Trudering:"Sie wollen Sinnvolles tun"

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Sie freuen sich über den Erfolg: Sabine Albrecht (links) und Beate Barth. (Foto: Johannes Simon)

Seit fünf Jahren erfolgreich und einzig in der Stadt: Im Familienzentrum werden die Familienpaten gefeiert

Interview von R. Winkler-Schlang, Trudering

Das Familienzentrum Trudering am Dompfaffweg ist die einzige Institution in München, die ehrenamtliche Familienpaten ausbildet und einsetzt - das bestätigt das Sozialreferat. Und das Konzept ist ein Erfolgsmodell: In Trudering bewährt es sich nun seit fünf Jahren, was an diesem Freitag, 21. Oktober, nun auch gebührend gefeiert werden soll. Sabine Albrecht begleitet gemeinsam mit ihrer Kollegin Beate Barth die Paten.

SZ: Das Familienzentrum macht Angebote und Kurse für jede Familien-Phase, reicht das nicht?

Sabine Albrecht: In einer Mutter-Kind-Gruppe hatte ich einmal eine Mama mit Zwillingen. Sie hat es nicht geschafft, regelmäßig zu kommen. Da war mir klar: Manche Familien sind am Anschlag, weit weg vom Strom der Möglichkeiten, und brauchen Hilfe. Ich bin auf das Netzwerk Familienpaten Bayern gestoßen; dort haben Beate Barth und ich in Kursen gelernt, was wir nun unseren Paten weitergeben.

Was muss ein Familienpate mitbringen?

Zeit! Zwei bis drei Stunden in der Woche über einen Zeitraum von einem halben bis einem Jahr. Die Menschen sollten herzlich sein, zugewandt und offen, kinderlieb, respektvoll und einfühlsam. Die meisten sagen, sie wollen Sinnvolles tun und etwas zurückgeben.

Sind Laien nicht schnell überfordert?

Das vermeiden wir durch genaue Eingrenzung der Aufgabe, die eigens schriftlich fixiert wird. Da geht es etwa um Lotsendienste bei der Suche nach Kinderbetreuung, darum, ein Kind zur Therapie zu begleiten, weil die Mutter arbeitet. Wir bereiten die Paten im sechstägigen Eingangskurs gut vor, auch auf Probleme mit Abgrenzung, mit Nähe und Distanz. Sie sollen nicht alles für die Familien erledigen, es geht eher um Hilfe zur Selbsthilfe. Die Paten tauschen sich in einer Gruppe aus, sie werden von uns kontinuierlich begleitet.

Wie sind Ihre Erfahrungen?

Wir haben in drei Kursen 20 Paten geschult, derzeit aktiv sind elf, darunter zwei Männer. Das Besondere ist: Die Paten sind keine Amtsperson, sie bringen menschliche Wärme mit. Es ist schön für ein Gemeinwesen, wenn man sich umeinander kümmert - so wie vielleicht früher in der Großfamilie oder auf dem Dorf. Die meisten Paten sagen, sie würden beschenkt, weil sie mit Menschen zusammen kommen, die sie nie kennengelernt hätten.

Gibt es auch Probleme?

Vielleicht, dass die Paten Dinge aushalten müssen, die sie nicht ändern können - etwa wenn eine Familie zu fünft in eineinhalb Zimmern wohnt. Sonst ist es wichtig, dass es eine sprachliche Ebene gibt, Verständigung muss möglich sein, notfalls auch in englischer Sprache.

Warum existiert das Angebot nur in Trudering?

Wir sind zwar von der Stadt gefördert, aber doch ein selbständiges Haus. Unser Trägerverein trägt das Angebot, geht damit in Vorleistung, denn es bedeutet einen gewissen Aufwand auch für uns Hauptamtliche.

Wann kann man wieder Pate werden?

Wer sich für die nächste Schulung im Februar interessiert, kann sich bei uns unter Telefon 45 242 070 melden oder an barthfzt@aol.de eine E-Mail schreiben.

© SZ vom 21.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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