - das zwar kein Denkmal ist, weil innen schon zu viel verändert wurde, das aber für Trudering dennoch eine emotionale Bedeutung hat - zu modernisieren und zu erhalten. Ihm werde immer vorgeworfen, dass das Bayerische Rote Kreuz, das derzeit als Mieter der Stadt in dem Gebäude untergebracht ist, mit unsäglich miesen Bedingungen zu kämpfen habe, doch es sei die Stadt, die dort nichts mehr investiert habe - eben weil sie das Rathaus vielleicht als Tauschobjekt brauche, sich gleichzeitig aber nie durchringen konnte, die Verhandlungen auch aufzunehmen.

Dass seine Familie nun nicht nur das Grundstück will, auf dem das Rathaus steht, sondern auch das daneben, auf dem die Freiwillige Feuerwehr platziert ist, empfindet der Mann als logisch und auch legitim: Das Rathaus lasse sich nun nicht mehr erhalten, müsse durch einen Neubau ersetzt werden. Da diese Flächen im Umgriff des Städtebauförderungsprojekts Aktive Zentren aufgrund ihrer Lage als wichtiger "Trittstein" möglicher Kunden auf ihrem Weg von U- und S-Bahnhof zu den weiter östlich gelegenen Geschäften an der Straßtruderinger Einkaufsmeile gelten, müsse hier aber ein Konzept aus einem Guss her, das diese Funktion auch erfülle. Seine Familie habe einen Plan in der Schublade, der Trudering zugutekommen werde: unten mehrere Läden, oben Wohnungen. Im Übrigen sei mit der Stadt bereits soweit verhandelt, dass seine Familie neben dem Grundstück am Rappenweg auch noch einen noch zu klärenden Geldbeitrag zahlen müsse, der Tausch werde nicht eins zu eins vonstatten gehen.

Die Feuerwehr dort zu belassen ist der Wunsch vieler Truderinger, vor allem jener, die unter dem geplanten Ausweichquartier an der Bajuwarenstraße zu leiden hätten. Doch der Eigentümersprecher sagt, er werde der Stadt seine Fläche am Rappenweg leer übergeben, er habe mit den dortigen Pächtern eigens sehr kurzfristig kündbare Verträge abgeschlossen. Das sei bereits mit der Stadt so ausgemacht. Also erwarte er auch leere Tauschflächen.

Die Feuerwehr werde zudem am bisherigen Ort gar nicht mehr zu halten sein, denn das Projekt Aktive Zentren sehe ja eine Verkehrsberuhigung der Truderinger Straße mit Tempo 30 oder sogar 20 vor. Wie solle das bei einem Alarm funktionieren? Und wie sollten die Feuerwehrmänner überhaupt zum Dienst kommen, wo sollten sie künftig parken? Wieder liege der "Schwarze Peter" nach Meinung des Sprechers im Bereich der Stadt. Sie habe versäumt, rechtzeitig eine dauerhafte, zentrale Lösung für die Wehr zu finden, habe sehenden Auges etwa erst kürzlich noch geeignete Flächen im Gewerbegebiet an der Wasserburger Landstraße/Schwablhofstraße an private Geschäftsleute verkauft - eine vertane Chance. Soviel aber sei sicher: Beide Seiten seien verhandlungsbereit, die Modalitäten abzuklären sei naturgemäß ein langwieriger Prozess.

© SZ vom 11.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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