Trudering:Ein Herz für die heile Welt

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Nicht ohne seine Löwen: Herbert Wildmoser lebt für Bayern und den TSV 1860 München. (Foto: Natalie Neomi Isser)

Seit mehr als 30 Jahren veranstaltet Herbert Wildmoser seinen "Bairischen Advent". Und das ist nur eine von vielen Verpflichtungen im Terminkalender des umtriebigen Truderingers

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Tannenzweige, Kugeln, Engel und mehr: Herbert Wildmoser schmückt im Advent jeden Raum seines Hauses. Verreisen an Weihnachten käme ihm gar nicht in den Sinn, denn er liebt die Vorweihnachtsstimmung - Glühwein, Lieder, Plätzchen, Gedichte und Geschichten: "Ich bin halt ein Weihnachtsmensch."

In Trudering wissen das viele, denn Hebert Wildmoser teilt seine Vorweihnachts-freude. Seit mehr als 30 Jahren veranstaltet er seinen "Bairischen Advent", anfangs unter dem Titel "Weihnachten tuat's" in der Feldbergschule, später in St.-Peter-und-Paul, nun im Kulturzentrum. Er hat durch die Spenden und Eintrittsgelder nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Truderinger Teil der Kosten des Kulturzentrums geleistet. Auch die stimmungsvolle Freiluft-Waldweihnacht an der Truderinger Mariengrotte ging auf eine Initiative von Wildmoser und seiner Frau Thea zurück. Anfangs kamen nur ein paar Leute, in den vergangenen Jahren waren es bis zu 300; Pfarrer Herbert Kellermann zelebrierte die Andacht. Ob dessen Nachfolger diese Tradition lebendig hält, weiß Wildmoser noch nicht, hofft es aber.

Dass Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ihm im März zum zehnjährigen Bestehen des Kulturzentrums die Medaille "München dankt" überreichte und der Vorstand des Kulturzentrums-Trägervereins ihm die Goldene Ehrennadel verlieh, hat noch weitere Gründe. Fürs Kulturzentrum organisiert Wildmoser Chorsingen, Operettengala, Gospelkonzert oder, schon für 2017 terminiert, einen Wiener Liederabend. Und beim Christkindlmarkt ist er mit seiner sonoren Stimme ein glaubwürdiger Nikolaus. Dann überlässt er seinen Stand mit weihnachtlichen Sägearbeiten aus eigener Werkstatt für kurze Zeit seiner Frau.

Beim Wiesnumzug sitzen Wildmosers in einer Kutsche, denn er ist Vorsitzender - genauer gesagt: Erster Zunftmeister des Vereins Gesellige Bürgerzunft Alt Monachia. Die Zunftkette an der Wand hinter seinem Schreibtisch erinnert ihn daran, dass er für den seit 90 Jahren bestehenden Verein, der in Bürgergewändern aus der Zeit von König Ludwig I. auftritt und zu dem einst auch der Weiß Ferdl gehörte, Nachwuchs suchen muss. Dass ihm das Spaß macht, zeigt ein Foto Wildmosers mit Gehrock, Zylinder, Schmissettl und Stehkragen. Wildmoser macht auch mit im König-Ludwig-Verein, ist beim Freundeskreis der Turmschreiber engagiert und einer der Leiter des Münchner Mundartkreises. Und über viele Jahre trat er im Bayerischen Rundfunk mit seinen Gedichten am Samstagvormittag bei Elmar Gunsch auf.

Wildmoser ist ein Münchner Kindl, geboren in Moosach. Nach dem frühen Tod seiner Eltern von den drei Geschwistern getrennt, im Kinderheim zur Adoption freigegeben, landete er bei seinen neuen Eltern in Trudering. Nach der Schule arbeitete der gelernte Karosseriebauer 15 Jahre bei BMW im Versuchszentrum, träumte dann von einem Schreibtischjob, absolvierte Kurse und Fortbildungen und war bis zur Pensionierung Beamter beim Bundesfinanzhof. Als er sich für den Fußball beim SV Gartenstadt zu alt fühlte, suchte er ein Hobby und begann zu schreiben. Bairisch, wie sonst. Bestärkt vom Münchner Autor Helmut Zöpfl blieb er dran. Vier Bücher mit Gedichten und Geschichten sind das Ergebnis, Stoff hätte der 75-Jährige für einige mehr. Weil die Werke bekannt werden sollten, bot er sich für Lesungen an, lernte Gstanzlsänger und Hausmusikgruppen kennen, sein Adressbuch ist voll. Er wurde zum Organisator und Moderator. In St.-Peter-und-Paul liest er regelmäßig Ludwig Thomas "Heilige Nacht", hat mit dem Titel eine CD herausgebracht. In der Kirchengemeinde bietet er zudem immer wieder Passionssingen oder Mariensingen an. "Machen'S ja weiter", sagen die Menschen zu ihm.

Er ist oftmals aufgeregt, ob alle kommen, alles klappt. Doch wenn er auf der Bühne steht, kehrt Ruhe ein. Der Truderinger, der höchstens mal in die Berge fährt, aber nie fliegen würde, will daher alle Aufgaben weiter ausfüllen, solange es nur geht. Weil diese heile Welt sein Herz erfreut: "Ich bin halt ein echter Bayer, manchmal auch ein bisschen grantig." Aber nur dann, wenn er wieder einmal seine Brille sucht.

Bairischer Advent, Kulturzentrum Trudering, Wasserburger Landstraße 32. Sonntag, 5. Dezember, 19 Uhr. Telefon 42 84 68.

© SZ vom 28.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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