Trudering:Protest gegen Ankerzentrum

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Am Moosfeld sollen weitere Flüchtlinge untergebracht werden

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Große Probleme gibt es bekanntermaßen im sogenannten Ankerzentrum für Asylbewerber in der überbelegten und von Schimmel befallenen Funkkaserne im Münchner Norden. Die Regierung von Oberbayern plant als Lösung eine Dependance im Osten, in einem umgebauten Bürobau Am Moosfeld 37. Doch Anlieger und Bezirksausschuss erheben nun einhellig Protest: Wenige Schritte weiter, Am Moosfeld 21, leben bereits 170 anerkannte Flüchtlinge. An der ebenfalls nicht weit entfernten Karl-Schmid-Straße sollen nach der gerade laufenden Renovierung wieder 160 Asylsuchende einziehen. In der neuen Ankerzentrums-Dependance sollen nach einer Auskunft, die der Bezirksausschuss-Vorsitzende Otto Steinberger (CSU) von Regierungspräsidentin Maria Els bekommen hat, 350 Menschen leben.

Nachbarn reagieren "geschockt": Eine Bürgerin erklärte, man habe ihnen früher versprochen, auf eine ausgewogene Verteilung der Unterkünfte zu achten, doch: "Irgendwie habe ich nicht den Eindruck, das sich jemand bei der gerechten Verteilung Mühe gibt." Alle hätten 2015 Verständnis gehabt für die Not. Doch gerade dieses Haus sei nicht geeignet, denn es habe keine Freifläche. Wo sollten sich die Menschen, die nicht arbeiten dürfen, den ganzen Tag lang aufhalten? Auch aus dem Helferkreis verlaute, dass die Ehrenamtlichen mit dem Zuwachs überfordert wären. Sie habe gehört, dass die Lokalbaukommission (LBK) der Umnutzung im Januar zugestimmt habe: "Wieso wurden die Anwohner nicht informiert?"

Steinberger erklärte, die LBK habe das nur baurechtlich betrachtet - zunächst hätte ein Boardinghaus entstehen sollen. Im Februar habe er über das soziale Netzwerk Regsam von den Plänen gehört, in der März-Sitzung des Jugend- und Sozialhilfeausschusses habe sich der Stadtrat damit befasst: In der Beschlussvorlage stehe explizit, dass eine Anhörung des Bezirksausschusses "nicht vorgesehen" sei. Maria Els habe den Stadtteilpolitikern nun immerhin einen Besichtigungstermin angeboten. Der Bezug sei für Mai vorgesehen. CSU-Stadtrat Sebastian Schall ergänzte, der Stadtrat sei lediglich informiert worden über diesen Vertrag der Regierung von Oberbayern mit einem Dritten: "Wir konnten nichts entscheiden."

Steinberger plädierte dafür, das Bürgerschreiben an die Stadt weiterzuleiten, denn die Immobilie sei "für den Zweck wirklich ungeeignet". Grünen-Sprecher Herbert Danner sah das ebenso. "Ankerzentren lehnen wir komplett ab, die wollen wir nicht in Bayern, nicht in München, nicht in unserem Stadtteil", ergänzte er. Zudem wünsche er eine andere Informationspolitik. SPD-Sprecherin Maren Salzmann-Brünjes schloss sich der Ablehnung an: Die Stadt solle darauf dringen, dass sich die Regierung von Oberbayern schnell um eine Alternative kümmere.

© SZ vom 13.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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