Trudering:Neues Bauprojekt, neuer Ärger

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An der Fauststraße in Trudering sollen im Landschaftsschutzgebiet Blöcke mit 80 Wohnungen entstehen. Anwohner haben mehr als tausend Protest-Unterschriften gesammelt und hoffen jetzt auf die Bürgerversammlung

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Ein Thema wird die Truderinger Bürgerversammlung dominieren: die Bebauung der Fläche Fauststraße 90 im Landschaftsschutzgebiet mit Wohnblöcken, gegen die sich eine Bürgerinitiative gegründet hat. Das vermutet die Stadtverwaltung, sie hat deshalb die Versammlung in den Nachbarstadtteil Neuperlach verlegt, der eine große Schulaula zu bieten hat. Die Initiative um Horst Münzinger, die mehr als tausend Unterschriften gesammelt hat, hat große Hoffnung, dass die Bürger sich ihrem Protest und ihren Anträgen anschließen - schließlich hat es ja bei der Initiative gegen die Bebauung der Unnützwiese mit einem Projekt "Wohnen für alle" auch geklappt, das macht denen an der Fauststraße nun Mut.

Derzeit liegt dort die alte Sportanlage einer Privatschule im Dornröschenschlaf. Zwischendurch war sie zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt worden. Die Optima-Aegidius-Firmengruppe will hier bauen, die Stadt hält rund 80 Wohnungen in Wohnblöcken für verträglich, die Autos in Tiefgaragen.

Die Bürger haben eine Menge Einwände, die sie auch bei der Informationsveranstaltung Ende Juli schon vorgebracht haben. Sie verweisen auf das Landschaftsschutzgebiet, die Lage am Rand des Wasserschutzgebiets, die schlechte Erschließung mit dem öffentlichen Nahverkehr, und sie meinen, in der städtischen Vorlage Ungereimtheiten entdeckt zu haben.

Der Bezirksausschuss, der ursprünglich dort ein paar Reihenhäuser gewollt hatte, hatte dem Projekt grundsätzlich zugestimmt, die Wohnungsnot ließ ihm offenbar keine andere Wahl. Doch inzwischen kamen aus dem Gremium Anträge, die das Projekt verträglicher machen und abspecken sollen. So forderte die CSU, die Bebauung der Fauststraße von einer attraktiven Nahverkehrsverbindung abhängig zu machen, dafür notfalls die Straßen der Grenzkolonie zu verbreitern. Auch eine Buswendeschleife dürfe "kein Tabu" sein. In der jüngsten Sitzung verlangte die CSU, den Landschaftsschutz ernst zu nehmen und die Bebauung der Fauststraße mit maximal dreigeschossigen Häusern zu planen. Gleichzeitig aber begrüßt die CSU die neue "öffentliche Wald- und Naturbrücke", die im Osten der Bebauung entstehe. Die SPD will, dass die neue Grünfläche unter Mitwirkung der Anlieger gestaltet wird.

Landschaftsplanerin Andrea Gebhard, die von den Investoren für die Grünplanung dort engagiert wurde, verteidigt das Konzept ebenfalls. Es werde am Ende weniger mit den vom Büro Steidle geplanten Häusern versiegelt sein als heute mit den Sportflächen, rechnet sie anhand der Pläne vor: "Wir können einen großen Teil der Natur zurückgeben. Der Witz ist ja der, dass es eine Verbesserung ist." Und sie ergänzt: "Das war ja keine jungfräuliche Fläche, sie war bereits bebaut." Der angrenzende Bannwald des Wasserschutzgebiets werde nicht tangiert. Es spreche auch rechtlich nichts gegen das Bauen im Landschaftsschutzgebiet, wenn dies mit einem qualifizierten Bebauungsplan geschehe, der ein naturschutzfachliches Gutachten enthält.

Inzwischen hat auch Stadtbaurätin Elisabeth Merk geantwortet auf kritische Fragen, die die Stadträte Johann Altmann, Josef Assal, Eva Caim, Richard Progl und Mario Schmidbauer (Bayernpartei) zu dem Projekt gestellt hatten. Merk erklärt, die von der Bürgerinitiative bemerkte Unstimmigkeit beim Versiegelungsgrad liege in verschiedenen Bezugsgrößen begründet, einmal die heutige Sportfläche, einmal der ganze neue Planungsumgriff. Die geplante Höhenentwicklung, so Merk weiter, spiegle sich in der Umgebung wider: Die vierstöckigen Blöcke würden maximal 13,40 Meter hoch, an der Gerstäckerstraße gebe es ein 11,70 Meter hohes Haus, an der Fauststraße eines mit 10,92 Metern.

Merk hat auch eine Antwort auf die unterschiedlichen Aussagen über die Breite der erschließenden Straßen, die die Stadt mit acht Metern angab, wo die Initiative aber nur fünf gemessen hat: Die Straßen seien im Bebauungsplan mit acht Metern vorgesehen, der einseitige Gehweg eingerechnet. Merk versichert in der Antwort auch, dass mehr als diese 80 Wohnungen nicht vorgesehen seien, die östlich gelegenen grünen Grundstücke seien vielmehr in den neuen Bebauungsplan mit einbezogen, um die Grünverbindung zu schützen. Der von der Initiative vermisste Umweltbericht sei in der "Frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung" noch nicht erforderlich gewesen, könne aber im weiteren Verfahren eingesehen werden. Ausgegliedert aus dem Landschaftsschutzgebiet werde die Fläche nicht, sie werde so bebaut, dass es mit dem Landschaftsschutz vereinbar sei. Für Sportnutzung, wie bisher, habe es keinen städtischen Bedarf gegeben, zudem seien die Sportanlagen veraltet.

© SZ vom 04.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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