Die Anlieger der Güterverkehrstrasse Truderinger und Daglfinger Kurve sowie Truderinger Spange, die die Bahn ausbauen will, haben sich in die Materie eingearbeitet und mit viel Mühe einen Alternativvorschlag ausgearbeitet. Er sah vor, Truderinger Spange und Kurve zusammenzulegen und weiter nach Westen zu rücken. Dank der Fürsprache einiger hochrangiger Politiker wie der Bundestagsabgeordneten Claudia Tausend (SPD) und Wolfgang Stefinger (CSU) hat nun die Bahn nicht nur, wie zunächst beabsichtigt, ihre aus dem Anwohnervorschlag abgeleiteten eigenen zwei Alternativideen, sondern auch wirklich das Ursprungskonzept der Anlieger geprüft. Jetzt hat die Bahn den Sprechern der Initiative erläutert, warum ihre Vorstellungen nicht realisierbar seien: Die Geschwindigkeit der Züge könnte nur zwischen 60 und 80 Stundenkilometern liegen, gefordert aber seien 100. Ferner wäre eine Straßenanbindung des Wohngebiets um die Thomas-Hauser-Straße nicht mehr möglich; das Wohngebiet wäre nur über den Schatzbogen nach Osten angebunden. Die neu zu bauende Strecke Daglfing - Trudering passe in der Höhe nicht unter der bestehenden S-Bahn-Strecke München-Ost - München-Riem hindurch.
DB-Projektleiterin Susanne Müller hatte das vorausgesehen und versichert, nun würden bei einer Machbarkeitsstudie die Alternativtrassen untersucht, die etwas weiter östlich im Vergleich zur ursprünglichen Idee der Anwohner verliefen: "Das heißt, es wird in annähernd gleicher Detailtiefe beplant wie der bestandsnah vorgesehene zweigleisige Ausbau der DB Netz AG. Durch diese intensive Planung ist es möglich, eine verifizierbare Kosten- und Risikoabschätzung für die Alternativ-Varianten abzugeben", versichert die Bahn in einer Mitteilung. Teil der Prüfungen seien auch Erkundungsbohrungen, die in den kommenden Wochen stattfänden. Mit ersten Ergebnissen zur Machbarkeitsstudie rechne die DB Netz AG im Frühjahr. Die Initiative war laut deren Sprecher Peter Brück angetan von der sachlichen Atmosphäre des Gesprächs. Man habe auch die technischen Probleme verstanden. Für ihn steche aus den dargestellten Schwierigkeiten die fehlende Höhe bei einer möglichen Unterführung der Gleise in Richtung Mühldorf heraus.
Die Anwohnervertreter hätten auch um eine Erklärung dafür gebeten, warum das Abtauchen der Strecke nicht schon nach der Unterführung im Bahnhof Trudering beginnen könnte. Dies habe die Bahn mit betriebstechnischen Regeln in Bahnbetrieb erklärt. Die Initiative halte das im Moment für nachvollziehbar, habe es aber noch nicht nachgeprüft. Sie habe die Bahn um schriftliches Material zu den Hinderungsgründen gebeten, anfangs aber nur die Pressemitteilung zugesandt bekommen - und sich wieder über den Kommunikationsstil geärgert. Nun jedoch habe man doch erste Antworten bekommen.
Zuversichtlicher sei man in jedem Fall: Zumindest eine der von der DB Netz abgeleiteten Varianten könnte Lärm und Erschütterung für die Bewohner minimieren. Die Grundfrage, warum der gesamte Güterverkehr mitten durch eine Millionenstadt geführt werde, und das mit Tempo 100, bleibe aber unbeantwortet.