Trudering:Perspektiven für die Wabula

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Hauptachse im Osten: Die Wasserburger Landstraße, hier an der Kreuzung Feldbergstraße. (Foto: Florian Peljak)

Es ist ein ehrgeiziges Pilotprojekt, die Wasserburger Landstraße umzugestalten. Jetzt geht die Dialogphase mit einem Online-Forum zu Ende. Es war ein gelungener Austausch zwischen Stadtplanern, Architekten und Bürgern

Von Ilona Gerdom, Trudering-Riem

Der Stadtbezirk ist Schauplatz eines ehrgeizigen Pilotprojekts: Die Rahmenplanung der Wasserburger Landstraße. Einen ganzen Straßenzug umzugestalten, ist nicht nur eine neue, sondern auch eine große Sache. Normalerweise wird in solchen Fällen die Öffentlichkeit umfassend beteiligt. Wäre da nicht Corona. Dialogstände gab es keine, dafür eine Online-Umfrage. Auch die große Abschlussveranstaltung, bei der Bürger, Planer und Architekten ins Gespräch kommen sollten, musste ins Digitale verlegt werden. Das Format war für alle ungewohnt. Raum zum Austausch bot sich am Mittwochabend trotzdem.

An die 90 Menschen konnten sich zum Vortrag und zur Diskussion einwählen. Anwesend waren auch Vertreter des Planungsreferats und der Vorsitzende des Bezirksausschusses. Von Seiten der Architekten trug Clemens Nuyken stellvertretend für die beiden beauftragten Büros vor. Zum Start um 18 Uhr war die Teilnehmerzahl mit 44 überschaubar, später waren mehr als 60 Personen zugeschaltet.

Ziel der Rahmenplanung ist es, die in die Jahre gekommene Bebauung entlang der Wabula, wie die Verkehrsachse im Münchner Osten kurz genannt wird, aufzuwerten. Im Fokus steht dabei der rund vier Kilometer lange Abschnitt von der Bajuwarenstraße in Riem bis zur Stadtgrenze nach Haar. Aktuell sei der "sehr lang und sehr eintönig", sagte Nuyken. Nun soll das Ganze "erlebbar und attraktiv" werden. Dazu gehören auch Aufenthaltsräume, soziale Infrastruktur sowie das Erweitern und Verbinden von Grünflächen. Um dies zu erreichen, wurden nun Teilgebiete benannt: Diese sind Truderinger Park, Truderinger Linse, Friedenspromenade im Bereich Riemer Park, Gartenstadt Waldtrudering und das Quartierszentrum Waldtrudering.

Entlang dieser Einteilung war auch das Augenmerk der Teilnehmer bei der Zusammenkunft am Mittwoch ausgerichtet. Fraglich bleibt jedoch, ob die digitale Version die beste Beteiligungsform ist. Man muss es den Organisatoren vom Architektur- und Stadtentwicklungsbüro "Studio, Stadt und Region" aber lassen, dass sie eine interaktive Schalte auf die Beine gestellt haben. Zunächst wurde die Planung detailliert vorgestellt. Durch Umfragen zwischendurch wurden Einschätzungen eingeholt. Außerdem gab es zu den einzelnen Planungsgebieten separate Workshops zum Austausch mit Architekten und Mitarbeitern des Planungsreferats.

In der ersten Kleingruppe wurden Truderinger Park und Truderinger Linse besprochen. Hier steht ein geplantes Gebäude im Fokus: Eine dreieckige Fläche, an der Truderinger Straße und Wabula aufeinandertreffen, hatte Architekten und Stadtplaner dazu inspiriert, ein Haus im Stil des Flatirons in New York zu bauen. Rund 36 Meter Höhe stellen sie sich vor. Das löste Bedenken wegen umliegender Grundstücke aus. Angeregt wurde, niedriger zu bauen. In der zweiten Projektgruppe war der Bereich Friedenspromenade Thema. Der soll als Gewerbestandort beibehalten werden. Darüber hinaus erwägen die Architekten eine Bebauung in einer Höhe von bis zu 60 Metern. Zudem soll eine S-Bahn-Station entstehen. Dazu hat das Planungsreferat bei der Deutschen Bahn bereits angefragt. Bei den Eigentümern und Interessierten kam der Vorschlag, Gewerbe und Wohnen zu vereinen, gut an. Raum drei beschäftigte sich mit der Gartenstadt. Die bisherige Planung sieht vor, Wohnraum zu verdichten. Doch soll der Gartenstadt-Charakter erhalten bleiben und durch urbane Stadthäuser sowie niedrige Gebäude in zweiter Reihe ergänzt werden. Was das Quartierszentrum Waldtrudering angeht, soll der zentrale, alte Stadtteil und der öffentliche Raum gestärkt werden. Dafür möchte man die Straße auf 34 Meter verengen und durch Arkaden ein neues Bild schaffen. Hier interessierten sich die Teilnehmer vor allem dafür, wie man derzeitige Nutzungen und Zusammenhänge in der Umgebung gut mitdenken könnte.

Insgesamt zeigte sich, dass den Gästen besonders der Ausbau von Fuß- und Radwegen, Grünflächen, soziale Infrastruktur, Mobilität sowie das Einbinden von Anwohnern und Eigentümern wichtig ist. Nun folgt die Auswertung der Veranstaltung und der Online-Umfrage, an der man noch bis zum 24. Januar unter muenchen-mitdenken.de teilnehmen kann. Die Ergebnisse werden dem Stadtrat vorgelegt und bilden die Grundlage für das anschließende Bebauungsplanverfahren. Möglichst zeitnah wolle man einen Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan fassen lassen, kündigt das Planungsreferat. Weitere Phasen der Bürgerbeteiligung werden folgen. Insgesamt spreche man aber von "Zeitfenstern, die von heute beginnen und vielleicht bis ins Jahr 2050 laufen", sagte der leitende Baudirektor Steffen Kercher. Bis die Wasserburger Landstraße einen nicht mehr in die 1970er-Jahre katapultiert, wird es also noch dauern.

© SZ vom 22.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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