Trudering:Fest gemauert in der Erden . . .

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Mitglieder des Vereins der Kapellenfreunde verfolgen in Innsbruck die imposante Entstehung der beiden neuen Glocken der St.-Michael-Kapelle an der Corinthstraße. Am Sonntag werden die bronzenen Schwergewichte geweiht

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Erst ein Vaterunser, dann beginnt das Gießen der Glocken mit der altertümlichen Formulierung "In Gott's Nam'". Die neuen Glocken für die St.-Michael-Kapelle an der Corinthstraße im Truderinger Viertel Michaeliburg werden in Innsbruck gegossen, 1100 Grad heiß muss der Ofen sein. Dank zahlreicher Spender, die der Verein der Kapellenfreunde Michaeliburg finden konnte, können die St. Michaelsglocke und die Hl. Annaglocke entstehen.

Am Sonntag, 1. Mai, werden die klingenden Bronzewerke um 10 Uhr während der Heiligen Messe in der nahegelegenen St.-Augustinuskirche an der St.-Augustinus-Straße geweiht. Anschließend wird das Ereignis mit einem Stehempfang im Pfarrheim am Hälblingweg 11 gefeiert. Nach der Montage in der St.-Michael-Kapelle werden die beiden Glocken dann bei einer Maiandacht am 12. Mai um 18 Uhr "eingeläutet".

Der Verein hat das Gießen der Glocken bei der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck begleitet und dokumentiert, vor allem aber den Moment, in dem die flüssige Bronze aus dem Ofen kam. Es sind beeindruckende Bilder entstanden, die in einer kleinen Fotodokumentation an den Wänden der Kapelle ausgestellt werden.

Die St.-Michaelsglocke erklingt in der Stimmung "a2". Sie wiegt 69 Kilo und hat einen Durchmesser von 48 Zentimetern, ihre Ornamente oben sind gotisch mit einer Kreuzblume, ihre Aufschrift "Vox Mea Pacis" bedeutet "Meine Stimme für den Frieden". Sie ist die (Ge-)Wichtigere, denn sie trägt den Namen des Patrons der Kapelle. "Memento Meo" - zu deutsch: "Erinnere dich an mich" - steht auf der kleineren, der Annaglocke. Sie schwingt in "c3", hat einen Durchmesser von 40,4 Zentimetern und wiegt 41 Kilo. Ihre Glockenbronze besteht zu 22 Prozent aus Zinn, zu 78 Prozent aus Kupfer; auch das lernte die Vorstandschaft der Kapellenfreunde um den Vorsitzenden Franz Gattinger.

Michael Obermayer, ein Saitlingshändler aus Perlach, hatte die Kapelle bauen lassen. Das Bezirksamt hatte ihm dies zur Auflage gemacht, im Gegenzug bekam er eine Schankkonzession. Im Oktober 1900 wurde das Kirchlein geweiht. Es blieb im Privatbesitz, nach dem Krieg war es in erbarmungswürdigem Zustand - die Bänke verheizt, Fenster und Türen fehlten. Örtliche Handwerker setzten die Kapelle für Gottes Lohn instand. 1958 wurde der Kapellenverein gegründet, der sich seither um alles kümmert.

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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