Trudering:Auf dem Sprung

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Alexa Escherich aus Trudering zählt mit 17 Jahren zu den besten Windsurferinnen Europas. Ihre Ferien verbringt sie jedes Jahr auf Fuerteventura oder Gran Canaria. "Mit dem Wind ist es in München leider etwas schwierig", sagt die Schülerin

Von Pauline Stahl, Trudering

Ab und an streicht sie ihre langen, kastanienbraunen Haare hinter die Ohren; die Wimpern sind dezent mit Mascara geschwärzt. Alexa Escherich sitzt in einem Café in Trudering, ihrer Heimat. Mit braun gebräunten Teint sieht sie aus wie frisch aus dem Sommerurlaub - wie ein echtes Surfergirl eben. Denn Escherichs größtes Hobby ist das Windsurfen - und mit ihren 17 Jahren zählt sie schon zu den besten Windsurferinnen Europas.

Von klein auf in Aktion: Das erste Mal stand Alexa Escherich auf einem Surfbrett, als sie fünf Jahre alt war. 2017 kürte sie das Magazin Surf zum "Windsurf Talent des Jahres". (Foto: privat)

Das erste Mal stand Alexa auf einem Surfbrett, als sie fünf Jahre alt war. Rechts und links Mama und Papa, der viel zu große Neoprenanzug schlabberte an ihr herum. "Mein Papa hat Windsurfen gemacht, es meiner Mama beigebracht, und ich bin dann da reingewachsen", sagt Escherich. Ihre Ferien verbringt sie jedes Jahr im Trainingslager, entweder auf Fuerteventura oder Gran Canaria. In München ist sie mit ihrem Surfbrett oft am Eisbach oder an der Citywave, einer Indoor-Surfanlage in der Jochen Schweizer Arena Taufkirchen. "Mit dem Wind ist es in München leider etwas schwierig", sagt die 17 Jahre alte Schülerin des Michaeli-Gymnasiums und lacht. Ihr Training in Deutschland beschränkt sich auf ein einstündiges Krafttraining alle zwei Tage, um die Muskeln zu erhalten. Sonntags geht Escherich überdies zu einem Tanzkurs. Bisher konnte Escherich trotz ihres zeitaufwendigen Sports der Schule immer gerecht werden. Wenn die Zehntklässlerin für Wettbewerbe schon vor Ferienbeginn frei braucht, muss sie eine Beurlaubung beantragen. Bei Lehrern und Mitschülern stößt sie dabei meistens auf Verständnis.

In den ersten drei Wochen der Sommerferien stehen Wettkämpfe an. Dabei kann Escherich in mehreren Disziplinen antreten. Während bei "Slalom" ein Wettrennen absolviert wird, müssen die Surfer in der Kategorie "Speed" möglichst schnell sein. Unterschiedlichste Manöver in der Luft zeigt Escherich beim "Freestyle". Wie der Name schon sagt, verlangt die Kategorie "Wave" das besonders elegante Reiten einer Welle. Wofür die Sportlerin trainiert, kommt auf den Ort an. Denn vor Fuerteventura bietet sich wegen des eher ruhigen Meers "Freestyle" an. Möchte die Schülerin ihr Können im Wellenreiten verbessern, fliegt sie nach Gran Canaria.

(Foto: Logo Talentiade)

Der Gedanke, dass es schön wäre, in den Ferien abseits des Windsurfens die Welt zu bereisen, ist Escherich schon durchaus gekommen. Doch es überwiegt die Freude auf das Wiedersehen mit Freunden beim Training und der Spaß an den Wettkämpfen. Wenn sie auf dem Siegertreppchen steht, ist das Fernweh vergessen. Schon 2014, im Alter von 13 Jahren, belegte sie bei einer europäischen Meisterschaft der Junioren den zweiten Platz. Fast ein Dutzend Wettbewerbe hat die Schülerin schon absolviert. Die Windsurf-Weltmeisterschaft auf Gran Canaria 2018 konnte sie bei den unter 20 Jährigen für sich entscheiden. Auch bei einer Meisterschaft der Kanarischen Inseln errang sie den ersten Platz in ihrer Altersklasse. Dazu kommen zahlreiche Zweit- und Drittplatzierungen bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie 2017 die Titel "Windsurf Talent des Jahres" des Surf Magazins sowie "Rookie of the year", eine Auszeichnung der "Professional Windsurfers Association".

Für ihren Erfolg hat Escherich eine ganz einfache Erklärung: "Ich gehe mit Spaß ran und habe immer den Willen weiterzumachen." Auch eine Verletzung an Knie und Mittelfuß, die sie sich im vergangenen Sommer zuzog, lassen die Schülerin nicht aufgeben. "Es ist anstrengend, und abends ist man einfach müde", sagt Escherich. "Aber es gibt immer wieder etwas Neues auszuprobieren und es wird nie einseitig." Abgesehen von Mathematik stellt die Münchnerin momentan der "Backloop" vor eine große Herausforderung, ein Sprung, bei dem man sich in der Luft dreht. Wie es nach dem Abitur in zwei Jahren weitergeht, weiß sie noch nicht. Sportmanagement- oder -wissenschaft sowie Produktdesign interessieren sie.

Im Windsurfen will die Jugendliche so gut werden, wie es eben geht. Irgendwann würde sie gerne bei einem Wettbewerb auf Sylt mitmachen: "Das wäre richtig cool." Auch ein "Freestyle"-Wettkampf in Portugal steht auf Escherichs Wunschliste. Jetzt möchte sie sich aber erst einmal auf die Schule konzentrieren - und die Wettbewerbe und Trainingsstunden auf Fuerteventura und Gran Canaria genießen.

© SZ vom 11.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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