Trudering:Alles wieder offen

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Brache am Bahnhof: Hier sollte das Sozialbürgerhaus stehen. (Foto: Stephan Rumpf)

Bezirksausschuss verlangt eine Entscheidung für das Sozialbürgerhaus Berg am Laim

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

In diesem Jahr sollten die Korken knallen: Für 2017 war vor sechs Jahren bereits die Einweihung des Sozialbürgerhauses für Berg am Laim und Trudering-Riem angekündigt worden. Doch auf dem zentral gelegenen Filetgrundstück gegenüber des Truderinger Bahnhofes pflanzen bis heute Krautgärtner ihre Radieschen und Tomaten. Und nach einigem Hin und Her in den vergangenen Jahren steht das Projekt Sozialbürgerhaus im Moment wieder einmal völlig infrage.

Der Grund: Der Bauboom und die Nachverdichtung haben die Einwohnerzahlen derart explodieren lassen, dass die ursprünglich geplante Fläche nach der neuesten Bedarfsprognose nicht mehr ausreicht. Die Lokalbaukommission prüft nun bereits seit Monaten, ob ein weiteres Stockwerk zulässig sein könnte, eine Fristverlängerung folgt auf die andere. Dem Bezirksausschuss ist jetzt endgültig der Geduldsfaden gerissen, er fordert, dass sich der Stadtrat umgehend damit befasst. Und die Grünen im Stadtrat verlangen von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) "ein Machtwort".

Seit 2005 ist das Sozialbürgerhaus für diesen Bereich provisorisch an der Streitfeldstraße untergebracht; nun erfuhr der Bezirksausschuss, dass der Mietvertrag erneut verlängert worden ist, dieses Mal bis 2021. Das versetzt die Stadtviertelvertreter in Rage, denn: Seit Jahrzehnten schon fühlen sie sich hingehalten, sie hatten den Termin für 2017 auch nur höchst widerwillig akzeptiert. Ein Grund für den Ärger ist, dass das Sozialbürgerhaus in einen größeren Komplex eingebunden sein soll, zu dem auch eine neue Bücherei, Räume für die städtische Musikschule, die Volkshochschule und ein Jugendzentrum gehören sollen. Alles für sich ist dringend, aber nichts von allem kann unabhängig vom Sozialbürgerhaus in Angriff genommen werden. Ausweichmöglichkeiten für diese Nutzungen im Zentrum sind ebenfalls Mangelware, seit die Stadt das alte Truderinger Rathaus als Tauschobjekt gegen eine wichtige Fläche am Rappenweg hergegeben hat.

Zu Irritationen war es bereits vor zwei Jahren gekommen, als der Bezirksausschuss eher zufällig aus Protokollen des sozialen Netzwerks Regsam erfahren hatte, dass die damalige Sozialreferentin Brigitte Meier gemeinsam mit der Kämmerei beschlossen hatte, auf einen Neubau zu verzichten und statt dessen ein Objekt zu mieten - eventuell in der Messestadt. Helle Empörung auch damals im Bezirksausschuss. Dieser machte Meier klar, dass sie den vom Stadtrat 2004 gefassten Beschluss nicht durch eine einsame Entscheidung kippen könne. Und dass die Messestadt für die Berg am Laimer Bürger, die das Sozialbürgerhaus brauchen, zu weit weg ist.

Zudem hatte die Stadt seinerzeit die frühere Eigentümerfamilie der 6000 Quadratmeter großen Liegenschaft am Bahnhof für den Zweck Sozialbürgerhaus enteignet - wenngleich auch auf deren ausdrücklichen Wunsch, weil sie es leid war, Grundsteuer für eine Fläche zu zahlen, die sie nicht verwerten konnte. Jedenfalls könnte, so der Bezirksausschuss, der frühere Eigentümer sicherlich erfolgreich klagen, wenn die Stadt ihren Plan einfach fallen lassen sollte. Nach ein paar Monaten ließ das Sozialreferat dann verlauten, dass es nun doch am alten Standort festhält.

Doch nun zieht sich alles weiter zäh dahin. Sollte die Lokalbaukommission das Zusatzstockwerk genehmigen, muss erneut das Kommunalreferat die Wirtschaftlichkeit eines Neubaus prüfen. Georg Kronawitter (CSU) erinnerte daran, wie leicht derzeit im Wohnungsbau ein zusätzliches Stockwerk erlaubt wird; da dürfte das doch bei einem für die Öffentlichkeit so wichtigen Bauwerk eigentlich kein Problem sein.

Aus dem Sozialbürgerhaus eine Chefsache für OB Reiter zu machen, sollte eigentlich nicht nötig sein: "Was ist das für eine desolate Verwaltung. . .", so Georg Kronawitter

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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