Trudering:Falsche Adresse

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Die Grünen wollen mit einer Kampagne für die Verkehrsberuhigung der Truderinger Straße werben. Die anderen Parteien finden die Idee zwar gut, halten den Bezirksausschuss aber für nicht zuständig

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Seit Jahren wird geredet über die Umgestaltung der Straßtruderinger Einkaufsmeile zwischen Bajuwarenstraße und Schmuckerweg. Derzeit wird der Entwurf für die neue Gestaltung ausgearbeitet, die den Bürgern im Sommer vorgestellt worden war, an der Bajuwarenstraße laufen bereits die vorbereitenden Umbauten. Ziel des Projekts ist eine hohe Attraktivität, der Preis ist das Zurückdrängen des Durchgangsverkehrs und generell des privaten Autoverkehrs, der künftig weniger Platz einnehmen und langsamer unterwegs sein soll. Nun schien endlich eine Lösung gefunden, hinter der alle stehen können, da waren bei der Bürgerversammlung im Oktober bereits wieder skeptische Stimmen laut geworden über die Pläne speziell für die Kreuzung Schmuckerweg, wo man nach Meinung von Anliegern nicht auf alle Abbiegespuren verzichten könne, ohne lange Staus zu produzieren.

Die Grünen bedauern, dass immer noch höchst kontrovers über die verkehrliche Machbarkeit des Projekts diskutiert werde. Im Bezirksausschuss Trudering-Riem brachten sie daher nun den Antrag für ein "mehrstufiges Werbekonzept" für den neuen Ortskern ein. Allerdings führte auch das zu einer Kontroverse.

Grünen-Sprecher Herbert Danner erklärte in dem Antrag, es sei klar, dass sich künftig nicht nur der Durchgangsverkehr umorientieren müsse, auch das Mobilitätsverhalten beim Kundenverkehr müsse sich dringend hin zum Rad und ÖPNV verschieben. Eine Werbekampagne sei nötig, die schon während der langen Bauzeit auf die künftigen Qualitäten des Zentrums aufmerksam mache, aber auch deutlich benenne, dass es nur funktionieren kann, wenn die Zahl der Autos wirklich abnehme. Diese mehrstufige Kampagne solle professionell entwickelt werden auf Grundlage der bereits von einer Agentur ausgearbeiteten Ideen, wie sich die Truderinger Straße zur "Marke" machen lässt. Mit ins Boot hohlen müsse man das Geschäftsstraßenmanagement des städtebaulichen Entwicklungsprojekts Aktive Zentren, den Gewerbe- und Eigentümerverband und die Stadt, vor allem die Abteilung Mobilitätsmanagement des Kreisverwaltungsreferates. Der Bezirksausschuss aber solle seine Bereitschaft erklären, sich an der Finanzierung der Kampagne angemessen zu beteiligen, so die Grünen.

CSU-Sprecherin Magdalena Miehle fand die Intention gut, dennoch werde ihre Fraktion ablehnen. Der Grund: Der Bezirksausschuss sei der falsche Adressat, der Antrag gehöre in die Projektgruppe der Aktiven Zentren. Ins selbe Horn stieß der Gremiumsvorsitzende Otto Steinberger (CSU): Die Forderung nach begleitendem Marketing für den Umbau der Truderinger Straße sei auch schon von der Regierung von Oberbayern erhoben worden, welche die Förderung mit Bundes- und Landesmitteln zu genehmigen habe. Somit sei auch die Werbekampagne bereits von Bund, Land und Stadt finanziert, der Bezirksausschuss müsse dafür ganz sicher nicht in seinen Budgettopf greifen. Er solle auch keine federführende Rolle spielen.

Auch CSU-Stadtrat Sebastian Schall betonte, dass das Marketing ohnehin Beschlusslage bei den Aktiven Zentren sei: "Da braucht es keinen BA-Beschluss." Georg Kronawitter (CSU) ergänzte, das begleitende Marketing sei ein "Kernauftrag" der Aktiven Zentren, der Antrag somit "ein Schaufensterantrag". Gerade in dieser kritischen Phase sollte der Bezirksausschuss keine tragende Rolle zu spielen versuchen. Eine Meinung, der sich auch SPD-Sprecherin Maren Salzmann-Brünjes anschloss: "Wir sind der falsche Ansprechpartner."

Danner erklärte, er werde den Gedanken freilich auch in die Projektgruppe für die Aktiven Zentren tragen - "aber einer muss anfangen, und das sollten wir sein". Die anderen täten gerade so, als ob der Bezirksausschuss da völlig abgekoppelt wäre, dabei habe er sich finanziell auch an den Kosten für die Weihnachtsbeleuchtung an der Truderinger Straße beteiligt, obwohl auch das eine Werbemaßnahme der Aktiven Zentren gewesen sei. Am Ende aber standen die Grünen dennoch alleine da mit ihrem Antrag.

Geschäftsstraßenmanager Christoph Heindenhain erklärt, dass man derzeit von einem Baubeginn 2020 ausgehe - vorausgesetzt, der Stadtrat gibt 2019 rechtzeitig sein Einverständnis zu den Plänen. Begleitende Werbung vorher, während und auch nach der Maßnahme sei ohnehin vorgesehen, so der Manager. Danners Vorstoß verstehe er als "zusätzliche Rückendeckung". Im Februar werde das Werbekonzept in der Projektgruppe besprochen.

© SZ vom 02.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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