Trudering:Schützenhilfe für Bürgerinitiative

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Auch der Bund Naturschutz und die Linke lehnen Bebauung an der Fauststraße ab

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Die Bürgerinitiative Fauststraße, die sich gegen die Bebauung der Flächen einer früheren Privatschule samt Sportanlagen mit insgesamt 80 Wohnungen im Wasserschutzgebiet am Rand der Truderinger Grenzkolonie wendet, hat Verstärkung bekommen von den Linken und vom Bund Naturschutz.

Die Linken-Stadträte Brigitte Wolf und Çetin Oraner nehmen die jüngste Abholzaktion auf dem Gelände zum Anlass für zwei Anträge an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Im ersten Antrag fragen sie, ob bei diesen Fällungen mitten im Sommer Vorschriften zu Natur- und Vogelschutz eingehalten worden sind, wer diese genehmigt hat und wer dafür die Verantwortung zu tragen hat. Die Linken, die von Anfang an gegen das Projekt waren, gehen aber in ihrem zweiten Antrag noch einen Schritt weiter und fordern die Aufhebung des im Oktober 2016 vom Stadtrat gefassten Aufstellungsbeschlusses für den Bebauungsplan, der die Wohnblöcke dort ermöglichen soll. Der Flächennutzungsplan solle bleiben, wie er ist, die Sportanlagen saniert und in die Obhut örtlicher Vereine gegeben werden. Sollte sich dort kein Bedarf zeigen, solle das Gelände dauerhaft Bestandteil des Landschaftsschutzgebiets werden. Die Hitzeperiode dieses Sommers sei ein eindrückliches Beispiel dafür, wie wichtig Kaltluftschneisen für die Stadt seien, diese müsse man sichern.

In dieselbe Kerbe schlägt der Bund Naturschutz mit einer Presseerklärung. Dessen Vorsitzender Christian Hierneis erklärt, die geplante Bebauung sei schlicht ein "No-Go". Das Planungsgebiet liege im Wasserschutzgebiet, im Landschaftsschutzgebiet und im Bannwald. Es verbinde zudem zwei Grünzüge, sei Frischluftschneise und überdies im Arten- und Biotopschutzprogramm als aufzuwertende Fläche ausgewiesen: "Eine Bebauung konterkariert das alles." Man brauche jede Fläche, um die Folgen der Klimakrise etwas abzumildern. Die 80 Wohnungen lösten nicht die Wohnungsprobleme der Münchner, so der Vorsitzende Hierneis, allenfalls helfe das Bauvorhaben einem Investor "zu höchstmöglicher Rendite", erklärt Hierneis. "Die Lösung liegt woanders: Der Wachstumsdruck auf München muss gemildert werden." Sonst, so Hierneis, sei München bald "bis auf den letzten Quadratmeter zugebaut".

Horst Münzinger, Sprecher der Bürgerinitiative Fauststraße, erinnert daran, dass das Planungsreferat aus Naturschutzgründen jahrelang dort jede Bebauung abgelehnt hatte und den Stadtrat auch gewarnt hatte, dass der Aufwand für diesen Bebauungsplan in keiner Relation zu seinem Nutzen stehen werde. Die Bürgerinitiative beklagt erneut, dass sich Oberbürgermeister Dieter Reiter und der Bezirksausschuss Trudering-Riem für die Bebauung ausgesprochen hatten: Das sei, so Münzinger, "ein skandalöser Vorgang und ein verheerendes Signal für Trudering und für München".

© SZ vom 09.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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